Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Mit VideoWolkenbruch und berührende Momente beim zweiten Kult-Open-Air in Overath

Lesezeit 4 Minuten

Benefiz-Open-Air Overath

Overather Kneipenchor und Freunde gestalten mit Stadtmarketingverein OVplus Benefiz-Open-Air für Humanitäre Hilfe vorm Overather Frühling.

Um Viertel vor Sieben schnappt sich der 84-jährige Norbert Kuhl einen Lappen und wischt die Steh- und Biertische ab, auf die der Regen gerade noch wie aus Eimern geprasselt hatte. Sollte das zweite Benefiz-Open-Air am Vorabend des Overather Frühlings nach der umjubelten Premiere im Vorjahr an diesem Samstag buchstäblich ins Wasser fallen? Der Overather Ehrenbürger, Kopf und Motor der Humanitären Hilfe Overath, will nicht daran glauben. Er ist ein überzeugter Optimist. Anders hätte er mit seinen Leuten in den vergangenen 33 Jahren auch nicht 88 Hilfskonvois in Kriegs- und Krisenregionen auf die Beine stellen können.

Norbert Kuhl wischt einen Tisch auf dem Overather Bahnhofplatz trocken.

Schluss mit Regen: Norbert Kuhl (84) wischt die Tische ab – und es hört zum Start des Bühnenprogramms tatsächlich auf zu regnen.

Und tatsächlich: Der Regen hört auf – und die Moderatoren des vom Overather Stadtmarketing-Verein Ov-Plus und dem Overather Kneipenchor (OKC) und seinen musikalischen Gästen ermöglichten Abend rufen die anfangs nur verstreuten regenunerschrockenen Zuhörerinnen und Zuhörer auf dem Bahnhofplatz dazu auf, Freunde und Bekannte zu informieren, damit diese noch zum Bahnhofplatz kommen. Der Platz füllt sich zusehends. Und als das Tochter-Vater-Moderatoren-Duo Alessa und Hansi Ley die „OKC & Friends“, eine eigens für diesen Abend zusammengestellte Projektband vorstellt, springt der Funke umgehend über: Ob „Lemon Tree“ von Fools Garden oder „Wolkeplatz“ von Miljö. Die Zuschauer singen und klatschen begeistert mit.

Toll, was hier mit Musikern aus Overath und ihren Freunden auf die Beine gestellt wird.
Besucher des Overather Benefiz-Open-Air

Maria Davis, Simon Stachowiak, Anne Sauer, Stefan Malczewski , Astrid Vogel, Bernd Rhein und die anderen ehrenamtlichen Helfer der Humanitären Hilfe stürzen sich mit Spendendosen ins Publikum, bitten um Spenden für die Arbeit der Hilfsorganisation, die bereits den 88. Hilfskonvoi ihrer Geschichte auf den Weg bringt, und verteilen Buttons an die Spender. „Damit wir niemanden doppelt ansprechen“, sagt Karin Fischer augenzwinkernd. Die Spendendosen und das digitale Paypal-Konto füllen sich, so dass die Geldzähler um Sabine Schmitz und Karin Fischer nach nicht mal einer Stunde eine geknackte 2000-Euro-Marke vermelden können. Auch die VR Bank Bergisch Gladbach-Leverkusen wird noch 1000 Euro beisteuern- und das ist längst nicht das Ende des Spendenbarometers.

Ein Chor singt auf einer Bühne.

Der Overather Kneipenchor hat zahlreiche befreundete Künstlerkollegen für das Benefiz-Open-Air auf die Bühne geholt.

Und das gab's auch noch nicht: Auf der Bühne singen die „Stimme aus dem Bergischen“, Jürgen Wunderlich, und der Overather Kneipenchor gemeinsam den „Stammbaum“ der Bläck Fööss – viele bekommen unwillkürlich eine Gänsehaut.

Auch die Kooperation mit dem Duo „WesternBEhagen“ alias Jens Jüling und Ani Schief zündet im Publikum durch: OV-Plus-Vorsitzender Andreas Koschmann freut sich, und die Meisterzapfer der KG „Spass am Karneval“ hinter der Theke des Technik-Bierpavillon-Spezialgebäudes in der Platzmitte haben alle Hände voll zu tun. „Läuft“, meint Niklas Habers nur kurz, während KG-Vorsitzender Johannes Deppe ein Kölsch nach dem anderen zapft.

Veranstalter stocken Spendensammlung am Ende noch auf

Auf der Bühne haben derweil Emma und Ole mit dem Overather Kneipenchor das Mikro in der Hand: Ich liebe das Leben. Davon kann auch Norbert Kuhl ein Lied singen. Er selbst hat noch das Ende des Zweiten Weltkriegs in Overath miterlebt, und wie ihm und anderen danach geholfen wurde. „Dat vergisst du nit“, sagt er und berichtet davon, wie er in den 90er Jahren spontan im Krieg auf dem Balkan half, wie daraus die Humanitäre Hilfe entstand, und wie diese nun nicht nur in Rumänien, sondern seit drei Jahren auch – gemeinsam mit dem Verein der Humanitären Hilfe Bergisch Gladbach – in der Ukraine hilft.

Zwei Menschen umarmen sich auf der Bühne.

Die Gründer Overather Kneipenchors: Lisa Harmann und Alexander Königsmann.

„Wir bringen Medikamente ins Kinderkrankenhaus in Lviv, und den Ärmsten der Armen und den Menschen an der Front Essen, Konservendosen, die sie sich über einer Kerze warm machen können.“ Bilder werden vom Technikteam von Eventec Koschmann & Wester auf einer Großleinwand eingespielt. Sie zeigen, wie die Verhältnisse in den ärmsten Regionen Europas sind, aber auch was es trotz ehrenamtlicher Helfer und Fahrer kostet, die Hilfsgüter in die Kriegs- und Krisengebiete zu bringen: Allein 12.000 Euro schlagen bei einem Hilfskonvoi mit sechs 40-Tonnern und weiteren Pkw-Gespannen für Diesel zu Buche. Die Menschen im Publikum öffnen noch bereitwilliger ihre Portemonnaies für die Spendensammler, während der Overather Stimmungsstar Marcus Mega „Summer of 69“ und „Tommi“ mit dem Overather Kneipenchor anstimmt – eine unbeschreibliche Stimmung liegt über dem Platz. Die Musiker der Band Scharmöör gehen bei ihrem Auftritt sogar mitten ins Publikum.

Für Lisa Harmann ist der Abend nochmal mitreißender: Sie hat den Overather Kneipenchor vor gut zwei Jahren mit Moderator Alexander Königsmann aus der Taufe gehoben – und feiert beim Benefiz-Open-Air auch noch selbst Geburtstag. Dazu gibt's nicht nur ein Geburtstagsständchen, sondern zum großen Finale auch einen Overather „Live-Aid-Chor“, den dann auch noch die Sänger des zweiten heimischen Kultchors „Laut aber Schief“ verstärken.

Andreas Koschmann hat zwischenzeitlich das Spendensammelergebnis von über 5000 Euro noch mal aufgestockt – und schreibt 6666 Euro auf den Scheck an die Humanitäre Hilfe Overath. Nicht nur Gründer Norbert Kuhl ist hin und weg und verteilt kleine Humanitäre-Hilfe-Bären und großen Dank an die Beteiligten auf der Bühne – zum zweiten Mal ist das Benefiz-Open-Air am Vorabend des Overather Frühlings (Bericht dazu folgt) zu einem echten Kult-Event geworden.