Bilder aus den StadtteilenAm Karnevalssonntag war fast ganz Bergheim auf den Straßen

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Zwei Hippies.

Flower Power lautete das Motto dieser Hippies.

In Niederaußem, Büsdorf, Glessen und Quadrath-Ichendorf schauten unzählige Jecken den Zügen zu. In Bergheim waren wieder die Schulen dabei.

Geschickt haben die Bergheimer Karnevalisten im vergangenen Jahr durch gute Stimmung verschleiert, dass der Zug deutlich kürzer war. Die Stimmung war beim diesjährigen Marsch von Kenten nach Zieverich mindestens genauso gut, und die Teilnehmerzahl wieder steil nach oben geschnellt.

Für das Teilnehmerplus sorgten der Kindergarten St. Hubertus, die Carl-Sonnenschein- und die Remigiusschule, das Kinderheim St. Gereon und die Behindertenhilfe St. Augustinus. Der Nachwuchs zeigte sich kreativ bei den Kostümideen: Die einen gingen als Goofys, die anderen als buchstäbliches Donnerwetter in mit Wolken und Blitzen beklebten Jacken.

In Bergheim tanzten die Putzfrauen im Seifenblasenregen

„Zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie sind die Schulen wieder dabei – und jede gleich mit mehr als 100 Teilnehmern“, sagte Zugleiter Andreas Schirmer von der Karnevalsgesellschaft Bergheimer Torwache. „Wir haben sogar Gruppen, die gehen mit mehr als 200 Leuten mit.“ Ansonsten waren es vor allem alte Bekannte, die von den Jecken am Straßenrand angefeuert wurden: Löschfunken, Jecke Schupos, die Berchemer Köbesse oder die Kentener Mädchen zum Beispiel.

Den Zug hatten sich die Jecken einiges kosten lassen. Allein die Torwache habe etwa 6000 Euro für Wurfmaterial ausgegeben, sagte der Zugleiter. Die Gesamtinvestition schätzt er auf mehr als 65 000 Euro. „Genau kann ich es nicht sagen. Es sollten aber alle satt werden.“ Doch die Kamelle waren eigentlich Nebensache. Dutzende Menschen in der Fußgängerzone zückten ihre Mobiltelefone, um die Kostümvielfalt und Freunde und Bekannte zu filmen. Im Seifenblasenregen tanzende Putzfrauen oder das Gesangstalent der Verlorenen Jungs steckte die Jecken am Straßenrand mit guter Stimmung an. Für einen Wagenengel gab es sogar eine herzliche Umarmung.

Frauen mit Disco-Kostümen.

Discofieber hatten diese Närrinnen in Glessen.

Eine Gruppe Närrinnen machte mit ihren Football-Kostümen auf das größte Sportereignis der Vereinigten Staaten aufmerksam: den Superbowl, der ebenfalls am Sonntag stattfand. Auch gab es Besuch vom Jupiter – und grüne Außerirdische mit Fühlern auf dem Kopf. Freude verbreitete auch das erste echte Bergheimer Dreigestirn seit Jahren. „Das Dreigestirn stellt eigentlich die KG ABC, aber es ist auch unser Dreigestirn. Es ist das Dreigestirn aller Bergheimer“, sagt Schirmer. Die KG ABC feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.

Super Marios Piraten machten Bergheim unsicher

Verwirrt haben dürften die Jecken hingegen die Piraten im Bergheimer Zug. Statt Augenklappe, Hakenhand und Hut trugen sie Kappe, Latzhose, einen Schnurrbart oder gleich einen Pilzschirm auf dem Kopf. Denn die selbsterklärten Freibeuter hatten sich einem besonderen Kapitän verschrieben: dem Videospielhelden Super Mario.

Barbie und Ken gingen durch den Stadtteil Büsdorf.

Barbie und Ken gingen durch den Stadtteil Büsdorf.

Handgemachte Musik durfte nicht fehlen. Für sie sorgten ein tierisches Orchester aus Pinguinen, Krokodilen und Kraken – und Musikurgestein Uwe Ulbrich mit Kapelle.

Über rund 450 Teilnehmer, die sich auf 19 Gruppen verteilten, freute sich die Zugleiterin und Präsidentin der KG Fidele Geister, Loni Schneider, in Niederaußem. Sie war kurzfristig vor zwei Wochen als Zugleiterin eingesprungen, hatte aber alles souverän im Griff.

In Niederaußem gingen die Schornsteinfeger durch den Ort

Jede Gruppe hatte sich ein eigenes Motto für die Kostümierung zu eigen gemacht, etwa die Gruppe „Rußköpp“, die vor fünf Jahren aus einer Gruppe des evangelischen Kindergartens hervorgegangen ist und jetzt als Schornsteinfeger durch Niederaußem zog. Für ihre Frauen vom Hasenclub („Alles Hasen“) hatte Gabi Esser zum Motto „Kreuz und quer, bunt und rund, so ist unser Fasteleer“ passende Fantasie-Kostüme entworfen und geschneidert.

Besonders gelungen war der Tag auch für Funkenkoch Rolf Hammel, der nach 20 Jahren diese Funktion aufgibt. Seine Gulaschkanone hatte er statt mit einem Eintopf bis zum Rand mit Kamelle gefüllt.

Maritim grüßte die Kfd mit dem Motto „Schiff ahoi“ und passenden Matrosenkostümen. Gut kam auch die Gruppe mit der versöhnlichen Aufforderung „Minsche ärgert euch nicht“ an.

In Glessen feierten die Karnevalisten Jubiläen

Einige Jubiläen wurden im Zug in Glessen gefeiert, wie Zugleiter Wolfgang Berrenrath zufrieden erzählte. Gleich auf 90 Jahre schaut die Glessener Feuerwehr zurück, deren Mitglieder passend zum Jubiläum Uniformen im alten Stil trugen und auf dem Wagen eine alte Feuerspritze mitführten – wenn diese vielleicht auch nicht echt war. „Die zirka 9 Pinnchen“ gründeten sich vor 20 Jahren und verbreiteten bunt gepunktet und mit Kopfschirm ausgestattet gute Laune.

Eine Frau in den Farben Blau und Weiß.

Gute Laune hatten die Mitglieder des Schwimmvereins in Quadrath-Ichendorf.

Sehr groß war die Gruppe des „Fördervereins Sportplatz Glessen“, die augenzwinkernd 111 jecke Teilnehmer verkündete. Die Männer der Maigesellschaft waren in zartem Birkengrün gewandet, während die Frauen als Maiherzen kostümiert waren. Die Gruppe „Glessener Jungs und Mädche“ trug nicht nur passendes Disco-Outfit, sondern sorgte mit Discomusik auch ordentlich für Stimmung und legte schwungvolle Tanzeinlagen aufs Straßenpflaster, wenn der Umzug einmal kurz zum Stehen kam.

Ganz am Ende kamen viele Hänneschen und Bärbelchen, die sich zuvor an den Straßenrand gestellt hatten, um auch etwas von den anderen Gruppen zu haben und sich dann schön in den gut zweieinhalb Stunden durch Glessen sich schlängelnden Zug einreihten.

Büsdorf Sechs Gruppen zogen am Karnevalssonntag durch Büsdorf, die sich zuvor auf dem Hof von Ortsbürgermeister Georg Linzbach auf seinem Hof zur Aufstellung und zum Vorglühen getroffen hatten. Ein jeckes Jubiläum, nämlich 22 Jahre, feierte die Gruppe Hätz und Seel, die animiert vom Kinohit 2023, sich als Barbies und Kens verkleidet hatten. Politisch wurde es bei der Gruppe „Jecke Öllich“, die sich gegen Nazis und für einen besseren ÖPNV positionierten. Die „Echten Fründe“ machten sich als Insekten verkleidet nicht nur für Artenvielfalt stark, sondern bezogen mit dem Transparent „Experten für Kacke wissen: braune Kacke blau angemalt, bleibt braune Kacke“ ebenfalls gegen Rechtsextremismus Stellung. Die ernsten Themen taten der guten Stimmung der Dorfgemeinschaft keinen Abbruch.

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