Margret und Jürgen Stehli bringen eine Euphorbie zur Tauschbörse. Die Ehefrau ist diejenige mit dem grünen Daumen.
Copyright: Stefan Villinger
ANZEIGE
ANZEIGE
Neunkirchen-Seelscheid – „Ist das nun Thymian oder Majoran?“ Edda Zimmer-Lehmann und Kirsten Scheidmann sind sich unsicher. Eine Geruchsprobe löst das Rätsel. „Eindeutig Thymian“, erkennt Scheidmann. Eine typische Situation bei der Pflanzentauschbörse an der Ritter-Göttscheid-Grundschule in Neunkirchen.
Pflanzenfreunde bringen ihre Schätze mit, die im Laufe der Jahre langsam, aber stetig den Garten zuwuchern oder keinen Platz mehr im Wohnzimmer haben. Irgendwie ist ihnen das Grün ans Herz gewachsen, und nach dem Ausdünnen wollen sie es nicht so einfach in die Grüne Tonne werfen. Aber wie es genau heißt, das wurde im Laufe der Jahre auch schon mal vergessen.
Sorte war falsch ausgezeichnet
Seit mehr als 30 Jahren wird die Tauschbörse im Dorf veranstaltet. Zimmer-Lehmann kümmert sich seit 2010 um die Organisation. Die ersten sind pünktlich. Doch das Angebot ist übersichtlich. „Wer früh kommt und meint, dass er dann die besten Sachen ergattern kann, der irrt“, berichtet die Veranstalterin. Langsam, aber sicher trudeln die Pflanzenfreunde mit gefüllten Eimern und Kisten ein.
Edda Zimmer-Lehmann beriet Sabine Pinkwernell (r.), die ihren Garten neu gestaltet.
Copyright: Stefan Villinger
Sabine Pinkernell hat das Wurzelwerk einer Blume dabei, die „wunderbar gelb blüht. Wie die heißt, weiß ich allerdings nicht“. Sie hat ihren Garten umgestaltet und setzt jetzt auf die Farbe Rosa. „Da hab’ ich was für Sie“, sagt eine weitere Besucherin. „Die Pflanze hier wird kniehoch und blüht wunderschön rosa.“ Pinkernell nimmt sich gern einige Wurzeln, wird aber im Gegenzug ihr gelbes Gewächs nicht los. Friederike Bethke kommt mit „einer wundervollen rot blühenden Rose“. Auf dem Verkaufsschild aus dem vorigen Jahr steht die Sorte Dortmund. „Die habe ich in einer Baumschule teuer gekauft, doch die Sorte stimmt nicht. Zum Wegwerfen ist sie zu schade.“ Jetzt steht sie neben Storchenschnabel in Rot und Blau als Tauschobjekt bereit. Eine „echte Dortmund“ wird nächstes Jahr gekauft.
Friederike Bethke bietet eine Rose an, die wunderbar blüht.
Copyright: Stefan Villinger
Aus einem Auto steigt ein Ehepaar. Er trägt eine mächtigen Pflanze in Richtung der Tauschtische. „Es ist eine Euphorbie“, sagt Margret Stehli. „Meine Frau hat den grünen Daumen“, erklärt ihr Ehemann Jürgen stolz. Eigentlich wachse jede Pflanze schnell in die Höhe. So sei nur noch wenig Platz im Haus. Die Tauschbörse sei eine gute Gelegenheit, auch Zimmerpflanzen an den Mann oder die Frau zu bringen.
Auch eine Feige gehört zu den angebotenen Pflanzen.
Copyright: Stefan Villinger
Margret Stehli ist in ihrem Element. „Mein Mann hat eigentlich nicht so viel übrig für die Pflanzen“, verrät sie. Stimmt. Er sitzt schon wieder im Auto, um später wieder seine Pflanzenfreundin und Ehefrau abzuholen. Langsam wird es eng, immer mehr Gäste sind da. „Gibt es auch eine Tauschbörse in Seelscheid?“, fragt eine Besucherin. „Noch nicht“, antwortet Maria Anna Rottka aus dem Organisationsteam, die gerade alte Zeitungen zu Transporttüten faltet. „Wir werden mal in der Verwaltung fragen, ob wir nicht im nächsten Jahr einen Platz bekommen.“