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BieterwettstreitMucher Campingplatz für 330.000 Euro zwangsversteigert

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Das Haupthaus des Campingplatzes Herfterath in Much-Ophausen

Das Haupthaus des Campingplatzes bei Marienfeld: Die Anlage wechselte bei der Zwangsversteigerung den Besitzer.

Am Amtsgericht Siegburg kam mit einem Campingplatz ein nicht gerade alltägliches Objekt unter den Hammer. Vor Gericht entwickelte sich ein Bieterwettstreit unter den Interessenten.

Wird ein Einfamilienhaus zwangsversteigert, gibt es manchmal Tränen, ist oft ein Lebenstraum zerbrochen. An diesem Tag im Amtsgericht kam aber mit einem Campingplatz ein nicht alltägliches Objekt „unter den Hammer“, wie es volkstümlich heißt. Rechtspflegerin Nina Birrenbach ließ zwar kein hölzernes Werkzeug durch die Luft sausen, der Spannung im fast voll besetzten Saal 234 tat das aber keinen Abbruch.

Eine knappe Stunde dauerte das Prozedere. Birrenbach erläuterte zunächst die rechtliche Basis, nannte das Mindestgebot von 196.000 Euro, sieben Zehntel des angesetzten Wertes. Die Hauptgläubigerin, die Gemeinde Much, bestimme indes den Preis, der durchaus niedriger liegen könne, allerdings nicht unter fünf Zehntel, in diesem Fall 140.000; so solle eine „Vermögensverschleuderung“ verhindert werden, erklärte die Rechtspflegerin.

Zunächst schweigen die Bieter

Sie schaute auf die Uhr: „Die Bieterzeit läuft 30 Minuten, bis 10.47 Uhr.“  Es tat sich: nichts. Nach einer knappen Viertelstunde stand ein Paar auf, ging nach vorn, niederländische Staatsbürger. Sie mussten ihre Personalpapiere vorlegen und gaben das Mindestgebot ab.

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Die erforderliche Sicherheitsleistung hatten die Eheleute zuvor an die Gerichtskasse überwiesen: 28.000 Euro. Wieder Stille. Sollte es das gewesen sein? Dann würden die Gläubiger einen Teil ihrer Forderungen in den Wind schreiben können.

Kurz vor Ablauf der Zeit entwickelt sich ein hitziges Gebotsgefecht

Doch nach weiteren fünf Minuten kam Bewegung in die Sache: Ein etwa 40-jähriger Mann bot 210.000 Euro, die Niederländer erhöhten umgehend auf 220.000. „240.000“, rief der Mitbewerber, „250.000“, das Ehepaar. Zwei junge Leute gingen mit einem älteren Begleiter auf den Flur, berieten sich, stiegen dann ein: 255.000. „260.000“, konterten die Niederländer, „265.000“ das Pärchen.

„300.000“ wiederum das ältere Paar aus dem Nachbarland. „Ende der Bietzeit“, rief Nina Birrenbach, aber auch: „Gibt es noch Gebote?“ Das war der Startschuss zum letzten Bietergefecht, 305.000, 310.000, 315.000 – unterbrochen von der Mahnung der Rechtspflegerin: „Hier geht es nicht ums Gewinnen, das Geld muss auch bezahlt werden.“

Zuschlag bei 330.000 Euro

Lachen. Bei 330.000 hieß es endgültig: zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, und die Käufer aus den Niederlanden fielen sich freudig seufzend in die Arme. Ihre Taktik und ihr Timing waren aufgegangen. Auch die Vertreterin der Gemeinde Much zeigte sich zufrieden.

Damit ende für sie eine fünfjährige Wartezeit, sagten Henk und Bianca Voskamp. Einst hatten sie auf dem Campingplatz-Gelände hinter Marienfeld ein Wochenendhäuschen, verliebten sich in die Gegend. Und wollten den Platz von der überschuldeten Pächterin übernehmen, führten Gespräche mit der Bank, mit der Gemeinde Much, doch man sei nicht handelseinig geworden, so Henk Voskamp.

Das Paar schloss mit den Vorbesitzern einen Nutzungsvertrag, wohnt seitdem dort und will nun den Platz wieder auf Vordermann bringen. In einem Jahr könnte das Freizeitgelände mit Fußballfeld und Volleyballplatz wieder genutzt werden, sagten die neuen Eigentümer. Ihre Nachbarin hatte die Zwangsversteigerung verfolgt.

Sie nutze eines der Wochenendhäuser, berichtete der Rechtsanwalt der Voskamps, das Areal habe aber nicht zur Versteigerungsmasse gehört. „Hier bleiben sämtliche Nutzungsrechte erhalten. Niemand muss Angst haben.“

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