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Offen für alleIm Siegburger Gemeinschaftsgarten wird auch gesungen

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Der Gemeinschaftsgarten an der Cecilienstraße in Siegburg, Birgit Kellers ist Angestellte im Evangelischen Jugendwerk und die Koordinatorin vor Ort.

Der Gemeinschaftsgarten an der Cecilienstraße in Siegburg, Birgit Kellers ist Angestellte im Evangelischen Jugendwerk und die Koordinatorin vor Ort.

Kein Garten, keine Terrasse, keinen Balkon - aber trotzdem Lust auf Garten? Wir stellen Projekte in Stadt und Land vor, wo Menschen mitmachen können, wenn sie mögen.

Während der Bauzeit hat sie mehr als einmal auf die Baustelle geschaut. Sie habe gehofft, dass sich hier auch für sie eine Möglichkeit ergeben würde, ihrer Gartenleidenschaft zu frönen, erinnert sich die Frau vom Deichhaus. Ihr Wunsch ging in Erfüllung: Der Gemeinschaftsgarten Cecilienstraße wurde im November 2023 eröffnet. Seither gibt es auf dem ehemaligen Spielplatzgelände einen Ort, der, so Koordinatorin Birgit Kellers, „für möglichst viele Menschen eine Beteiligungsform bietet“.

Meistens ist der Siegburger Garten länger geöffnet, als auf dem Schild steht

Nach dem Umbau stand auf dem Gelände ein schmuckes Gewächshaus, waren Wege angelegt und ein kleines Haus errichtet worden. Eine Pergola spendet Schatten; 330.000 Euro ließ sich die Stadt die Umgestaltung kosten. Mit Birgit Kellers stellt das Evangelische Jugendwerk, einer der Kooperationspartner der Stadt, die Koordinatorin. Zweimal pro Woche hat sie feste Zeiten im Garten. Aber „eigentlich ist meistens länger auf“, sagt Kellers.

Der Gemeinschaftsgarten an der Cecilienstraße in Siegburg, Birgit Kellers ist Angestellte im Evangelischen Jugendwerk und die Koordinatorin vor Ort.

Birgit Kellers ist Angestellte im Evangelischen Jugendwerk und die Koordinatorin im Gemeinschaftsgarten Cecilienstraße.

„Jeder, der reinkommt, ist willkommen“, stellt die studierte Agrarwissenschaftlerin und Sozialpädagogin klar. Dabei sind die am Zaun ausgehängten Öffnungszeiten (Montag und Freitag von 14 bis 16 Uhr) nicht ganz ernst zu nehmen: Viele Menschen haben inzwischen einen Schlüssel, wenn jemand da ist, können auch Besucher hereinkommen. Nur feste Öffnungszeiten wolle sie den Ehrenamtlichen nicht aufbürden, sagt Kellers.

Mit Jugendlichen aus dem Jugendkulturcafé trifft sie sich hier; sie grillen, backen Waffeln, feiern Feste wie Erntedank. Ein Chor hat auf dem Gelände schon geprobt, Mitglieder der Zwar-Gruppe (Zwischen Arbeit und Ruhestand) kommen vorbei. „Ein schönes Miteinander“, schwärmt die Deichhäuserin, die auch einmal einen Schrebergarten hatte. „Zu groß“ sei er ihr geworden, hier teilt sie sich mit anderen die Aufgaben: Man sät, ackert und erntet mit etwas Glück auch gemeinsam.

Der Gemeinschaftsgarten an der Cecilienstraße in Siegburg, Birgit Kellers ist Angestellte im Evangelischen Jugendwerk und die Koordinatorin vor Ort.

Der Gemeinschaftsgarten an der Cecilienstraße in Siegburg, Birgit Kellers ist Angestellte im Evangelischen Jugendwerk und die Koordinatorin vor Ort.

Mindestens ebenso wichtig wie das Ackern und Jäten ist offenbar allen  der Kontakt zu anderen Menschen; dazu gehört die Tasse Kaffee nach getaner Arbeit, das Gespräch vielleicht auch abseits der Gartenthemen. Das Interesse am Kontakt treibt bisweilen originelle Blüten. Zum „Frittenfreitag“ beispielsweise folgten etwa 80 Personen aus den umliegenden Straßen der Einladung zu Pommes frites auf dem Gelände, eine Wiederholung ist für September geplant. Eine Gruppe türkischer Frauen hat hier schon Picknick gemacht, manchmal kommen auch Eltern mit Kindern nur herein, um die Toilette zu nutzen. 

Jeder, der eine Idee hat, ist im Siegburger Garten gerne gesehen

„Jeder, der eine Idee hat“, sei hier gern gesehen. Was nicht geht, ist die Vermietung des Areals für private Feiern. Das Gelände solle ja schließlich offen sein für jedermann – und dann passe es nicht, nur geladenen Gästen das Tor zu öffnen, erklärt Birgit Kellers. Sie selbst sei an mindestens zwei Tagen pro Woche schon um 13 Uhr im Garten: Dann könnten Schülerinnen und Schüler hier Pause machen.

Für Kinder und Jugendliche aus der nahen Gesamtschule sind die Vormittagszeiten ebenso reserviert wie eines der Beete. Ein naturwissenschaftlicher Kurs nutzt den Gemeinschaftsgarten als grünes Klassenzimmer; „eure Note ist euer Beet“, hat der Lehrer ihnen in Aussicht gestellt.