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FreibadsommerAls die Gladbacher im Freibad Herrenstrunden das Schwimmen lernten

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Eine schwarz-weiße Aufnahme des Freibads Herrenstrunden mit vielen Badegästen auf den Wiesen.

Sehr beliebt war das Freibad Herrenstrunden, bevor es 1990 geschlossen wurde.

Die Blütezeit der Bergisch Gladbacher Freibäder ist seit einigen Jahren vergangen. Heute gibt es vor Ort nur noch zwei Stück.

Der Freibadsommer 2025, na ja. Könnte besser sein, es gab ja schon so einige kühle Tage. Im August soll der Sommer zurückkehren, sagen die Meteorologen. In Südeuropa klagen die Menschen hingegen über eine Megahitzewelle weit jenseits der 40 Grad Celsius.

Wasser tut im Sommer gut. Zwei Freibäder gibt es in Bergisch Gladbach. Eines im Milchborntal in Bensberg, das andere in Paffrath am Kombibad. Das ist im Vergleich der deutschen Großstädte immerhin noch Durchschnitt. Die ähnlich große und gerne herangezogene Vergleichsstadt Kaiserslautern in der Pfalz hat auch nur zwei Freibäder ihren Bewohnern anzubieten. Nun denn.

Bensberg hatte zwei Freibäder in nur zwei Kilometer Entfernung

Wer gar nicht so weit zurückschaut, nur einige wenige Jahrzehnte, stößt tatsächlich auf Jahre des übergroßen Freibadangebots in Bergisch Gladbach. So hatte Herrenstrunden mal ein beliebtes Freibad und der Ort Bensberg sogar zwei Freibäder in nur zwei Kilometern Entfernung. Aber diese Zeiten sind aus unterschiedlichen Gründen vorbei.

Eine alte Farbaufnahme des Freibads Herrenstrunden mit zwei Wasserbecken und Gästen.

Wo heute Sand ist, gab es früher Wasser in den Becken.

Die Bädergesellschaft der Stadt hat ja nicht nur das Kombibad und das Freibad Milchborntal in seinem Portfolio. Natürlich gehört auch das Vereins- und Schulschwimmbad Hans-Zanders-Bad in der Stadtmitte dazu, und auch das im Herbst neu öffnende Vereins- und Schulschwimmbad in Refrath kommt in die Regie der Bädergesellschaft. Es gibt auch Pachteinnahmen, die aus anderen Quellen zur Gesellschaft fließen.

Auch viele Badegäste aus Köln reisten nach Herrenstrunden

Herrenstrunden gibt es mit dem alten Freibad eine bedeutende Pachtfläche für die Bädergesellschaft. Der Schwimmbetrieb ist hier schon lange eingestellt. 1990 endete das nasse Vergnügen. Die Technik war veraltet, die Schwimmbecken nicht mehr modern. Eigentlich hätte man alles erneuern müssen, im Umfang von mehreren Millionen Mark (die es damals noch gab). Aber die Stadtväter und Stadtmütter entschieden sich zur Schließung. Die historischen Kabinengänge, denkmalgeschützt, blieben erhalten als markantes Wahrzeichen der Freizeitanlage. Die Becken wurden anschließend verfüllt mit Sand. Heute ist das alte Freibad ein beliebter Biergarten an der Fahrstraße zwischen Bergisch Gladbach und Herrenstrunden. Volleyball wird hier in der Saison gespielt. Entspannt kann auf der großen Wiese gechillt werden.

Heutzutage steht noch das weiße Gebäude des Freibads in Herrenstrunden.

So sieht das alte Freibad in Herrenstrunden heute aus, der Eingangsbau ist denkmalgeschützt.

Rund ein Kilometer entfernt, an der kleinen Straße nach Herkenrath, gibt es noch den ehemaligen Schwimmbad-Besucher-Parkplatz. Nur das statt der Schwimmgäste die Besucher des Biergartens hier parken und in wenigen Gehminuten am alten Freibad sind. Das Bad stammt übrigens aus dem Jahr 1934, einer Zeit, in der im Bergischen stark in den Tourismus investiert wurde. Dass aus Köln auch viele Besucher kamen, ist überliefert. Mit der Bahn ging es bis Bergisch Gladbach, dann zu Fuß weiter nach Herrenstrunden, durch den Strunder Wald und auch vorbei an einigen Einkehrmöglichkeiten. Das Bad in Herrenstrunden genoss bald Kultstatus. Aber auch dies schützte nicht vor der Schließung.

Das ehemalige Wellen- und Freibad in Bensberg ist heute ein Thermalbad

Eine Notiz am Rande: 1932, und damit zwei Jahre vor den Gladbachern, öffnete in Bensberg das erste Freibad. Privatmann Conrad Michels lud ins Milchborntal ein, heute ist die Anlage städtisch. Aber es könnte eine Konkurrenz entstanden sein, und die Gladbacher Seite sah sich unter Zugzwang. So entstand zwei Jahre später die Freizeitanlage in Herrenstrunden.

Aus dem ehemaligen Wellen- und Freibad an der Saaler Mühle in Bensberg ist ein Thermalbad geworden, aus dem städtischen Bad entstand die deutschlandweit beachtete Freizeitanlage Mediterana. Eine komplizierte Geschichte: Bensberger Bürger bemühten sich in den 1960er-Jahren sehr erfolgreich um die Errichtung eines „Gartenhallenbads“, über einen populären Hallenbad-Förderverein. Einige hunderttausend Mark wurden gesammelt, beim Karnevalszug, beim Haba-Ball (Hallenbad-Ball), bei den Maifesten, beim „Kötten“ an den Haustüren, bei Konzerten im Schlosshof. Die Bensberger nahmen großen Anteil am Plan, und kaum einer im Ort war nicht Mitglied im Förderverein. Und das Bad war ein Publikumserfolg, nach der Einweihung im Juni 1968. In der Blütezeit, den 70er-Jahren mit Ausbau zum Freizeit- und Wellenbad, strömten Tausende zur Freizeitanlage an der Saaler Mühle. Eine Klingel zeigte seinerzeit an, wenn die nächste Welle durchs Becken rollte.

Vor rund 25 Jahren öffnete das Mediterana-Bad

Zunehmenden Finanzdefizite zwangen aber zur Neuausrichtung. Die politische Debatte im Vorfeld des 1998 beschlossenen Betreibervertrags mit einer private Gesellschaft wurde hart und intensiv geführt. Das Schwimmen werde damit für Bensberg erhalten, nur anders, argumentierte die Stadt. Recht schnell entstand dann das Mediterana-Bad, vor fast genau 25 Jahren eröffnete die neue Anlage.

Aber ein Ende der Baddebatte gab es nicht: Erhoffte Erträge aus dem Verkauf städtischer Anteile am Energieversorger Belkaw erfüllten sich nicht, der jährliche Zuschuss für die Betriebskosten kletterte auf rund 850.000 Euro. Das hatte Folgen: Zum 30. Juni 2008 verkaufte die Stadt die Anlage an die künftige Betreibergesellschaft (Eigentümer ist seitdem Familie Ruhbaum aus Königstein im Taunus), in den Dokumenten ist ein Kaufpreis von zwei Millionen Mark dafür festgeschrieben.

Der Neubau des Refrather Hallenbads steht kurz vor der Eröffnung

„Auch die Bäder müssen einen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten“, stellte die Verwaltung klar. Der subventionierte Badebetrieb mit den Schwimmzeiten für Schulen und Vereine endete, und die Stadt bekam ein neues Sauna- und Fitnessrevier, seit einigen Jahren um ein attraktives Thermalbad erweitert.

Übrigens wurde schon beim Saaler-Mühlen-Verkauf, am 20. September 2007, im Rat vom Neubau des Refrather Hallenbads am Mohnweg gesprochen. Fast 20 Jahre später steht das neue zentrale Hallenbad der Stadt kurz vor der Eröffnung