WeiberfastnachtBergheimer feiern Straßenkarneval im Trockenen

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Bunt kostümierte Jecken mit Musikinstrumenten ziehen durch eine Innenstadt.

Ab ins Trockene: Die Bergheimer Karnevalsgesellschaften zogen mit Musikkapellen und vielen Jecken erst durch die Innenstadt, bevor im Intro Endstation für die Feiernden war.

Im Einkaufszentrum Intro fanden die Bergheimer Jecken ein Obdach. Auch in den Stadtteilen der Kreisstadt wurde in Hallen gefeiert.

Das karnevalistische Herz der Kreisstadt hat an Wieverfastelovend nun schon einige Transplantationen hinter sich. Vom Festzelt am Aachener Tor, dem jeckesten Tempel auf dem Stadtgebiet, musste es hinüber zum Medio verlegt werden, bevor es nun im Einkaufszentrum Intro erstmals nicht mehr unter freiem Himmel schlagen durfte. Straßenkarneval in Bergheim? Das gab es zumindest in diesem Jahr an Weiberfastnacht nicht.

Oder zumindest nur ein bisschen. Mit Musikkapellen und ein paar unverzagten Jecken zogen die Bergheimer Karnevalsgesellschaften durch die Innenstadt und landeten schließlich ebenfalls allesamt im Intro. Dort, wo früher mal eine Eisdiele war, ging es am Donnerstag ab 11.11 Uhr heiß her. Intro-Managerin Stephanie Kessel hatte den Jecken hier spontan einen Treffpunkt zum Feiern angeboten, nachdem die Fastelovendsfete auf dem Konrad-Adenauer-Platz dieses Jahr nicht stattfinden konnte.

Erst in Bergheim gefeiert, dann ab nach Köln

„Das war eine Rettungsaktion“, sagte Stephanie Kessel, die das Ereignis unter dem Introdach gemeinsam mit DJ Ralf Nettesheim und der Karnevalsgesellschaft Einigkeit aus der Taufe gehoben hatte. Ob es im nächsten Jahr eine Weiberfastnachtswiederholung im Intro gibt, ließ sie offen. „Das werden wir sehen.“ Nun gelte es erst mal, den Jecken in der Kreisstadt eine Heimat zu geben.

Eine Genehmigung dazu gab es für 80 Personen im früheren Eiscafé. Die Zahl dürfte schnell überschritten worden sein, doch verteilten sich die Närrinnen und Narren auch im gesamten Foyer des Intro. Doch die Zahl der Feiernden war immer noch weit entfernt von den rund 3000 Jecken, die früher an Weiberfastnacht das Festzelt am Aachener Tor füllten. Stephanie Kessel wollte selbst im Intro kräftig mitfeiern. „Auch wenn ich aus Düsseldorf komme.“ Viele Jecke nutzten das Intro auch nur zum Vorglühen. „Von hier aus geht es dann oft weiter nach Köln.“

Bunt kostümierte Jecken feiern.

Dirk Neukirchen und Nicole Ortmann (v.l.) freuten sich, mit Freundinnen und Freunden im Intro in Bergheim feiern zu können.

Das Angebot im Trockenen nahmen etwa Nicole Ortmann und Dirk Neukirchen gern an. „Wir haben bisher immer unter freiem Himmel gefeiert“, sagte Neukirchen, der der KG Torwache angehört. Im Intro sei es klein, aber fein. Ähnlich schilderte es die gebürtige Kölnerin Nicole Ortmann, die auch im kleinere Rahmen raderdoll sein wollte. „Man braucht nicht viele Menschen, man braucht die richtigen Menschen zum Feiern“, sagte die Kentenerin.

Traditionell in Bergheim statt im heimischen Quadrath-Ichendorf feiert Renate Warnecke mit ihren Freundinnen. „Wir gehen immer allein auf Tour“, sagte Renate Warnecke und sah sich dabei streng in der Tradition der jecken Wiever an Weiberfastnacht. Das bedeute aber nicht, dass in Quadrath-Ichendorf im Bürgerhaus nicht auch nach Kräften gefeiert werde. „Dorthin schicken wir unsere Männer mit den Enkelchen.“

Bunt kostümierte Wiever feiern Weiberfastnacht.

Im Intro in Bergheim feierten Renate Warnecke (3.v.l.) und ihre Freundinnen aus Quadrath-Ichendorf.

Das wohl mit Abstand aufwendigste, gruseligste und am meisten bewunderte Kostüm trug Peter Eschweiler zur Schau. Der groß gewachsene Kentener trat als Predator aus den gleichnamigen Filmen auf. Das außerirdische Monster hat Eschweiler komplett selbst gebastelt, inklusive LEDs und Geräuscheffekten – auf Knopfdruck gab das Kostüm dinoähnliche Geräusche von sich. Was man für eine derart furchterregende und auffällige Verkleidung braucht? „Puzzlematten, Latex, Schaumgummi oder auch Wasserrohre“, berichtete Eschweiler, der immer wieder Fragen von Kindern beantworten oder sich mit anderen Jecken ablichten lassen musste. „Und natürlich kiloweise Heißkleber.“

Dafür, dass die Jecken in Bewegung blieben, sorgten DJ Ralf Nettesheim und Sänger Thomas Junggeburth. Geht es nach Nettesheim, legt er in der nächsten Session an Weiberfastnacht wieder für ein größeres Publikum auf. „Die Feier im Intro ist eine nette Überbrückung“, sagte der Bergheimer Kult-DJ. Nach der Session würden sich alle Beteiligten, die im Bergheimer Karneval etwas zu sagen hätten, an einen Tisch setzen, um zu klären, wie es im nächsten Jahr weitergeht. „Da sind dann zum Beispiel das Festkomitee, Vertreter vom Medio oder auch der Stadt mit dabei“, sagte Nettesheim.

Auch an anderen Orten im Stadtgebiet wurde später am Abend noch Karneval gefeiert, etwa in der Mehrzweckhalle Glessen, im Bürgerhaus Quadrath-Ichendorf, in der Festhalle Niederaußem oder im Bürgerhaus Oberaußem.

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