Runder GeburtstagWipperfürtherin wird 100

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Gerne hätte Trude Dahl Ihren 100. Geburtstag groß gefeiert doch das geht wegen Corona nicht, nun gibt es kleines Fest gemeinsam mit ihrem Mann Paul.

Gerne hätte Trude Dahl Ihren 100. Geburtstag groß gefeiert doch das geht wegen Corona nicht, nun gibt es kleines Fest gemeinsam mit ihrem Mann Paul.

Wipperfürth – „Immer interessiert sein, die Augen offenhalten und nie gleichgültig werden“. Wie aus der Pistole geschossen kommt die Antwort auf die Frage, wie man es als Hundertjährige schafft, geistig noch so fit im Kopf zu sein. Am 19. Dezember 1920 kam Trude Dahl aus Wipperfürth-Hintermühle als Trude Schlingensief in Düren zur Welt. In der Stadt, die sie heute noch ihre Heimat nennt, machte sie Abitur, absolvierte eine zweijährige Ausbildung auf einem Bauernhof, danach die Fachschule und studierte schließlich Hauswirtschaft und Ernährungswissenschaften. Über Dülken am Niederrhein und Köln kam sie 1955 berufsbedingt nach Wipperfürth. Dort wurde sie Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft für Mädchen an der Landwirtschaftsschule und übernahm die Geschäftsführung der Landfrauenvereinigung. Womit sie auch ihr Lebensthema gefunden hatte.

Ab 1955 in Wipperfürth als Fräulein Schlingensief

Die Jubilarin betont, wie gerne sie mit der Landbevölkerung im Bergischen gearbeitet hat, wie sehr sie sich noch heute über die Erfolge freut, die sie durch die fachliche Ausbildung vor allem von Mädchen erzielt habe.

Von 1955 bis 1985 an der Landwirtschaftsschule

Die erste mehrtägige Lernreise für ehemalige Schülerinnen der Wipperfürther Landwirtschaftsschule organisierte Trude Dahl, damals noch Fräulein Schlingensief, im Jahr 1957.

Die BLZ berichtete im Juni darüber: „Für vier Tage ging es an die Nordsee, genauer nach Bremerhaven (siehe Foto). Insgesamt reisten 38 Landmädchen gemeinsam mit ihrer Lehrerin Fräulein Schlingensief in den Norden. Dort besuchten die jungen Bäuerinnen vor allem die Fischverarbeitung und angeschlossene Betriebe. So eine Eisfabrik, den Fischmarkt und die Hochseeflotte der Fischereigenossenschaft.“ Repro: lb

„Das war ja alles sehr rückständig damals im Bergischen“, erzählt sie. Fließendes Wasser zum Beispiel, Toiletten und Duschen in den Häusern, gab es erst Anfang der 60er Jahre. Durch ihren engen Kontakt mit den zuständigen Ministerien habe sie auch hier viel an Fortschritt erreichen können. Als Mentorin gab sie bis zu ihrer Pensionierung 1985 ihr Wissen an unzählige Referendarinnen weiter, noch heute meldeten sich ehemalige Schülerinnen bei ihr. Im Rahmen ihrer Berufsausübung lernte sie auch ihren späteren Mann kennen, den vier Jahre jüngeren Elektroingenieur Paul Dahl. 1964 wurde geheiratet, mit Freude spricht Trude Dahl von der Goldhochzeit vor sechs Jahren. Ein riesiges Dorffest sei das gewesen, mit Kind und Kegel, in ganz Vorder- und Hintermühle hätten die Häuser leer gestanden für Einbrecher, erzählt sie lachend. Zum Glück sind keine gekommen.

Auch ihren 100. Geburtstag hätte sie gerne in einem ähnlichen Rahmen gefeiert, das ist aufgrund der Lage natürlich nicht möglich. Langweilig werde ihr an ihrem Jubeltag sicher nicht. Bestimmt werde sie den ganzen Tag mit Anrufen und Post beschäftigt sein. Schon Tage vorher stand ein ganzer Karton mit Glückwünschen auf dem Tisch. Zusammen mit ihrem Mann Paul wohnt die Jubilarin in Hintermühle. Kinder haben die beiden nicht, „wir haben ja sehr spät geheiratet“, sagt Trude Dahl. Traurig ist sie darüber nicht, schon immer war ihre Arbeit ihre Familie, ihre Schülerinnen sind ihre Kinder, das empfindet sie bis heute so und nimmt auch immer noch regelmäßig an Gruppentreffen ihrer „Ehemaligen“ teil, wo sie ein gerne gesehener Gast ist. Einmal in der Woche kommt jemand, der im Haushalt hilft und das Essen lassen sich Trude und Paul Dahl mittlerweile bringen, aber ansonsten kommen die beiden in ihrem Haus immer noch gut klar. „Es ist eine Sache der Einteilung“, sagt sie.

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Der Rücken mache ein bisschen Probleme und die Beine, weswegen sie seit rund zwei Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist. „Man ist ja keine 80 mehr oder 90“, sagt die Jubilarin. „Mit 80 war ich noch topfit“. Aber im Kopf ist sie immer noch fit und das ist für sie die Hauptsache.

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