Martina und Manfred haben Unterschriften für Erhalt des Quartierbusses „Bensberger Stadthüpfer“ gesammelt, dessen Aus beschlossen ist.
Letzte Verbindung ins öffentliche LebenSenioren kämpfen für Erhalt des „Bensberger Stadthüpfer“

Martina (87) und Manfred (89) Reuscher aus Lückerath fürchten, dass sie – wenn der Quartiersbus „Bensberger Stadthüpfer“ eingestellt wird – nicht mehr zu Ärzten, Apotheke und zum Einkaufen kommen können.
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„Wenn der Bensberger Stadthüpfer nicht mehr fährt, werde ich es nicht mehr in die Schloßstraße zu Ärzten oder in die Apotheke schaffen“, sagt Martina Reuscher und schaut traurig von ihrem Rollator zum Fahrplan des Quartiersbusses auf. Noch fährt er, aber sein Aus ist bereits ausgemacht. Sobald die Bauarbeiten in der Bensberger Schloßstraße abgeschlossen sind, soll er eingestellt werden. Das hat der Kreistag beschlossen, um so angesichts der drängenden Finanznot von Kommunen und Kreis umgehend einen Zuschussbedarf für diese Linie von etwa 170.000 Euro pro Jahr einzusparen, wie es in den politischen Beratungen hieß. Die geringe Zahl von Fahrgästen – laut Kreis aktuell von vier Fahrgästen pro Fahrt – war dabei ein Kriterium.

Im Schnitt knapp vier Fahrgäste pro Fahrt hat der „Bensberger Stadthüpfer“.
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Als Martina und ihr Mann Manfred Reuscher davon im vergangenen Jahr aus dieser Zeitung erfahren hatten, wendeten sie sich umgehend an die Kreisverwaltung. „Wir sind beide über 80 Jahre alt, stark mobilitätseingeschränkt und nutzen den Bensberger Stadthüpfer, um aus unserem Wohnbereich Lückerath nach Bensberg zu Geschäften und Ärzten zu kommen“, schrieben sie in einem Brief an Landrat Stephan Santelmann.
Wenn der Bensberger Stadthüpfer gestrichen wird, sitzen wir zu Hause fest.
Zu Fuß könnten sie den Weg in die Schloßstraße nicht mehr zurücklegen und alle Arzt-, Gesundheitstermine und Einkäufe mit dem Taxi zu erledigen, übersteige ihre finanziellen Möglichkeiten, appellierten die beiden Senioren – auch im Namen ihrer betagten Nachbarn – für den Erhalt des Quartiersbusses „Bensberger Stadthüpfer“ (Linie 457), der in einem Rundkurs Lückerath, Kaule und Wohnpark an das Stadtteilzentrum in der Schloßstraße anbindet. „Auch in unserem Seniorenclub in der evangelischen Gemeinde haben wir Unterschriften gesammelt und ins Kreishaus gebracht“, berichtet Martina Reuscher.
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Martina (87) und Manfred (89) Reuscher aus Lückerath fürchten, dass sie, wenn der Quartiersbus „Bensberger Stadthüpfer“ eingestellt wird, nicht mehr die Schloßstraße, Ärzte, Apotheke und ähnliches erreichen können.
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Landrat Santelmann schrieb dem Ehepaar zurück, wies die beiden Senioren auf die nur etwas weiter von ihrer Wohnadresse abfahrende Buslinie 455 hin, die vom Gladbacher S-Bahnhof über Lückerath und Bensberg nach Herkenrath verkehrt. Für die Reuschers allerdings keine Alternative: „Unser Problem ist ja nicht , zum Busbahnhof zu kommen, sondern von dort in die Schloßstraße“, sagt der 89-jährige Manfred Reuscher. „In die Schloßstraße aber fahren die anderen Buslinien nicht.“
Dass der Kreis sparen muss, ist auch den Reuschers klar. Deshalb haben auch sie einen Sparvorschlag gemacht, um den „Bensberger Stadthüpfer“ so vielleicht doch noch zu retten: Der Hüpfer könnte statt stündlich künftig im Zwei-Stunden-Takt fahren.
Laut der Verkehrsplaner beim Kreis würde das allerdings – bis auf die wegfallenden Spritkosten – keine finanziellen Einsparungen, da weder das Personal noch die Fahrzeuge in der freiwerdenden Zeit anderweitig eingesetzt werden könnten, so der Kreis auf Nachfrage dieser Zeitung. Zudem sei davon auszugehen, dass die „Fahrgastzahlen, die aktuell bei rund vier Gästen pro Fahrt und 60 pro Tag (samstags bei circa 32) lägen, durch den Attraktivitätsverlust weiter sänken.
Wir bedauern, dem Ehepaar daher außer der bereits genannten Linie 455 keine andere ÖPNV-Lösung unterbreiten zu können.
„Wir haben großes Verständnis für die schwierige Situation des Ehepaar Reuscher und haben daher mögliche Alternativen intensiv geprüft“, sagt Kreissprecherin Birgit Bär im Gespräch mit dieser Zeitung. „Wir bedauern, dem Ehepaar daher außer der bereits genannten Linie 455 keine andere ÖPNV-Lösung unterbreiten zu können. Leider ist es uns als Kreis aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, allen Menschen ein für die jeweilige persönliche Situation umfassendes Mobilitätsangebot zu unterbreiten. Die gegenwärtige schwierige Finanzlage verschärft dies leider noch.“
Auch Landrat Santelmann hatte Martina und Manfred Reuscher bereits darauf hingewiesen, dass der Kreis den Nahverkehrsplan neu aufstellen werden und in den kommenden Jahren „ein Angebot schaffen“ wolle, „von dem möglichst viele Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen profitieren werden“. Nur das dauere noch, fürchtet nicht nur Martina Reuscher und verfolgt den Fortgang der Bauarbeiten in der Schloßstraße mit gemischten Gefühlen. „Wenn die da fertig sind und der Bensberger Stadthüpfer gestrichen wird, sitzen wir zu Hause fest.“