„Wie lebt es sich damit?“Vater richtet sich nach tödlichem Unfall in Wesseling mit Video an Flüchtigen

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Blumen und Kerzen an der Unfallstelle an der Rodenkirchener Straße in Wesseling.

Blumen und Kerzen an der Unfallstelle an der Rodenkirchener Straße in Wesseling.

Der 20-jährige Alexander wurde bei dem Unfall getötet. Die Polizei sucht auch noch ein Jahr später nach dem Unfallverursacher.

Jürgen Sauerborn, der Vater des jungen Mannes, der am 26. März 2023 nachts um 1 Uhr auf der Rodenkirchener Straße überfahren worden ist, richtet sich in einem Video nun an die Öffentlichkeit. Sein Sohn Alexander wurde nur 20 Jahre alt. Der Fahrer, der ihn überfahren hatte, war geflüchtet. Er wird bis heute von der Polizei gesucht.

Zeugenaussagen zufolge soll der junge Mann damals im Schneidersitz auf der Straße gesessen haben, als mit hoher Geschwindigkeit ein Wagen auf ihn zuraste. „Rücksichtslos hat der Täter meinen Sohn sterbend auf der Straße liegen lassen“, sagt der Vater. Verzweifelt hätten die Ärzte, die Polizei und Rettungskräfte noch mehrere Stunden um das Leben seines Jungen gekämpft. Doch die Verletzungen seien einfach zu schwer gewesen. Noch in der Nacht ist Alexander Sauerborn gestorben.

Tödlicher Unfall in Wesseling – „Hat Dich Alexander noch einmal angesehen?“

Die Stimme von Jürgen Sauerborn klingt in dem knapp vierminütigen Video unsagbar traurig: Sein Sohn habe Psychologie studiert – jobbte nebenher bei Aldi. Freunde beschreiben ihn als „wirklichen und hilfsbereiten Freund“. Auf ihn sei immer Verlass gewesen. Man habe ihn nur anrufen müssen, und er sei direkt gekommen, um zu helfen. Sie heben auch seine fröhliche Art hervor. Er sei immer gut gelaunt und höflich gewesen.

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„Sein ganzes Leben lag noch vor ihm“, sagt Jürgen Sauerborn. 20 Jahre voller Lebensfreude – von einem auf den anderen Moment ausgelöscht. Uns bleiben nur noch schöne Erinnerungen an einen geliebten Sohn“, sagt er weiter und fragt: „Wie kann der Täter ein ganzes Jahr lang mit dem Gedanken leben, unseren Sohn Alexander getötet zu haben?“

Polizei sucht nach tödlichem Unfall in Wesseling dunklen BMW

Dann richtet er sein Wort direkt an den Täter und fragt in erschreckender Offenheit: „Wie lebt es sich mit dem Gefühl, einen jungen Menschen sterbend auf der Straße liegen zu lassen und einfach abzuhauen? Hat Dich Alexander noch einmal angesehen? Hast Du ihm in die Augen geschaut? Hast Du keine Alpträume? Denkst Du nicht täglich daran? Siehst Du den Moment des Aufpralls nicht jeden Tag vor Deinem geistigen Auge?“

„Sei kein jämmerlicher Feigling. Mache reinen Tisch. Stell Dich der Polizei“, appelliert er an den Täter.

Jürgen Sauerborn ist sich zudem sicher: „Es muss Mitwisser geben.“ Der Unfall sei schließlich Samstagnacht passiert. „Mit großer Wahrscheinlichkeit warst Du nicht alleine im Auto“, spricht er den Fahrer wieder an. „Wollen Deine Mitfahrer bis zu ihrem Lebensende die Schuld des Mitwissers auf sich laden –  einen feigen Täter decken?“

Ausdrücklich wendet sich der Wesselinger auch an die Familie, Freunde und an das Umfeld des Täters, die doch etwas mitbekommen haben müssen: „Haben Sie ein Familienmitglied, einen Freund oder Bekannten mit einem dunklen 1er BMW, der am 26 März 2023 gegen 1 Uhr in der Nacht in Wesseling unterwegs gewesen sein könnte? Haben Sie in der Folgezeit Verhaltensänderungen an ihm bemerkt – etwa plötzliche Verschlossenheit, Traurigkeit oder Aggression?“

Auf dem Foto ist die Rodenkirchener Straße mit einem Tempo-50-Schild zu sehen.

Die Rodenkirchener Straße ist dort, wo sich der Unfall ereignet hatte, mit Tempo 50 ausgeschildert.

Dann wendet sich Sauerborn an Betriebe: „Haben Sie einen Frontschaden an einem solchen Auto repariert“, fragt er und appelliert an die Öffentlichkeit: „Helfen Sie uns, denjenigen zu finden, der unserem Sohn Alexander das Leben genommen hat.“ Für Hinweise, die zur Ermittlung, Identifizierung und Ergreifung des Täters oder der Täter führen, hat die Familie die Belohnung von zunächst 3000 auf nunmehr 10.000 Euro angehoben.

Wie Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer am Montag, 18. März, mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft Köln weitere 3000 Euro ausgelobt. Parallel zu den Ermittlungen soll der Fall auch in einer der nächsten Ausgaben von „Aktenzeichen XY ... Ungelöst“ im ZDF vorgestellt werden, möglicherweise schon am 27. März.  

Bremer erläuterte, dass alleine an drei Terminen mehr als 60 Personenwagen der Marke BMW durch Sachverständige auf dem Gebiet der Unfallrekonstruktion auf Spuren untersucht worden waren, die von der Tat herrühren könnten. Aufwendige Ermittlungen seien dem vorausgegangen. Noch dauern jedoch die Auswertung der Untersuchungsergebnisse an.

Hinweise ausschließlich an die Kölner Mordkommission, 0221 229-0 oder per E-Mail.

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