Zwei Gebäude, ein Architekt?Zur Geschichte des vom Abriss bedrohten Kolpinghauses

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Die Fassade des 1904 errichteten Kolpinghauses weist starke Ähnlichkeiten zum alten Krankenhaus auf.

Die Fassade des 1904 errichteten Kolpinghauses weist starke Ähnlichkeiten zum alten Krankenhaus auf.

  • Abreißen oder Erhalten?
  • In die Diskussion über den Umgang mit dem Kolpinghaus hat sich der Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth (HGV) mit einer Stellungnahme eingeschaltet.

Wipperfürth – Aus Sicht des HGV-Vorstands sollte zumindest die Fassade des 1904 erbauten, ehemaligen Gesellenhauses unbedingt stehen bleiben. Zumal es deutliche Anzeichen gebe, dass das Gebäude von einem nicht unbedeutenden Architekten entworfen wurde, nämlich dem Kölner Diözesanbaumeister Heinrich Renard (1868 - 1928). Renard hat in Wipperfürth unter anderem im Jahr 1901 den Neubau des St. Josef-Krankenhauses realisiert. Sein bekanntester Bau ist die 1910 errichtete Marienkirche auf dem Zionsberg in Jerusalem.

Erich Kahl, der Vorsitzende des HGV, hat zwischen den Fassaden des Krankenhauses und des Kolpinghauses frappierende Ähnlichkeiten festgestellt. Das Zusammenspiel zwischen dem Ziegelmauerwerk und den hellen, glatten Wandflächen, die Gliederungs- und Schmuckelemente und die dominierenden Rundbogenfenster weisen eine starke Verwandtschaft auf. „Der Hinweis auf Renard erscheint sehr schlüssig“, so auch das Urteil von Dr. Frank Berger, Kurator am Städtischen Museum in Frankfurt und stellvertretender Vorsitzender des HGV.

Wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte

Für einen katholischen Verein habe es zudem nahegelegen, den Diözesanbaumeister mit der Planung eines solchen Großprojekts wie dem Kolpinghaus zu beauftragen, so der Verein.

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Aus Sicht des HGV sprechen aber nicht nur gestalterische und städtebauliche Gründe für einen Erhalt der Fassade des Kolpinghauses. Das Gebäude sei ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte. Der 1852 gegründete Katholische Jünglingsverein Wipperfürth wurde bereits ein Jahr später in den Verband der katholischen Gesellenvereine aufgenommen, er gehört damit zu den ersten Kolpingvereinen des Rheinlandes. Der große Saal des Kolpinghauses war über Jahrzehnte der zentrale Veranstaltungsort in der Stadt Wipperfürth, das Gebäude verdeutlicht die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung der Kolpingsfamilie.

Politik fordert Planung und Zahlen

Ein Total-Abriss des Kolpinghauses, wie er von Bürgermeister Michael von Rekowski favorisiert wird, würde der Glaubwürdigkeit von Verwaltung und Rat schweren Schaden zufügen, so der HGV. Denn die Stadt selbst hat einen Veränderungsstopp für die Innenstadt beschlossen. „Gerade im Hinblick auf die Pflege des historischen Stadtbilds kommt der Stadt als Bauherrn eine Vorbildfunktion zu“, so die Stellungnahme.

Das Kolpinghaus war auch Thema im Haupt- und Finanzausschuss – als Teil des städtischen Raumkonzepts. Die SPD-Fraktion hatte hierzu einen sechs Punkte umfassenden Antrag eingereicht, der einstimmig angenommen wurde. Dessen Kernpunkte: Ein von der Stadt moderierter Workshop soll bewerten, ob und wie sich die verschiedenen Vorschläge des Konzepts umsetzen lassen, auch im Hinblick auf die Kosten. Für das Kolpinghaus soll die Verwaltung eine Planung vorbereiten, die verschiedene Aspekte mit einbezieht - sowohl einen möglichen (Teil-)erhalt als auch einen Abbruch. Dabei soll auch der Denkmalschutz mit einbezogen werden. Die Planung soll dann der Politik als Entscheidungsgrundlage für den weiteren Umgang mit dem Kolpinghaus dienen.

Architektenwettbewerb sei eine denkbare Option

Die SPD werde sich massiv dafür einsetzen, die stadtbildprägende Fassade des Kolpinghauses zu erhalten, so SPD-Fraktionschef Frank Mederlet. Die Stadt müsse hier mit gutem Beispiel voran gehen. Für das Kolpinghaus sei ein Architektenwettbewerb eine gut denkbare Option.

Sein CDU-Kollege Friedhelm Scherkenbach betonte, dass man erst eine konkrete Planung und Zahlen haben müsse, bevor man sich für einen möglichen Abriss, eine Sanierung oder einen Erhalt der Fassade entscheide. Im Bauausschuss am 7. Mai hatte die CDU einem Verwaltungsvorschlag zugestimmt, der für 2021 eine Planung für den Abriss des Kolpinghausesund einen Neubau vorsah. „Wir haben uns dort dem Beschlussentwurf der Verwaltung angeschlossen, der nicht sehr glücklich formuliert war“, erläuterte Scherkenbach. Die CDU habe zum jetzigen Zeitpunkt keinem Abriss des Kolpinghauses zugestimmt.

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