Wohin mit den Geflüchteten? Eine geplante Unterkunft am Sportplatz Höfferhof in Neunkirchen-Seelscheid stößt auf Kritik.
Sportplatz HöfferhofBürgerinitiative protestiert gegen Pläne für Unterkunft in Neunkirchen

Zu einer Bürgerinitiative haben sich mehrere Hundert Anwohner zusammengeschlossen, ein Teil kam am Mittag zum Termin mit der Presse.
Copyright: Cordula Orphal
Die geplante Unterkunft für Geflüchtete am Sportplatz Höfferhof sorgt für Protest. Anwohner haben sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen. Sie seien nicht gegen Flüchtlinge, betont die Gruppe, ein Teil ist für das Treffen mit der Presse zum Platz gekommen. Aber anstatt 84 Menschen auf einer kleinen Fläche am Rande eines Ortsteils unterzubringen, würden sie dezentrale Lösungen bevorzugen. So gebe es in der Nachbarschaft leer stehende Mehrfamilienhäuser, sagt Stefan Kiebart, einer der BI-Sprecher.
Für die Verwaltung hingegen ist die künftige Verteilung auf zwei Standorte – in Hochhausen entstehen derzeit 132 Plätze – eine „dezentrale Lösung“. Die übrigen gemeindlichen Einrichtungen seien voll, die Zuweisungen hielten unvermindert an. Man habe alle infrage kommenden Flächen untersucht und priorisiert, zum Beispiel nach Grundstücksverfügbarkeit und planungsrechtlichen Voraussetzungen, teilte die Gemeinde auf Anfrage der Redaktion mit. Der Containerstandort auf dem früheren Thurn-Gelände, nur als Übergangslösung gedacht, müsse aufgelöst werden.
Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid will am Sportplatz keine Container aufstellen
Die Unterkunft am Höfferhof werde in Modulbauweise errichtet und somit „optisch angepasst“, die Menschen dort erhielten eigene Sanitär- und Küchenräume. Die Einheiten könnten im künftigen Bedarfsfall etwa aber auch zu regulären Mietwohnungen oder aber Gemeinschaftseinrichtungen für Bürger und Vereine umgebaut werden.
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Die Entscheidung für den Standort Höfferhof fiel in nicht-öffentlicher Sitzung am 10. April, wurde über die Internetseite, den Newsletter und im Mitteilungsblatt kommuniziert. Dass der Infoflyer nicht alle Haushalte erreichte, dafür entschuldige sich die Gemeinde. Die nach eigenen Angaben mehrere Hundert Mitglieder starke Bürgerinitiative kritisiert die Informationspolitik und sammelt derzeit Unterschriften.
Der Sportplatz könne ohne Parkplätze nicht mehr genutzt werden, argumentiert Kiebart, „die Mindeststellplatz-Verordnung des Landes NRW schreibt je 300 Quadratmeter Sportfläche einen Stellplatz vor, zuzüglich zwei barrierefreie Parkplätze“. Man befürchte, dass Bäume gefällt würden. Im Wäldchen lebten Fledermäuse, Igel und Buntspechte, die durch die „Lärm- und Lichtimmissionen“ gestört würden, heißt es in einem Schreiben einer Naturschützerin an die Behörden.
Wir lehnen Flüchtlinge nicht ab, die Integration gelingt aber in kleineren Gruppen besser
Das Gelände sei für so viele Menschen zu klein, das ist die einhellige Meinung der Gruppe. „Wir lehnen Flüchtlinge nicht ab“, betont Alexa Frings, die selbst schon eine vor dem Krieg geflohene Familie in ihrem Haus aufnahm. Auch in Sportlerheim hätten ja zeitweise Geflüchtete gelebt. Die Umstehenden nicken. Für die Integration seien kleinere Gruppen besser. Für viele Bürger spiele auch der Sicherheitsaspekt eine Rolle, wirft Kiebart ein. Die geplante Unterkunft liege an dem einzigen, auch von Kindern genutzten Weg aus Höfferhof nach Neunkirchen-Zentrum.
Ein Schutzkonzept für jede Unterkunft entwickle die Betreiberin, die Entwicklungsgesellschaft des Kommunalunternehmens der Gemeinden Much und Neunkirchen-Seelscheid mbH, mit dem Sozialamt, heißt es aus dem Rathaus. „Hausmeister sowie Sozialarbeiter werden zudem regelmäßig vor Ort sein, und bei Bedarf kann jederzeit noch ein Sicherheitsdienst beauftragt werden.“
Der Sportbetrieb des Vereins solle so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Bei „temporären Einschränkungen“ wolle man mit dem Verein geeignete Lösungen finden. Im Zuge des Neubaus erhalten die Sportler einen Ersatz für das vorhandene, stark sanierungsbedürftige und nur noch eingeschränkt nutzbare Sportheim.
„Es ist uns ein großes Anliegen, über den geplanten Bau und die Hintergründe zu informieren und Ihre Fragen zu beantworten“, teilte Bürgermeisterin Nicole Berka mit. „Wir nehmen die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst. Wir wollen gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen finden, die für alle Seiten tragbar sind. Bislang ist uns dies in Neunkirchen-Seelscheid sehr gut gemeinsam gelungen.“

Wenn die Unterkunft in Modulbauweise auf dem Parkplatz errichtet wird, soll der Sportverein ein neues Vereinsheim bekommen.
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Über die weiteren Schritte und die Ergebnisse der Planungen wird voraussichtlich der Sozialausschuss der Gemeinde am 25. Juni vorberaten. Eine endgültige Entscheidung wird der Gemeinderat am 10. Juli treffen. Die BI hat einen umfangreichen Fragenkatalog erarbeitet, in dem sie auch Alternativstandorte wie den alten Rewe-Markt nennen. Mit einem eigenen Flugblatt wirbt sie für die Teilnahme an der Ratssitzung und an einer Informationsveranstaltung in der kommenden Woche.
Die Bürgerinformation beginnt am Mittwoch, 14. Mai, um 18 Uhr in der Gesamtschule, Rathausstraße 4.