Interview mit Bürgermeisterin„Wir werden in Rösrath so nicht weitermachen können

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Porträtbild von Bondina Schulze, Bürgermeisterin von Rösrath.

Rösraths Bürgermeisterin im Jahresinterview.

Wir haben Rösraths Bürgermeisterin Bondina Schulze zum Jahresinterview 2022 getroffen.

Wie ist Rösrath im Jahr 2022 mit politischen Weichenstellungen vorangekommen?

Schulze: In dieser Wahlperiode sind aus dem Stadtrat bereits 62 Anträge mit unterschiedlichsten Inhalten an die Stadtverwaltung herangetragen worden. Sie machen zum Teil durchaus Sinn und bringen die Entwicklung der Stadt voran, aber sie binden immer auch Kapazitäten in der Verwaltung.

Welche Fortschritte hat die Stadtentwicklung 2022 gemacht?

Bei der Neugestaltung des Schulzentrums sind wir ein Stück weitergekommen. Dabei haben wir alles, was am Bau passieren kann, erlebt: steigende Preise, Lieferengpässe, Schäden durch Starkregen, schlechte Leistungen und Nachbesserungen. Und das alles bei laufendem Schulbetrieb. Es ist schon eine Herausforderung, die von den Beschäftigten der Stadt großen Einsatz verlangt. Fertiggestellt ist auch der Sülztalplatz, der sehr gut angenommen wird.

Mir würde auch das künftige Gewerbe in Rambrücken einfallen.

Wenn die Gewerbeansiedlung dort so umgesetzt wird, wie es geplant ist, wird es ein Vorzeigeprojekt. Alternative Heizsysteme und eine insgesamt nachhaltige Nutzung sind zukunftsweisend. So etwas Ähnliches hätte ich mir auch in Kleinbliersbach in den Hoffnungsthaler Bergen gewünscht. Ich bedauere, dass die für den Regionalplan vorgeschlagene Gewerbeansiedlung in Kleinbliersbach im Stadtrat gescheitert ist. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist sehr groß, mit zusätzlichen Flächen   hätte die Stadt auf den zukünftigen Bedarf reagieren können.

Nachhaltigkeit ist auch anderswo gefragt. Wie kann die Stadt 2023 im Klimaschutz vorankommen?

Wenn keine neue Krise auf uns zukommt, können wir uns endlich anschauen, wie Verkehrsführungen verändert werden können, um allen Verkehrsteilnehmern eine Nutzung des vorhandenen Raums zu ermöglichen. Die Fahrradstreifen sind nur ein erster Schritt.

Denken Sie an eine Analyse durch ein Planungsbüro?

Wir sind im Austausch mit einem Lehrstuhl, der auf Verkehrsfragen spezialisiert ist, und hoffen, dass sich auf diesem Weg Ideen entwickeln lassen. Auch durch die Arbeiten von Studierenden. Näher zu betrachten sind auch die Konzepte des Kreises für den überregionalen Radverkehr.

Kann die Stadt diese Aufgaben mit dem vorhandenen Personal meistern?

Es ist tatsächlich eine Herausforderung, geeignetes Personal zu finden und zu halten. Die Kapazitäten der Stadt sind begrenzt. Wir haben aber engagierte Beschäftigte, die sich auch wirklich gute Gedanken machen.

Welche Akzente sind bei den aktuell diskutierten neuen Wohngebieten möglich?

Ähnlich wie bei den Gewerbeflächen in Rambrücken würde ich mir eine möglichst ökologische Gestaltung wünschen. Es ist sinnvoll und richtig, so zu bauen, dass möglichst wenig Energie verbraucht wird. Das ist eine Riesenchance für eine Fläche wie die Altvolberger Wiese. Entscheidend ist, dass das eine ökologische Siedlung wird.

Gehören dazu andere Bauformen als Einfamilienhäuser?

Am Rand der Stadt ist gelockerte Bebauung möglich. Auf zentral gelegenen Flächen wie dem Pefa-Gelände oder bei Haus Hack ist Verdichtung sinnvoll. Ich setze nicht auf Ausschließlichkeit, ich kann mir unterschiedliche Bauformen vorstellen.

Welchen Stellenwert haben Projekte wie ein zentraler Spielplatz oder ein Skatepark?

Für mich hat der Skatepark hohen Stellenwert, weil er eine große Altersgruppe anspricht, auch junge Erwachsene. Bei Spielflächen könnte ich mir auch vorstellen, dezentrale Spielplätze attraktiver zu gestalten.

Wie kann die Infrastruktur, etwa bei Kitaplätzen oder Verkehr, mit dem Wachsen der Stadt Schritt halten?

Die Haltung der Stadtverwaltung zum Kitabedarf hat sich verändert. Unser Ziel ist, eine ausreichende Zahl von guten Betreuungsplätzen zu schaffen. Auch für die Kinder von Familien, die noch zuziehen. Dazu sind auch wichtige neue Projekte aufs Gleis gesetzt, insbesondere in Venauen und am Sommerberg. Beim Verkehr müssen wir alle umdenken und wegkommen vom Pkw-Individualverkehr, wie wir ihn bisher gewohnt sind. Gerade die zentralen Bereiche der Stadt bieten Möglichkeiten für ein autoarmes Leben. Natürlich sind Verhaltensänderungen nicht so leicht. Aber wir werden nicht so weitermachen können wie bisher.

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