Markus Kerckhoff fordert konsequentes Eingreifen der Politik, hat die Hoffnung aber aufgegeben.
Zwei Schließungen 2025Bergisch Gladbacher Inhaber fühlt sich mit Apothekensterben alleingelassen

Die Lage der Apotheken verschlimmert sich.
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Das Apothekensterben sei kaum aufzuhalten, meint Markus Kerckhoff. Er betreibt die Schlossapotheken in Bergisch Gladbach. Das sei das Ergebnis der politischen Entscheidungen der vergangenen 15 Jahre: „Das ist, wie wenn man einem Baum die Wurzeln abschneidet und den Ästen einzeln beim Absterben zusieht“, findet er.
Allein im ersten Halbjahr 2025 haben in Rhein-Berg zwei Apotheken geschlossen, in den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf insgesamt 29. Den Schließungen stehen laut der Apothekerkammer Nordrhein nur vier Neueröffnungen gegenüber.
Die Politik hat das Problem noch nicht einmal richtig erkannt und ist in diesem Bereich ahnungslos
Die Lage der Apotheken werde immer schlechter und Kerckhoff sieht gerade wenig Hoffnung, dass sich die strukturellen Probleme zeitnah lösen werden. „Die Politik hat das Problem noch nicht einmal richtig erkannt und ist in diesem Bereich ahnungslos“, meint der Apotheker. Er denke außerdem, dass es der Politik an Ideen und Mut fehle, das Problem konsequent anzugehen.
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Obwohl die Umsätze in den Apotheken weiterhin anstiegen, da Medikamente immer teurer werden, sinke der Ertrag der Apotheken. Hier bliebe nur ein kleiner Teil des Geldes hängen, da sich Apotheken an eine Preisbindung halten müssten, bei gleichzeitig steigenden Kosten. Von 100 Euro gingen 70 Euro an den Hersteller, 20 Euro durch die Mehrwertsteuer an den Staat und zehn Euro an die Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel, rechnet er vor. Da es politisch nicht gewollt sei, die Hersteller steuerlich mehr zu belasten, sei die einzige Möglichkeit, die finanzielle Lage der Apotheken zu verbessern, dass die Kunden mehr für ihre Medikamente zahlten.
„So wie es gerade läuft, können wir uns das Gesundheitssystem nicht mehr leisten. Irgendwer muss es bezahlen“, sagt Kerckhoff. Aber in der Politik traue sich niemand, diesen Schritt zu gehen.
Mit jeder Schließung steige Belastung für verbliebene Apotheken
Alleine in Bensberg habe es früher fünf Apotheken gegeben, heute existierten nur noch zwei. „Kurz hintereinander sind zwei Apotheker in die Insolvenz gegangen. Und das nicht, weil sie ihren Job schlecht gemacht haben, sondern weil sie keine andere Möglichkeit hatten und schlecht betreut waren“, schildert Kerckhoff. Die schlechte Lage, in der sich die Apotheken befänden, bekomme natürlich auch der Nachwuchs mit. Als Betreiber einer öffentlichen Apotheke ist man finanziell und fachlich haftbar. „Die jungen Leute fragen sich natürlich, wieso sie dieses Risiko eingehen sollten, wenn sie kaum Perspektiven haben“, sagt er. Das sei verständlich.
Hinzu komme, dass die Belastung für die verbliebenen Apotheken steige, je mehr Apotheken schließen. So müssten sie beispielsweise mehr Not- und Nachtdienste übernehmen. Auch das mache den Beruf unattraktiver.
Kerckhoff glaubt, dass die Politik hofft, der Versandhandel könne mögliche Versorgungsengpässe auffangen. „Das schafft der aber nicht. Wenn eine Mutter für ihr krankes Baby Medikamente braucht, kann sie nicht drei Tage darauf waren, dass sie ankommen“, erläutert der Apotheker. Außerdem sei der Versandhandel in Deutschland gar nicht erlaubt, Versandapotheken aus Holland belieferten Deutschland. Damit schädigten sie die Erträge der ansässigen Apotheken zusätzlich. „Selbst da ist die Politik nicht klar im Kopf und lässt das zu“, ärgert er sich.
Ohne konsequente Schritte der Politik seien öffentliche Apotheken bald eine Seltenheit und die medizinische Versorgung aller Bürgerinnen und Bürger nicht mehr gesichert. Kerckhoff: „Aber die Gesellschaft sagt gerade, öffentliche Apotheken sind nichts mehr wert. Und sie wird die Leerstelle erst bemerken, wenn sie weg sind.“