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„Ham & Egg“Niederkassler Travestiekünstler starten in Frühjahrstournee

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Eine funkelnde Ohrwurm-Revue boten Ham & Egg, Jörg Dilthey (l.) und Andreas Schmitz. 

Siegburg – Für die Gäste ist eine Show von Ham & Egg vor allem ein großes Vergnügen mit überaus rasantem Ablauf. Auch am Freitagabend deutete im Siegburger Stadtmuseum angesichts der geschmeidigen Übergänge der Nummern, bei denen sich „Ham“ Jörg Dilthey und „Egg“ Andreas Schmitz abwechseln, nichts auf die dahinter steckende Akkordarbeit hin. Tatsächlich ist ihr Abgang von der Bühne oder das Erscheinen der beiden nur solange elegant und von herrlich übertriebener Damenhaftigkeit, wie sie im Blickfeld des Publikums sind.

Außerhalb der Sichtweite greifen die eingespielten Routinen aus unzähligen Auftritten des Travestie-Duos und seiner Helfer. Nur drei bis vier Minuten Zeit bleiben, um sich etwa wie Andreas Schmitz aus der mondänen Revue-Garderobe nebst Federboa, turmhohem Kopfschmuck und monumentalem, Lido-tauglichen Medicikragen zu schälen und in eine strassfunkelnde Sünde von Abendkleid zu schlüpfen.

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Noch ohne Perücken: Jörg Dilthey (l.) und Andreas Schmitz in einer der durchgetakteten Pausen zum Kostümwechsel.

Das ist vor allem schweißtreibend für Ricardo Strohmeier und Giovanni Emanuel. Die beiden Assistenten holen staunenswert zielsicher die richtigen Fummel, Perücken und Accessoires aus dem Fundus und legen sie den Bühnenakteuren mit geübten Griffen an. „Es ist absolut cool mit denen“, sagt Emanuel. „Außer es klemmt ein Reißverschluss“, schränkt Strohmeier ein, der, wenn er nicht Ehemann Andreas Schmitz begleitet, als Hundeausbilder arbeitet.

Dass trotz des Zeitdrucks Stress Fehlanzeige ist, liegt an der tiefen Ruhe von Dilthey und Schmitz. Die wird nur übertroffen von Mops Paula und vom Continental Bulldog Frieda, die als unverzichtbare Maskottchen eher gelangweilt Notiz von den immerhin 26 Kleiderwechseln nehmen. Die werden stets mit lauten „Ohs“ und „Ahs“ quittiert.

Ham & Egg: Corona-Jahre waren mehr als nur Geduldsproben

„Es macht jedes Mal erneut große Freude, ins Rampenlicht zu treten“, sagt Dilthey, wenn auch zwei Corona-Jahre mit einigen längeren Pausen „mehr als nur Geduldsproben waren“. Umso mehr freue er sich, in Siegburg quasi mit einem Heimspiel die Frühjahrstournee zu eröffnen.

Bei der präsentieren sich die gebürtigen Bonner in bester Tanz-, Sing- und Verzäll-Laune. Wobei letztere das Metier von Schmitz ist, der sich in seinen Ansagen lasziv über Zweierbeziehungen hermacht. Dilthey beschränkt sich auf seine vielen langgezogenen „Ich freu mich“, was ihm jeder im Museumsforum abnimmt.

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Die strahlende Revue ist eine begeisternde Wiederbelebung deutscher und internationaler Ohrwürmer von Valente über Maria Hellwig bis R.E.M.. Deren „Losing My Religion“ münzt Dilthey in „Mein Zug, der hat Verspätung“ um, mit dem er die Unzulänglichkeiten der Deutschen Bahn ins Visier nimmt.

Mit eigenem Text ist auch Schmitz’ nachdenkliches „Vielleicht“ versehen. Darin besingt er die Ausgrenzung Homosexueller, zu der er sich mit zartfühlender Intonation bekennt: „ . . . ich möchte anders sein, weil ich es bin.“ Mitreißend ist das Cover von Abbas „Fernando“, das bei Ham „Der Bote von Zalando“ heißt oder „Sieben Leben für dich“, mit dem Egg punktet. Diese Version soll auch die Urheberin Maite Kelly gehört und es laut Andreas Schmitz so kommentiert haben: „Wenn die das bringen, habe ich alles erreicht.“

Weitere Termine zur Show finden Sie hier.