Drei Goldmedaillen gewonnen34-Jähriger aus Sankt Augustin verkauft eigenen Gin

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Kevin Braun aus Troisdorf schaut vor einem Gerät, das zur Gin-Produktion genutzt wird, in die Kamera. Er trägt einen schwarzen Hoodie.

Kevin Braun aus Troisdorf produziert ungefähr 500 Flaschen Gin pro Jahr.

Eigentlich ist Kevin Braun gelernter Systemmechaniker. Doch er machte sein Hobby zum Beruf - und das sehr erfolgreich.

Gin ist seine große Leidenschaft. Wenn Kevin Braun von seinem Hobby erzählt, dann glänzen seine Augen, und unglaublich viel Fachwissen über die Spirituose sprudelt über seine Lippen. Mittlerweile hat sich der 34-Jährige als Gin-Destillateur selbstständig gemacht und verkauft im Nebenerwerb seine eigenen fünf Gin-Noten.

Erst vor kurzem hat er seine dritte Goldmedaille eingeheimst. Dabei erhielt sein Fenchel-Gin im französischen Lyon mit einer „Médaille D’or“ bereits die zweite Auszeichnung und wurde sogar als Kategoriesieger prämiert.

„Ich habe vor gut zehn Jahren meine Liebe zum Gin entdeckt“, sagt der im ostwestfälischen Willebadessen aufgewachsene Kevin Braun. Schon 2015 sei die erste Idee gekommen, selbst Gin zu produzieren. „Ich habe Wacholderbeeren klein gestampft und sie in Wodka ziehen lassen“, erinnerte er sich. Immer wieder habe er die Idee, seinen eigenen Gin professionell zu produzieren, fallen gelassen. „In Deutschland gibt es seit dem Gin-Boom vor einigen Jahren mittlerweile über 5000 Gin-Sorten. Das demotiviert schon ganz schön.“

Während der Corona-Pandemie startete Kevin Braun seine Gin-Produktion

Doch die Leidenschaft ließ ihn nicht los. 2018 schrieb er die ersten Rezepte und spezialisierte sich unter anderem auf Fenchel. „Das war eine Idee meiner Frau. Das mag ich wegen seiner Bitterkeit überhaupt nicht essen, aber im Gin passt es.“ Dann kam Corona. Der gelernte Elektroniker für Geräte und Systeme hatte mittlerweile als Servicetechniker in Frankfurt gearbeitet, wo er auch seine Frau Katrin Vettelschoß kennengelernt hatte. Die Familie fand in Troisdorf mit der mittlerweile sieben Monate alten Tochter Mila ein neues Zuhause.

Kevin Braun war durch die Pandemie auch von Kurzarbeit betroffen und nahm seinen Plan von einer Gin-Produktion endgültig in Angriff. Er meldete ein Kleingewerbe an und holte sich die Brenn-Genehmigungen ein. Viele Entscheidungen über Flaschenform, Etikette oder Logo mussten getroffen werden. „Wir haben im alten, nicht mehr genutzten Lebensmittelladen meines Opas in meiner Heimat Willebadessen angefangen“, erinnert er sich. Das war zu Beginn des Jahres 2021. Die ganze Familie habe mit angepackt. „Ich hatte ja keine Ahnung, ob das funktioniert. Ich hatte keine Kunden und keine Referenzen.“

Rund 500 Flaschen im Jahr

Die ersten Sorten waren neben Fenchel Blüte und Brennnessel. Schnell stellten sich aber erste Erfolge ein. Mittlerweile verkauft Kevin Braun auch die Sorten Winter und Mojito. Für die Frankfurter Firma arbeitet er weiterhin im Außendienst. Der Gin-Vertrieb läuft in der Freizeit oder am Wochenende. Rund 500 Flaschen produziert er im Jahr in seiner kleinen Manufaktur in Sankt Augustin, die er sich mit einem Gin-Enthusiasten aus Bonn teilt. Hier finden auf Wunsch Tastings statt, oder man kann eine Bar für private Feiern anmieten.

www.kessel29.de

Über den Namen seiner Firma habe er sich lange Gedanken gemacht. „Viele Ideen gab es schon“, und so habe er im Namen Kessel 29 zusammengeführt, dass die Kessel, in denen Gin destilliert wird, meist aus Kupfer bestehen und Kupfer im Periodensystem mit der Zahl 29 bezeichnet wird. Den Firmennamen habe er sich schützen lassen.

Die Inflation und die Zurückhaltung der Kunden im vergangenen Weihnachtsgeschäft habe er zu spüren bekommen. Wer kaufe schon eine Flasche Gin für 40 Euro, wenn alle sparten? „Es gab weniger Kaufkraft. Wir haben die Preise nicht erhöht, aber alle Zutaten sind ja auch teurer geworden.“ Doch er sei einigermaßen über die Runden gekommen. Gerade begutachtet Kevin Braun die nächste Produktion. Erneut entsteht ein sogenannter „Small Batch“, ein Destilliervorgang von nur 60 Flaschen – wie immer mit frischen Zutaten und getrockneten Gewürzen.

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