InterviewJürgen Becker spricht über seine Rolle als Kabarettist in der heutigen Zeit

Lesezeit 5 Minuten
Zu sehen ist ein Mann auf einem Motorrad.

Jürgen Becker hat sein Motorrad mit einem Eletktromotor ausgerüstet.

Jürgen Becker gehörte unter anderem zu den Gründern der „Stunksitzung“, nun kommt der Kabarettist mit seinem neusten Programm nach Wesseling.

Jürgen Becker (64) ist seit vielen Jahren als Kabarettist erfolgreich. Überregional bekannt wurde der Ur-Kölner mit den „Mitternachtsspitzen“ im WDR-Fernsehen, die er von 1992 bis 2020 moderierte. Becker gehörte zu den Gründern der „Stunksitzung“, einer kabarettistischen Alternative zu den Prunksitzungen im Kölner Karneval. Jetzt kommt er mit seinem neusten Programm nach Wesseling. Kathrin Höhne sprach mit ihm.

Herr Becker, was verbindet Sie mit Wesseling?

Jürgen Becker: In meinen 20er Jahren sind wir immer wieder nach Wesseling gefahren, um dort in die Sauna zu gehen. Da gab es schon das Hallenbad mit einer Sauna. Das war damals noch gar nicht so häufig. Und das war preiswert. Zudem finde ich das Rheinforum als Auftrittsort toll. Der bietet einen schönen Blick auf den Rhein.

Im Rheinforum werden Sie auf der Bühne über Konsum, Klimawandel und Zukunftssorgen reden. Als Titel greifen Sie dazu das Zitat von Joseph Beuys auf: „Die Ursache liegt in der Zukunft“. Warum?

Der hat das damals so in einem Interview gesagt. Ich fand: Oh, der Satz ist aber gut, der passt zu meinem Programm. Die Leute haben ja gar nichts gegen die Zukunft, wenn sie wüssten, dass es gut ausgeht. Aber viele spüren doch, dass sich was ändern muss. Dazu betrachten Sie das gesellschaftliche und politische Geschehen mit spitzer Zunge.

Wie entstehen Ihre Programme?

Ich sammle die Themen erst mal, dann unterfüttere ich sie mit Fakten. Und gucke, was ich für eine Haltung dazu habe. Das dauert auch manchmal einige Zeit, ein Jahr oder auch zwei Jahre.

Also spiegeln die Programme Ihre Haltung wider?

Ja, schon, aber ich will den Leuten nichts aufoktroyieren, die bilden sich ihre Meinung schon selbst. Für mich als Kabarettist hat sich aber auch etwas geändert. Früher hat man immer so draufgehauen, so radikal kritisiert. Das mache ich heute nicht mehr. Jetzt, wo wir so viel Demokratiefeindlichkeit in der Gesellschaft und im Netz erleben, müssen wir was ändern. Wir Satiriker müssen uns von der Attitüde verabschieden, eigentlich gegen die Gesellschaft zu sein, jetzt müssen wir sie verteidigen. Und das ist schwerer.

Warum?

Weil vieles schnell zum Kulturkampf wird. Zum Beispiel habe ich ein Oldtimer-Motorrad mit einem Elektromotor ausgestattet. Dann habe ich dazu Stimmen gesammelt mit der Frage im Netz, soll man alte Sachen umrüsten? Es kamen sofort auch Hassmails. Das ist das Verrückte, dass die Leute nicht mehr einfach erst mal gucken, was sind die Vorteile, was die Nachteile. Wo ist der Elektromotor besser als der Verbrenner, wo schlechter. Es wird einfach draufgehauen, gesagt, das sei doch grüner moderner Mist, wir wollen Verbrenner fahren. Dann sage ich wieder, der Elektromotor ist aber älter als der Verbrennungsmotor. Das Denken in Schubladen aufzulösen, ist nicht einfach.

Sie setzen da auch bewusst auf Emotionen.

Ja, wenn man ein Thema nach vorn bringen will, dann muss man auch die Emotionen bedienen. Wenn man nur mit der Wissenschaft arbeitet, dann ist es schwer, etwas zu verändern. Daher ist ja auch meine These, dass die „Fridays for Future“ Bewegung nicht genug Erfolg hat, den CO-2-Ausstoß zu senken, der steigt ja weiter, weil sie sagen, „follow the science“. Man darf die Emotion nicht vergessen.

Herr Becker, Sie werden in diesem Jahr 65 Jahre alt. Andere Menschen gehen dann in Rente. Wie sind Ihre Pläne?

Ich mache das, was ich mache, gerne. Ich finde es toll, wenn die Leute lachen können. Das gibt mir Genugtuung. Klatschen kann man ja aus Höflichkeit, aber ein Lachen ist echt, das ist ein Reflex. So lange die Zuhörer zu mir kommen, stehe ich auf der Bühne. Wenn ich merke, dass die Leute nicht mehr kommen, dann kann ich was anderes machen, eine Kolumne schreiben zum Beispiel. Eine Aufgabe halte ich für wichtig. So wie Menschen das Ehrenamt glücklich macht. Es ist eine win-win Situation. Die Leute machen was, was der Gesellschaft nützt und tun sich auch in Regel selbst was Gutes dabei. Ich fahre zum Beispiel bei einem Freund mit, der Lebensmittel für die Tafel bei den Geschäften abholt.


Das Programm

Jürgen Becker kommt live mit dem Programm „Die Ursache liegt in der Zukunft“ am Samstag, 16. März, ab 20 Uhr ins Wesselinger Rheinforum, Kölner Straße 42.

Zum Programm: So, da woll'n wir uns mal 'nen schönen Abend machen! Aber jeder spürt: Das bleibt nicht so. Der Kapitalismus basiert auf unendlichem Wachstum. Doch wie soll das auf einem endlichen Planeten funktionieren? Ökologie und Ökonomie verwirbeln gewaltig unser Gewohnheitsrecht und unsere Nebenkostenabrechnung.

Ein bahnbrechend zorniges Sturmtief kündigt sich an. Recken wir also die Hände zum Heizpilz und fahren nach der Party voll im SUV vor die Wand? Oder machen wir die Wende in ein genüssliches Leben voll komischer Intelligenz? Jürgen Becker lüftet unterhaltsam durch, hält das Zeitfenster auf Kipp und macht den Chancen Avancen.

Die Karten kosten im Vorverkauf 26 Euro. Sie gibt es in der Süßen Ecke in der Bahnhofstraße 23, an der Infothek im Neuen Rathaus, im Edeka Klein Getränkemarkt Am Hohen Rain 18, bei Tabakwaren Clemens am Kronenweg 81 und Berzdörfer Lädchen an der Hauptstraße 53 sowie an der Tageskasse und im Netz. (höb) 


Die Verlosung

Gemeinsam mit dem Veranstalter verlost diese Zeitung 5x2 Eintrittskarten für das Programm „Die Ursache liegt in der Zukunft“ von Jürgen Becker. Die Veranstaltung findet am Samstag, 16. März, im Rheinforum Wesseling statt.

Mitmachen ist einfach: Senden Sie bis Sonntag, 3. März, 23.59 Uhr eine E-Mail mit dem Stichwort: „Verlosung Jürgen Becker, Wesseling“. Die E-Mail muss neben Namen, der Anschrift auch die Telefonnummer enthalten. Gewinner werden von der Redaktion informiert. 

Rundschau abonnieren