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KonditorinAndrea Andrä hat mit 70 den letzten Arbeitstag in ihrem Refrather Café

Lesezeit 3 Minuten
Konditormeisterin Andrea Andrä und ihre Nachfolgerin Elena Rolle stehen in ihrem Refrather Café.

Mit 70 Jahren übergibt Andrea Andrä, die früher Uwe Andrä hieß, ihr Café an Nachfolgerin Elena Rolle

Die Konditorin war lange beim Militär, bevor sie ihr Café in Refrath eröffnete. Jetzt, mit 70, übergibt Andrea Andrä es an ihre Nachfolgerin.

Pflaumenkuchen zum Rundessen, fluffig leichter Käsekuchen und viele Köstlichkeiten mehr – an diesem Samstag wird Konditormeisterin Andrea Andrä zum letzten Mal in der Backstube stehen. Und dann die Gäste im Café willkommen heißen – zum Abschied.

Denn an diesem Samstag ist Finale: Andrea Andrä übergibt ihr Café an ihre Nachfolgerin, die 29-jährige Konditormeisterin Elena Rolle, die seit anderthalb Jahren an ihrer Seite steht mit der achtköpfigen Crew. „Es wird sich nichts ändern – alle Rezepte habe ich an Leni übergeben. Als Meisterin brauche ich ihr nicht viel zu erzählen“, sagt Andrea Andrä, die gerade mit ihrer Partnerin Hilli aus dem Erholungsurlaub im Sauerland zurückgekehrt ist. „Mit 70 Jahren kann man wohl an Ruhestand denken“, sagt sie lachend. „Und 37 Jahre in der Backstube und im Café sind irgendwann auch mal genug.“

Ich mache Schluss und sie macht nahtlos weiter. Das Café wird keine Dönerbude.
Andrea Andrä über ihre Nachfolgerin

Schon als Elena Rolle vor anderthalb Jahren ins Boot einstieg, war klar, dass sie das Café übernehmen wird. „Wir haben gleich auf die Übernahme hingearbeitet – ich mache Schluss und sie macht nahtlos weiter. Das Café wird keine Dönerbude“, so Andrea Andrä.

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Die Nachfolgerin freut sich auf ihre neue Aufgabe: „Am Sonntag gleich zum ersten Mal als Chefin – das ist ein komisches Gefühl.“ Es ist klar, dass sie die lange eingeführten und von der Kundschaft hochgeschätzten Konditorwaren weiter anbietet, doch sie wird auch ein eigenes Konzept entwickeln: „Ich liebe es, Hochzeitstorten zu entwickeln – ein Wohnmobil zum Beispiel.“

Geboren wurde Andrea Andrä vor 70 Jahren als Uwe Andrä

Hinter Andrea Andrä liegt ein bewegtes Leben: Vor 70 Jahren wurde sie als Uwe Andrä geboren, ging mit 14 Jahren in die Lehre, war mit 17 Jahren schon Konditor. „Wir haben damals eine Sechs– bis Siebentagewoche gehabt – das war nicht so falsch“, sagt sie heute über den immensen Arbeitseinsatz, der viel Disziplin und Durchhaltevermögen verlangte.

Dann ging Uwe Andrä zur Bundeswehr, machte dort in der Küche den Kochabschluss und leitete die Truppenküche. Den Konditormeister machte sie in Kürten bei Hans Jupp Herzhoff. Nach weiteren fünf Jahren in der Dürscheider Bäckerei Schmitz folgte mit 33 Jahren der Schritt in die Selbstständigkeit. „Da machte ich das Café in Refrath im Siebenmorgen 39 auf – das lief 27 Jahre lang“, erinnert sie sich.

Das Doppelleben hat mich zermürbt – Herzinfarkt.
Andrea Andrä

Andräs Café war schon damals eine Institution. Und Uwe Andrä war eine Sportskanone: Fußball, Wasserball, Tennis, Schwimmen. „Bei der Olympiade-Auswahl 1978 bin ich an Walter Kusch gescheitert, der ist dann über 100 Meter Brust Weltmeister geworden“, erinnert sich Andrä an die jungen Jahre, in denen sie auch ein Doppelleben führte: Sie war eine Frau im Körper eines Mannes.

„Das Doppelleben hat mich zermürbt – Herzinfarkt“, erinnert sie sich an den schwierigen Prozess, der vor zwölf Jahren begann. „Da kam die Wende, in der ich mich geoutet habe.“ In jener Silvesternacht, wie sie sich persönlich von Uwe verabschiedet hat, lernte sie Hilli kennen. Bis heute lebt Andrea mit ihr glücklich zusammen.

Die ältesten, konservativen Leute sagten: Wieso hast du so lange gewartet.
Andrea Andrä

Nach der Auszeit eröffnen sie das heutige Café im Siebenmorgen 7 – der Neubeginn! „Die Kunden haben mich akzeptiert – als Andrea“, erinnert sie sich. „Alle Ängste, die ich vorher hatte, waren umsonst. Im Gegenteil: Die ältesten, konservativen Leute sagten: Wieso hast du so lange gewartet.“ Und manche hätten es schon immer gewusst, dass Uwe eigentlich eine Frau ist – Andrea.

Doch jetzt heißt es Abschied nehmen vom Berufsleben, keine Säcke mehr schleppen, in der Sommerhitze nicht mehr in der Backstube stehen. Mit 70 Jahren macht sie Schluss.

Die Kunden werden sie am Samstag feiern, darunter die 86-jährige Hannelore Will, die schon Stammkundin vor über 30 Jahren war. Und auch die junge Chorleiterin Anna Eyberg ist dabei: „Das ist eine Institution hier – ein Lebenswerk!“

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