Impfung mit AstrazenecaZahlreiche Krankmeldungen wegen starker Nebenwirkungen
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Dr. Susanne Moschiri-Bischoff am Samstag beim Impfen im Jugendzentrum Balker Aue.
Copyright: Britta Berg
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Leichlingen/Burscheid – Die Nachricht vom vorsorglichen Stopp der Corona-Schutzimpfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff hat Patienten und Gesundheitsbehörden am Montag geschockt. Bundesweit, aber besonders im Rheinisch-Bergischen Kreis. Denn erst am Samstag haben dieses Vakzin wie berichtet 350 Personen in Burscheid und 650 in Leichlingen bei zwei eilends angesetzten Massenimpfungen in den Jugendzentren Megafon und Balker Aue gespritzt bekommen.
Die Entscheidung der Bundesregierung, nun auf diesen Impfstoff vorläufig zu verzichten, um Gesundheitsrisiken zu untersuchen, hat bei vielen Betroffenen verständlicherweise große Sorgen ausgelöst. Große Nebenwirkungen sowieso: In beiden Städten gab es zahlreiche Krankmeldungen von Lehrern und Erzieherinnen, die unter den Reaktionen auf den Impfstoff so litten, dass sie nicht zur Arbeit kommen konnten. Schulen mussten ihren Unterricht einschränken, einige Kindertagesstätten schließen.
Das Paul-Ehrlich-Institut hat dem Gesundheitsministerium empfohlen, Meldungen über Thrombosen der Hirnvenen nachzugehen, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland aufgetreten sind. Von solchen Folgen ist in der Region zwar nichts bekannt geworden. Aber die Nebenwirkungen waren unter dem am Samstag geimpften Personal aus Grundschulen und Kitas, zu dem auch Hausmeister und Sekretariate gehörten, zahlreich und flächendeckend. Es gab am Montag eine Welle von Krankmeldungen. Die Reaktionen reichten von Kopf- und Gliederschmerzen über Fieber und Erbrechen bis zu Durchfall und Schüttelfrost.
Zwei Kitas geschlossen
In Leichlingen blieben am Montag zwei Kindertagesstätten komplett geschlossen: Dabei handelte es sich um das evangelische Familienzentrum Brückenstraße und die Katholische Kita St. Heinrich in Witzhelden. Die beiden Einrichtungen hatten dies schon vorher vorsorglich so entschieden und es den Eltern wegen der erfahrungsgemäß zu erwartenden Nebenwirkungen auch angekündigt. „Wegen der engen Personaldecke haben die Einrichtungen zum Teil kaum Möglichkeiten, Krankheitsausfälle abzudecken“, erklärte Stadtsprecherin Rebecca Hermann dazu auf Anfrage: „Dann macht es manchmal mehr Sinn, im Vorfeld mitzuteilen, dass die Betreuung nicht durchgeführt werden kann und die Eltern haben dann Zeit, sich um eine Alternative zu kümmern.“
Die Kita Förstchen ist wie gemeldet wegen zahlreicher Infektionen mit der britischen Virus-Mutation bis auf eine Gruppe ohnehin bereits seit zehn Tagen geschlossen. Aus der zweiten städtischen Kita Büscherhof gab es am Montag keine neuen Krankmeldungen. Aus den Schulen lagen der Leichlinger Stadtverwaltung keine Zahlen über erkrankte Lehrkräfte vor.
Aber in Burscheid. Dort gab es an allen drei Grundschulen Personal-Ausfälle. Mit Organisationstalent und der Einrichtung von Notbetreuungen wurde verhindert, dass Unterricht komplett abgesagt werden musste. In der Montanusschule gingen vier von zwölf Klassen zum digitalen Distanzunterricht über, an der EMA-Schule in Hilgen alle und auch in Dierath soll es erst ab Dienstag wieder den regulären Wechselunterricht plus erforderlichenfalls Notgruppen geben. Wenn die erkrankten Kollegen wieder gesund sind. Die Nebenwirkungen des geschwundenen Vertrauens in den Astrazeneca-Impfstoff aber werden bei den fälligen Zweitimpfungen und dem weiteren Impf-Plan des Krisenstabs vermutlich noch lange anhalten.