WipperfürthViele Defizite im Busverkehr

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Hohe Bordsteine sind nur eine von vielen Barrieren am Wipperfürther Busbahnhof.

Hohe Bordsteine sind nur eine von vielen Barrieren am Wipperfürther Busbahnhof.

Wipperfürth – Wer in der Hansestadt auf den Bus angewiesen ist, muss Geduld mitbringen. Denn der Fahrplan lässt auch im Jahr 2021 immer noch sehr zu wünschen übrig. Vor allem die Verbindung zwischen den Kirchdörfern und der Innenstadt ist mangelhaft.

Besonders betroffen davon sind Senioren, sei es, weil sie keinen Führerschein oder kein Auto haben. In einer Pilotstudie, die vom Oberbergischen Kreis gefördert wird, hat die Regionalverkehr Köln Gmbh (RVK) die Defizite im Wipperfürther Busverkehr untersucht, mit besonderem Blick auf die Bedürfnisse der älteren Generationen.

Bald ist jeder Dritte über 65

Anne Teekat von der RVK stellte die Wipperfürther „Mosim-Untersuchung“ – eine Abkürzung für „Mobilitätssicherung und sichere Mobilität älterer Menschen“, im Ausschuss für Stadtentwicklung vor. Auf Antrag der CDU hatte der Ausschuss im Juni 2019 eine Bewerbung für das Modellprojekt beschlossen – mit Erfolg.

„Jeder fünfte Bürger ist 65 oder älter“, erkärte Teekat, „in neun Jahren wird es jeder Dritte sein“. Dass zeige, wie wichtig dieses Thema sei. Im Februar 2020 begann die Untersuchung des Ist-Zustandes. Die RVK-Fachleute trafen sich mit Wipperfürther Senioren, unter anderem in Egen und in Kupferberg, um mehr über deren Wünsche zu erfahren.

„Bei der Häufigkeit der Busverbindungen gibt es echte Defizite“, so Teekat. Der öffentliche Nahverkehr sei vorrangig auf Schüler ausgerichtet, „für normale Nutzer ist das sehr schwierig“. So fahre etwa am Wochenende von Wipperfeld aus kein Bus in die Stadt, abgesehen vom Dorfbürgerbus.

Agathaberg ist bis jetzt nicht an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen, und auch in Kreuzberg, Egen und der Neye ist das Angebot stark verbesserungswürdig. Vielerorts fehlt eine Vertaktung.

Viele Bushaltestellen sind in keinem guten Zustand, Modernisierungen sind geplant

Ein mögliche Lösung könnte die Einführung von Taxi-Bussen sein, die vormittags, nachmittags und abends das vorhandene Linienbus-Angebot ergänzen. Beim Taxi-Bus übernehmen Taxifahrer den Transport, der Fahrgast zahlt nur den normalen Buspreis. Ein Nachteil: Die Fahrt muss mit einem gewissen zeitlichen Vorlauf angemeldet werden, spontane Fahrten sind nicht möglich.

Wipperfürth hat insgesamt 90 Bushaltestellen, 25 davon hat sich die RVK angesehen. Einige sind in geradezu katastrophalem Zustand, sie verfügen weder über ein Wartehäuschen noch über Sitzgelegenheiten – gerade für Senioren ist beides wichtig. Teekat zeigte anhand von Fotos allerdings auch einige positive Beispiele von barrierefreien Bushaltestellen. Zum Ist-Zustand des Wipperfürther Busbahnhofes, der in den kommenden Jahren komplett umgebaut und modernisiert werden soll, meine Teekat nur „ich schweige lieber“.

Erforderlich sei dort auch ein Kundencenter am Busbahnhof mit der Möglichkeit, sich zu informieren und Fahrkarten zu kaufen. „Ältere Menschen brauchen eine persönliche Beratung“, so Teekat. Lob gab es für den Bürgerbus und den Dorfbürgerbus, auch wenn das Angebot zeitlich nur rudimentär sei.

Die Stadt Wipperfürth will sich als Konsequenz aus der Studie in einem ersten Schritt die besonders stark frequentierten Bushaltestellen genauer ansehen und sie in den kommenden Jahren modernisieren. Darüber hinaus soll die Mosim-Untersuchung in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept mit einfließen, das im Herbst 2021 starten soll.

In Wipperfürths Nachbargemeinde Kürten ist man bereits einen Schritt weiter. Dort wurde schon im Jahr 2017 eine Mosim-Untersuchung durchgeführt – als Folge sollen jetzt sämtliche Bushaltestellen modernisiert werden.

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