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Bunter RosenmontagSo schön waren die Züge in den Bergheimer Stadtteilen

Lesezeit 6 Minuten
Menschen in einem Karnevalszug werfen Konfetti.

„Wir sind kunterbunt mit Konfetti im Herzen“, lautet das Rosenmontagsmotto der Jecken vom privaten Kindergarten in Ahe.

In Ahe, Fliesteden, Glesch, Oberaußem und Rheidt-Hüchelhoven zeigten sich die Jecken in den Rosenmontagszügen bestens aufgelegt.

In Bergheim-Thorr wird Gastfreundlichkeit bei den Jecken von der Römerstraße großgeschrieben. Kurzerhand haben sie die Gruppe „Treffpunkt“ aus Bergheim aufgenommen. „Eigentlich wollten sie am Sonntag im Bergheimer Zug mitgehen“, sagte Zugleiter Michael Schneider. „Die konnten aber nicht, weil ihr Wagen nicht funktionierte. Also haben sie gefragt, ob sie bei uns mitgehen dürfen. Und wir haben ihnen einen Wagen von uns überlassen.“ Wie familiär die Thorrer Karnevalisten sind, zeigt Schneiders Familiengeschichte. Seit 16 Jahren ist er Zugleiter, davor waren es sein Onkel und sein Bruder. Einfallsreichtum bewiesen die Thorrer auch bei ihren Kostümen.

Waldnymphen mit Zweigen in den Haaren und Funkentöter mit Totenkopfgesichtern reihten sich an Tänzer, die in ihren goldenen Trainingsanzügen buchstäblich der Disco-Ära huldigten. Unter all den Jecken am Straßenrand versteckte sich eine Karnevalslegende: der „Avleser“ Thomas de Vries. Mittlerweile ist der 82-Jährige im beruflichen und auch im karnevalistischen Ruhestand. „Aber den Zug lass ich mir nicht entgehen“, sagte de Vries.

Comeback in Bergheim-Fliesteden

Nach drei Jahren Zugpause war es höchste Zeit, wieder richtig durchzustarten. Es wurde ein traumhaftes Comeback: Das eigens gegründete neue Organisationsteam der Fliestedener Karnevalsfreunde – an der Spitze Hennes Esser, René Hergenröther und Ortsbürgermeisterin Elisabeth Hülsewig – brachte am Rosenmontag den ganzen Ort auf die Beine. „Vereine, Nachbarschaftsgruppen, Kegelclubs, Freundeskreise und natürlich die Kita-Pänz – alle machen begeistert mit und beweisen: Fliesteden ist bunt, fröhlich und vielfältig“, sagte Hülsewig.

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Elf Gruppen mit gut 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern reihten sich ein, ganz vorn die trommelnden Samba-Mäuse aus Pulheim-Stommeln. Es folgten die Fliestedener Astronauten, rosa Barbies, gelbe Emojis, der Mini-Zoo vom Kindergarten und ein halbes Dutzend weitere Gruppen. Besonders stimmungsvoll ging es vor der Volksbank zu, wo Manni Theek in einer historischen Bütt dem jubelnden Volk die Zugteilnehmer humorvoll vorstellte.

Doch noch ein Zoch in Bergheim-Ahe

„Das war knapp! Wir hatten diesmal im Vorfeld mit einigen organisatorischen Problemen zu kämpfen; der Zoch stand auf der Kippe. Am Ende hat's dann doch geklappt“, atmete Torsten Kochius, der seit mehr als 20 Jahren die Fäden beim Aher Rosenmontagszug in der Hand hält, erleichtert auf, als immer mehr bunt kostümierte Jecken auf dem Pausenhof der Grundschule eintrudelten. Auf die Aher Karnevalsfans ist halt Verlass. Mit großen Zahlen konnte man zwar selten auftrumpfen, aber die Stimmung war wie immer top. Dafür sorgten sechs Gruppen mit knapp 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Zu den tragenden Kräften gehörten die Elterninitiativen der Grundschule Am Schwarzwasser und des privaten Kindergartens, die die stärksten Gruppen aufboten und massenhaft Kamelle unters feiernde Volk brachten. Aber auch die Aher Mongolen, die mit einem Großwagen auftrumpfenden Oher Jungen und die zur Stammbesetzung gehörenden Oher Mädchen ließen es wieder tüchtig krachen. Nach dem Umzug wurde bei der Schützenbruderschaft weitergefeiert.

Jecke Flamingos in Bergheim-Glesch

Gut, dass es die „Jecken Flamingos“ gibt. Seit die vor zwei Jahren gegründete rosa Freundesclique die Karnevalsfreunde bei der Organisation des Rosenmontagszugs unterstützt, geht's aufwärts mit dem Straßenkarneval. Auch gestern konnte Ober-Flamingo Kevin Bücker Wachstum vermelden. „Es sind wieder zwei neue Gruppen dazugekommen; jetzt haben wir schon zehn Teams beisammen. So kann es gerne weitergehen“, teilte Bücker freudestrahlend mit, als sich die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Marienpfad versammelten.

Seine Flamingos bewährten sich mit ihrem Musikwagen erneut als prima Stimmungsmacher, aber auch die in großer Besetzung angerückten Nachwuchskicker der Viktoria, die Kids der Hermann-Gmeiner-Schule, eine muntere Putzkolonne und eine Waldfeen-Gruppe machten mächtig Dampf.

Seit langem immer mit dabei ist ein stets mit strahlenden Lachen und aufwendigen Kostümen glänzendes Glescher Narrenpärchen der besonderen Art: Renate Junggeburth und Sascha Hamboch flanierten als Sissi und Franz durch den Ort und garnierten die fröhliche Sause mit kaiserlichem Flair. Eher urig und zünftig ging es anschließend bei der After-Zoch-Party im Sportheim der Viktoria zu.

600 Jecke im Zug in Bergheim-Oberaußem

„Wat wör et janze Levve wät, wenn sich der Minsch kein Freud dren mät“, das ist seit 66 Jahren, seit ihrer Gründung, das Motto der Karnevalsfreunde Oberaußem. Achim Mörs hatte in diesem Jahr alle Hände voll zu tun, denn er war in einer Doppelfunktion, als Prinzenführer und als Zugleiter, tätig. „Wir stehen alle zusammen und unterstützen ihn!“, versicherte Norbert Otto, der Präsident der Karnevalsfreunde Oberaußem.

An die 600 Jecke nahmen in diesem Jahr wieder am Karnevalszug teil – in Oberaußem marschiert traditionell ein sehr großer Zug durch den Ort. Darunter dieses Mal auch, mit einem Großwagen, die Stammtischgruppe „Echte Junge“, die Gruppe „Jeck im Rähn“, die Tanzgruppe „Lollipops“ und der Karneval Club „Raderdoll“. Ein fröhliches Treiben gab es rund um den Wagen des Oberaußemer Dreigestirns, Prinz Markus, Bauer Marko und Jungfrau Mathilde. 45 Karnevalisten der Gruppe, die sich „Kasalla“ nennt, fungierten als Vorgruppe unter dem Motto „Kölscher Köbes“.

Getoppt wurde alles durch die größte Gruppe mit 137 Personen der Awo-Kita „Kaleidoskop“ und ihrem Motto „Bunte Vögel“ – seit jeher stellt der Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt dank zahlreicher Kinder, Eltern und Erzieher die mit Abstand größte Fußgruppe im Zug durch Oberaußem. Norbert Otto führte den Zug an, der wie immer seinen Anfang am Bürgerhaus genommen hatte, und freute sich sehr, dass so viele Jecke gekommen waren, um vom Zugweg aus den närrischen Lindwurm zu sehen, der sich mit einem gemütlichen Tempo, aber oftmals heißen Rhythmen durch den Ort wälzte.

Jubiläum in Rheidt-Hüchelhoven

 Es war zwar keine Schnapszahl, aber der Rheinländer nutzt ja an Karneval gern jede Gelegenheit zum Feiern, auch ein ganz klassisches Jubiläum. So feierte der Rosenmontagszug in Rheidt-Hüchelhoven in diesem Jahr sein rundes Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen. 1974 ging der erste Rosenmontagszug in Rheidt noch mit durchaus ernstem Thema, nämlich als Protestzug gegen die Eingemeindung nach Rommerskirchen, durch den Ort. Die Idee zum Zug wurde damals durch einen Kegelclub in einer lokalen Kneipe geboren und mit einem im Pfarrhof selbst gebauten Festwagen in die Tat umgesetzt.

So gehen seit nunmehr 50 Jahren einige Mitglieder im Zug mit und sind stolz auf ihr 50-jähriges Bestehen. Der Kegelclub präsentierte sich unter dem Motto: „50 Jahre immer dabei“ mit verschiedenen Kostümen, die mit hohem handwerklichen Aufwand selbst hergestellt wurden. Darunter Indianer, Römer und Gallier.

Zugleiter Dominik Keulertz, der erste Vorsitzende der Karnevalsfreunde Rheidt-Hüchelhoven von 1955, konnte im Karnevalszug zwölf Gruppen und dazu noch fünf große Festwagen präsentieren. Auch vertreten waren der Theaterverein Frohsinn, die Dorfgemeinschaft Rheidt und die Spielvereinigung 1926. Pünktlich um 14 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, der im ganzen Doppelort von zahlreichen Närrinnen und Narren am Straßenrand begeistert empfangen wurde.

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