Gebaut hat es ein echter Kurfürst vor mehr als 300 Jahren nach internationalen Vorbildern von Versailles bis Schönbrunn, so richtig prunkvoll gelebt wird in Schloss Bensberg allerdings erst seit einem Vierteljahrhundert.

Denn der Bauherr und damalige bergische Landesherr Johann Wilhelm II. (1658 bis 1716) von der Pfalz, auch „Jan Wellem“ genannt, starb, bevor sein Jagdschloss richtig fertig war – und seine Nachfolger hatten keinen rechten Sinn für den barocken Prachtbau. Das Schloss diente als Lazarett und Kadettenanstalt, als Notunterkunft und Kaserne.

Die Nationalsozialisten richteten darin eine „Nationalpolitische Erziehungsanstalt“ (Napola) an und die alliierten Besatzungstruppen nach dem Zweiten Weltkrieg ein belgisches Internat. Weltbekannt aber wurde die barocke Fassade erst, nachdem die Alliierten 1997 ihre Truppen abgezogen hatten, eine große Versicherung das Areal erwarb, den historischen Glanz rekonstruieren und ergänzen ließ, und der Kölner Hotelier Thomas H. Althoff darin vor 25 Jahren das Grandhotel Schloss Bensberg eröffnete.

Seitdem waren nicht nur etliche gekrönte Häupter dieser Welt im Bensberger Barockschloss zu Gast, sondern auch Stars von Sänger Robbie Williams über Tina Turner bis zu Ex-Beatle Paul McCartney. Natürlich in der Regel inkognito. Schließlich ist Diskretion in einem Haus dieser Klasse oberstes Gebot.

„Das Gelände wurde 300 Jahre für vieles genutzt und da war viel Quatsch dabei. Das Bensberger Schloss hat seit 25 Jahren seine beste Zeit“, findet der heutige Hotelmanager Jörg Stricker. Als vor 25 Jahren die Bauarbeiten für das Grandhotel abgeschlossen waren, die belgischen Gymnasiasten aus- und der Luxus eingezogen waren, war der aus Österreich stammende Kurt Wagner Gastgeber der ersten Stunde. Zunächst betreute er das 2000 eröffnete Grandhotel für die Althoff-Zentrale, ab 2002 leitete er es dann selbst für mehr als zwölf Jahre.

Der Hoteldirektor, der zuvor bereits das 1992 eröffnete Schlosshotel Lerbach für Hotelier Thomas H. Althoff aufgebaut hatte und mit Starkoch Dieter Müller bald Bergisch Gladbachs erstes mit drei Michelin-Sternen dekorierte Gourmetrestaurant in seinem Hause hatte, prägte auch das neue Grandhotel im Bensberger Schloss, wo Spitzenkoch Joachim Wissler im angeschlossenen Restaurant Vendôme rasch Bergisch Gladbachs zweite Drei-Sterne-Feinschmeckeradresse aufbaute – und Gourmets aus aller Welt nach Bensberg lockte.

Regelmäßig versammelten sich im Bensberger Schloss bald Spitzenköche aus den unterschiedlichsten Sterne-Restaurants – zum Festival der Meisterköche, bei dem Hunderte Gäste in sämtlichen Restaurants des Grandhotels sowie weiteren mobilen Küchen in seinen Säle mit Gaumengenüssen verwöhnt wurden. Spiritus Rector und Organisator des Treffens der Spitzenköche war stets der Chef der Schlossgastronomie Marcus Graun. Es sollte nicht das einzige Event im Schloss bleiben.

Denn mit dem Umbau endeten die Ideen, die Möglichkeiten des Schlosses zu nutzen, keineswegs: „Wir haben zwar traditionsreiche Steine, sind aber im Kern innovativ und wandelbar“, meint der heutige Hotelmanager Stricker. Das sei einer der Gründe, wieso das Hotel „über die Grenzen der Region und Deutschlands hinaus bekannt ist.“

Da das Schloss keine „viereckige Innenstadtimmobilie“ ist, hätte das Team viele Möglichkeiten, das außergewöhnliche Ambiente zu nutzen, wie etwa die „Wine Awards“, Schlossführungen und der alljährliche Weihnachtsmarkt im Schloss. „Wir haben Gäste, die extra für den Weihnachtsmarkt angereist kommen“, sagt Stricker.

Ein wichtiger Grund dafür, dass das Grandhotel der Althoff-Gruppe in Bensberg seit 25 Jahren so beliebt ist, war und ist die seit einigen Jahren mit zwei Sternen dekorierte Küche von Joachim Wissler im „Vendôme“.

Auch hier treffe das Team stets „den Zeitgeist“, wie zum Beispiel mit Wisslers vegetarischem Menü, sagt der heutige Hotelmanager. Genauso, wie sich das Hotel in den vergangenen 25 Jahren weiterentwickelt habe, hätten sich auch die Gäste „ziemlich verändert“, sagt Stricker. Bewertungen, wie Gäste ihr Hotel wahrnehmen, seien beispielsweise sehr wichtig geworden. „Sie legen auch viel Wert auf kurze Wartezeiten und Flexibilität, wie Online-Booking oder Kurzfristigkeit“, erläutert der gelernte Koch und Hotelmanager, der das Bensberger Schloss seit knapp zwei Jahren leitet.

Scheu vor dem Luxus

Da das Schloss auch Kulturgut sei und „die Bensberger ihr Schloss lieben“, wolle das Team es auch weiterhin „erlebbar“ machen, sagt Stricker. Denn auch wenn selbst die Bensberger am Fuße des Schlossbergs gerne von ihrem Schloss sprechen – sind manche doch noch nie im Grandhotel gewesen, ist die respektvolle Scheu vor dem Luxus des Hauses bisweilen größer als die Neugier, einmal hineinzuschauen.

Das Grandhotel-Team bietet auch deshalb neben dem von außerhalb des Schlosshofs zugänglichen Trattoria Enoteca regelmäßig bewusst niederschwellige Angebote wie etwa historische Schlossführungen mit „Royal Tea Time“ oder eben den Weihnachtsmarkt im Schlossinnenhof an. „Es gibt auch regelmäßig Angebote für alle, deren Postleitzahl mit 5 anfängt, an einer Führung teilzunehmen“, schildert Stricker.

Juwel für Bergisch Gladbach

Er glaube, dass die Bergisch Gladbacher die Renovierung des Schlosses von Anfang an als „Zugewinn für die Region“ wahrgenommen hätten und sich auch heute noch darüber freuen. Das mache er zum Beispiel daran fest, dass sie „nie Probleme haben, Leute aus der Region“ zu bekommen, wenn sie Servicepersonal für Veranstaltungen brauchen.

Gleichwohl hätte sich mancher Verantwortlicher im Schloss in den vergangenen 25 Jahren gewünscht, dass die Stadt etwas offensiver mit dem Juwel des Grandhotels kokettieren und sich dafür stark machen könnte. Jörg Stricker sieht nach eigenem Bekunden zuversichtlich in die Zukunft.

Schlossstadtfest

Wolken ziehen über Bensberger Festmeile auf

Von

Christoph Konkulewski

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Es stünden in der nächsten Zeit noch einige Projekte an und das Hotel-Team werde das Konzept des Schlosses auch weiterhin weiterentwickeln. Althoff Grandhotel Schloss Bensberg, Kadettenstraße, 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg, Telefon (0 22 04) 420 . www.schlossbensberg.com

Daten zum Schloss Bensberg

1703 Johann Wilhelm II. beauftragt den Bau eines Barockschlosses

1716 Der Kurfürst stirbt.

1793 Im Schloss wird ein Feldlazarett eingerichtet. 1840 bis 1918 Das Schloss dient als preußische Kadettenanstalt

1918 Alliierte Besatzungstruppen, die Gemeindeverwaltung und die Evangelische Kirche nutzen Teile

1935 bis 1945 Die Nationalsozialisten betreiben eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt.

1945 Amerikanische, britische und später belgische Besatzungstruppen nutzen das Schloss.

1965 bis 1997 Belgisches Gymnasium Koninklijk Atheneum Bensberg

1997 Das Gebäude wird zum Grandhotel umgebaut 2000 Eröffnung des Grandhotels