„2G ist Selbstmord“So läuft die 3G-Kontrolle bei Gastronomen in Rhein-Sieg

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Im Dreigiebelhaus in Hennef überprüft Juniorchef Filip Čulo den Impfnachweis. 

Rhein-Sieg-Kreis – Fast schon wieder Normalbetrieb ist in den Gaststätten an Rhein und Sieg angesagt. Mit der letzten Änderung der Coronaschutzverordnung dürfen die Abstände zwischen den Gästen wieder reduziert werden. Trennscheiben müssen auch nicht mehr sein. Allerdings fordert der Gesetzgeber die Anwendung der 3G-Regel. Nur wer geimpft, genesen oder getestet ist, darf sich bewirten lassen. Wir haben bei Gastwirten in der Region nachgefragt, was sich für sie geändert hat.

Wirtshaus an Sankt Severin

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Im Wirtshaus an Sankt Severin in Ruppichteroth gilt die 3G-Regel. 

„Im Endeffekt hat sich nicht viel geändert“, resümiert Christian Eggert vom Wirtshaus an Sankt Severin in Ruppichteroth. Die 3G-Regeln würden ja schon länger angewandt. Das funktioniere ganz gut. „Nur wenn jemand seinen Nachweis vergessen hat, muss ich mal den bösen Wirt spielen“, meint er. Schließlich drohten hohe Bußgelder.

Älteren Gästen, die kein Smartphone hätten, biete er an, den von den Apotheken vergebenen QR-Code selbst zu scannen. Das reiche zusammen mit dem Personalausweis aus. An den Abständen im Lokal hat Eggert noch nichts geändert. „Mir fällt inzwischen auch persönlich schwer zu sehen, wenn andere so nah zusammen sitzen“, berichtet er.

Dreigiebelhaus in Hennef

Im Hennefer Dreigiebelhaus – nomen est omen – bleibt es vorerst bei der 3G-Regelung. „Wir handhaben das so weiter, bis das Land etwas anderes vorgibt“, sagt Filip Čulo, Sohn der Restaurant-Inhaberfamilie Čulo. „Wir wollen keinen ausschließen“, begründet der 26-Jährige, weshalb man in der ehemaligen Poststation in Hennef-Warth auch die „nur“ Getesteten bewirtet.

Damit sich vor dem Haus keine lange Warteschlangen bilden, steht dort eine Tafel, auf der die Gäste gebeten werden, ihre 3G-Nachweise bereitzuhalten. Drinnen sind inzwischen die ehedem notwendigen Plexiglastrennscheiben verschwunden. „Die konnten wir endlich wegräumen“, sagt Filip Čulo erleichtert, „da bin ich oft gegengelaufen.“

Elements of Taste in Troisdorf

„2G ist Selbstmord für die Gastronomie“, ist Axel Schönfelder überzeugt, der Inhaber des „Elements of Taste“ in Troisdorf. „Weil du 40 Prozent Ungeimpfte ausschließt, und die werden das nicht vergessen, dass du sie aus dem Restaurant verbannst.“ Auch 3G sei „obsolet, weil man die Tests ja jetzt selbst bezahlen muss“. Und das werde niemand machen, um in ein Restaurant zu gehen.

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Im Elements of Taste in Troisdorf wird sogar eine 1-G praktiziert.

Logische Konsequenz für den Gastronom aus Windeck: 1G, was er für die „einfachste und menschlichste Lösung“ hält. „Mich interessiert nur der Mensch“, ob geimpft oder genesen, das wolle er gar nicht wissen. Vor seinem Steakhaus werden daher die Gäste ab Montag selbst den Schnelltest machen – die Kosten übernimmt Schönfelder. „Wir testen jeden“, ohne Test gibt es keinen Zutritt. „Nur dann haben wir die Sicherheit, dass nur gesunde Menschen im Restaurant sind“. Einen Nachweis über den erfolgten Test erhielten die Gäste nicht, positive Testergebnisse aber müsse er dem Gesundheitsamt melden, erklärt Schönfelder.

Kais Restaurant in Much

Auf die Trennscheiben zwischen den Tischen hat Kai Hollenstein von Kais Restaurant in der Mucher Burg Overbach nach der Neufassung der Coronaschutzverordnung verzichtet. Im Innen- und Außenbereich des Restaurants gilt „Einlass nur negativ getestet, geimpft oder genesen.“ Das sei aber inzwischen allgemeiner Standard und führe bei den Gästen nicht zu Problemen, berichtet Hollenstein.

Schützenhof in Eitorf

„Wir arbeiten aktuell mit 3G“, sagt Hotelmanager Mark Czerwionka (37) vom Schützenhof in Eitorf. Das heißt, dass neben Geimpften und Genesenen nach wie vor negativ Getestete mit einem maximal 48 Stunden alten Test Zutritt zum Restaurant im Hotel Schützenhof in Eitorf-Alzenbach haben. „Da wir vom Tagungsgeschäft leben, hat sich durch die jüngsten Änderungen nicht viel für uns geändert“, erklärt Czerwionka. Im Haus werde weiter der Sicherheitsabstand eingehalten.

Verloren gegangen sei in der Pandemie-Zeit das Geschäftsfeld „Veranstaltungen mit Tanz“. Bei einem Preis von 75 Euro für den erforderlichen PCR-Test überlegten sich Ungeimpfte und nicht Genesene, ob sie so viel ausgeben wollten. Auch seien zuletzt zwei größere Hochzeitsfeiern mit 40 beziehungsweise 150 Gästen storniert worden. Jeweils die Hälfte der Leute hätte den teuren Test benötigt.

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Mit welcher Einlassregel im Schützenhof Silvester gefeiert werden kann, müssen der Manager und Geschäftsführer Dr. Bernd Kessel noch entscheiden. „Da gehen wir eher auf die Variante 2G“, sagt Czerwionka. Die Möglichkeit für Nicht-Immunisierte, bei 3G einen höchsten sechs Stunden alten Antigen-Schnelltest vorzuweisen, erfordere ja, dass ein Testzentrum am Silvester-Tag entsprechend lange geöffnet habe.

Nach wie vor schlägt die Virus-Krise auf die Personalsituation durch. „Vor Corona hatten wir 45 Beschäftigte, jetzt sind es knapp über 30“, berichtet der Hotelmanager, „wir suchen händeringend“. Man greife sogar auf Schüler zurück. Über-16-Jährige könnten im Minijob arbeiten, allerdings nur bis spätestens 22 Uhr, „dann schicken wir die nach Hause“.

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