Bergisch GladbachWie Kunstherapie den Patienten im Vinzenz Pallotti Hospiz helfen kann

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Ein Bild zeigt sechs Blumen mit roter Blüte, das andere eine Allee.

Kunst kann vom Schmerz ablenken. Das Foto zeigt zwei Bilder von Marion Meerfeld, Patientin des Vinzenz Pallotti Hospizes in Bensberg Bild von Patientin

„Kunst kann von Schmerzen ablenken“, sagt Malu Grohs vom Vinzenz Pallotti Hospiz. Die Einrichtung zeigt eine Ausstellung mit Werken von Patienten und Künstlern.

Entgegen vieler Vorurteile sind Hospize keine sterilen, kalten Orte, sondern Orte mit viel Wärme und bunten Farben - liebevolle Orte, in denen Menschen würdevoll ihre letzten Tage verbringen. Das Vinzenz Pallotti Hospiz in Bensberg bietet seinen Patienten verschiedene Therapiemöglichkeiten an, um auf andere Gedanken zu kommen, wie beispielsweise die Kunsttherapie. „“, sagt Malu Grohs.

Im Hospiz spielt die Gestalttherapeutin den Patienten mal auf einer Körpertambura etwas vor oder malt mit ihnen. Zweimal in der Woche ist sie dafür in der Einrichtung und besucht die Patienten in ihren Zimmern. Sie stellt sich und ihre Arbeit vor und begleitet die Patienten schließlich bei den Malstunden.

Für die Patienten wird die Kunst zum Erlebnis

„Die erste Reaktion ist oft: Ich kann doch gar nicht malen, aber darauf kommt es nicht an“, erzählt Grohs. Sie ermutige die Patienten trotzdem, Kunst auszuprobieren, und am Ende würden viele Gefallen daran finden. Bei der Kunsttherapie steht nämlich nicht das Endergebnis im Vordergrund, sondern der Prozess dahinter. Kunst ist laut Grohs ein Selbstausdruck. Es geht darum, sich im Moment zu spüren, und seine Gedanken mit Farben und Bewegung auszudrücken. Einige brauchen ein Motiv zum Abmalen, andere lassen sich von ihrem derzeitigen Gefühlszustand inspirieren.

Doch zur Kunsttherapie zählt nicht nur, selbst Kunst zu machen, sondern auch, sie zu betrachten. Rund zweimal im Jahr gibt es im Hospiz dafür eine Kunstausstellung. Dass die Kunst in Form einer Ausstellung direkt zu den Patienten kommt, bedeute für sie eine Wertschätzung und Würdigung. „Für einen Moment können sie aus dem Hospizalltag aussteigen und in eine andere Welt eintauchen“, sagt Grohs. Die Kunst wird somit zum Erlebnis. Sie sorgt dafür, dass Patienten ihre Lebensqualität selbst in schwierigen Phasen nicht verlieren.

Kunst kann wie eine Selbsttherapie wirken

Wenn Hermann J. Bach an seiner Kunst arbeitet, beschäftigt er sich oft mit der Frage, „Was uns im Leben beeinflusst“. Der 68-Jährige nimmt seine Inspiration aus der Religion und der Quantenphysik, aber vor allem aus seinen eigenen Lebenserfahrungen. „Mir hilft es, Kunst zu machen“, sagt Bach. Wenn er seine Erlebnisse in den Bildern und Objekten verarbeitet, geht es ihm besser. Für ihn ist Kunst „etwas sehr Persönliches und manchmal eine Form der Selbsttherapie“, erzählt er. Am Donnerstag eröffnet seine Ausstellung „Wer kann segeln ohne Wind II“ im Vinzenz Pallotti Hospiz. Bis zum 14. Juli können Besucher täglich von 10 bis 18 Uhr Bachs Exponate betrachten und auf sich wirken lassen.

14 Segelschiffe, 15 Zeichnungen und 23 Gemälde sind im Gebäude verteilt. Manche Exponate sind schon über zehn Jahre alt. Die Segelschiffe stellen verschiedene Lebenssituationen dar, vom Aufbruch über Sturm bis hin zum Ende der Reise, wo das Schiff den sicheren Hafen erreicht. Für ihn sind Kunstobjekte, Ausgangspunkte für Gespräche und laden dazu ein, weiter über die eigene Situation nachzudenken.

Manchmal stoßen Motive wie der Tod auf Ablehnung 

In der Vergangenheit ist Bachs Kunst auch auf Ablehnung gestoßen. Manche fühlen sich unwohl, wenn sie mit Motiven wie dem Tod konfrontiert sind. Andererseits gibt es Betrachter, denen die Exponate Kraft geben. Sie sehen sich selbst darin und schöpfen neue Hoffnung. Einmal sprach ihn eine Frau an und meinte: „Du hast mich dargestellt“, obwohl sie einander gar nicht kannten. Am Ende beschloss sie sogar, das Objekt zu kaufen.

Laut Bach kaufen die Menschen seine Kunst nicht, weil sie besonders schön ist, sondern weil sie zu ihnen spricht. Seine Werke sind offen genug, um Raum für Interpretationen zuzulassen. „Jeder sieht etwas Anderes und das ist schön“, freut sich der Künstler.

Kunst wirkt über ihre Ästhetik und den Kunstgenuss

Ebenso wollen sich manche Patienten nicht zur Kunst- oder Musiktherapie überreden lassen. „Und das ist vollkommen in Ordnung“, entgegnet Grohs, da jeder Mensch verschieden ist. Andere wiederum wollten sich schon immer künstlerisch ausprobieren, sind jedoch nie dazu gekommen. Im Hospiz haben sie Gelegenheit dazu.

Und wie wirkt sich die Kunsttherapie auf die Patienten aus? „Kunst zu betrachten und wirken zu lassen, ist ein Erlebnis, das den Gästen den Alltag im Hospiz bereichern kann“, erklärt Grohs. Kunst wirkt über ihre Ästhetik und den Kunstgenuss.

So wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, wenn Menschen Kunst betrachten. Außerdem wirkt sie über nonverbale Kommunikation. Exponate können den Betrachter ansprechen und lösen etwas in ihm aus: Gefühle, Erinnerungen oder Gedanken.

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