Als die Stars nach Much kamenElektronik Haas feiert 90-jähriges Bestehen

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Tradition unter neuer Leitung: Mitarbeiter Matthias Tiedge, Inhaber Guido Krimmel, Elisabeth und Helmut Haas.

Much – Der Radioempfänger „Nora“ für 238 Reichsmark war am 12. Dezember 1939 wohl das erste Markengerät, das Josef Haas in Berzbach verkauft hat. Bereits Anfang August 1930 hatte Haas die offizielle Gewerbeanmeldung für den Handel mit elektrischen Geräten erhalten, zu einer Gebühr von einer Reichsmark. „Damals war mein Vater noch angestellt und hat die Radios nebenberuflich mit einem Schlosser und einem Schreiner zusammengebaut“, berichtet Haas’ Sohn Helmut anlässlich des 90-jährigen Firmenbestehens.

Niemand konnte absehen, dass dieser Betrieb etliche Jahre später einen großen Polizeieinsatz in Much verursachen sollte: „1952 hatten wir die ersten laufenden Fernseher im Schaufenster stehen. Deshalb bildete sich vor dem Geschäft eine so große Menschentraube, dass schließlich die Polizei einschreiten musste.“ Zu diesem Zeitpunkt war das Geschäft der Eheleute Haas schon nicht mehr aus dem Ort wegzudenken. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg hatte sich der Tüftler selbstständig gemacht, 1958 erfolgte der Umzug in eigene Räume an der Hauptstraße 41, wo sich der Betrieb bis heute befindet. Allerdings drohte der Firma bald darauf ein tragisches Ende: „1963 erkrankte mein Vater und starb“, berichtet Helmut Haas: „Ich war damals erst 17 und noch in der Ausbildung.“ Nur mit einer Sondergenehmigung durften Mutter und Sohn das Geschäft weiterführen. Bald nach der Meisterprüfung übernahmen Helmut Haas und seine Frau Elisabeth 1973 das Unternehmen: „Wir holten Prominente wie Sportschau-Moderator Ernst Huberty oder die Schlagersänger Adam & Eve nach Much“, erinnert sich Elisabeth Haas.

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Für eine Reichsmark meldete Josef Haas sein Gewerbe an. Die Fotos zeigen ihn und seine Frau Maria.

Beide bauten eine Filiale in Seelscheid auf, organisierten Hausmessen mit aktuellen Neuheiten sowie Disco-Veranstaltungen für Jugendliche. „Dabei hatte ich einmal einen Preis für denjenigen ausgesetzt, der innerhalb einer Stunde mit dem größten Haustier erscheint“, erzählt Helmut Haas. In ländlichen Regionen ein gewagtes Unterfangen, wie er kurz darauf feststellen musste: „Prompt brachte jemand seine Kuh mit.“

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Bis es sich 2011 in den Ruhestand verabschiedete, hatte das Paar jeden Trend der Branche nach Much geholt: Vom Hi-Fi-Boom bis zum Aufkommen der Videokassetten und der CDs. Unvergessen auch die mannshohe Satellitenschüssel, mit der Haas erstmals das Privatfernsehen nach Much brachte. Mehr als 50 Lehrlinge wurden in der Firma ausgebildet, darunter auch Guido Krimmel, der im Herbst 1982 seine Lehre begann. 29 Jahre später übernahm er den Familienbetrieb. Auch Mitarbeiter Matthias Tiedge absolvierte hier sein Jahrespraktikum und büffelt inzwischen für seinen Meister. Heute seien Elektrogroßmärkte und der Onlinehandel nicht mehr die große Konkurrenz, berichtet Krimmel: „Wir profitieren vom Standort Much. Hier sind ein zuverlässiger, lokaler Kundendienst und gute Beratung wichtiger als Schnäppchen um jeden Preis.“ Nicht zuletzt deshalb ist das Geschäft gut positioniert in der Corona-Zeit: „Wir sind gut ausgelastet. Die Menschen sind viel zu Hause, da müssen Waschmaschine und Fernseher funktionieren.“ Auch deshalb geht Guido Krimmel zuversichtlich in das zehnte Jahr seiner Selbstständigkeit.

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