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Trockener HerbstFüllstand der Wahnbachtalsperre in Siegburg reicht, aber es fehlt Regen

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Die Wahnbachtalsperre ist derzeit zu 61,5 Prozent gefüllt. Das ist nicht kritisch, aber unterdurchschnittlich.

Die Wahnbachtalsperre ist derzeit zu 61,5 Prozent gefüllt. Das ist nicht kritisch, aber unterdurchschnittlich. 

In diesem Jahr gab es in Rhein-Sieg zu wenig Regen und zu viel Verdunstung. Der Wasserhaushalt sei im Minus, sagt Meteorologe Karsten Brandt.

Dass es gerade zu trocken ist, merken wir oft gar nicht so richtig im Alltag. Es ist grau, die Luft ist kühl, scheint doch alles in Ordnung zu sein. Natürlich, im Sommer spüren wir Trockenheit deutlicher: Die Bäume lassen die Blätter hängen, die Erde ist krümelig, Ernten machen Probleme. Aber jetzt sollte das doch wieder besser werden, schließlich warten Herbst und Winter mit Regen auf, richtig?

Nur bedingt. Im Moment gibt es noch keine größeren Probleme, was den Wasserhaushalt im Rhein-Sieg-Kreis angeht. Aber bleibt der Regen jetzt auch aus, wird es schwieriger. Denn man sieht die anhaltende Trockenheit des gesamten Jahres auch an unseren Talsperren, zum Beispiel an der Wahnbachtalsperre in Siegburg.

Pegel der Wahnbachtalsperre ist aktuell unterdurchschnittlich

„Die Talsperre ist immer so ein bisschen die Summe dessen, was in den vergangenen Monaten oder im Jahr im Wasserhaushalt passiert ist“, sagt Meteorologe Karsten Brandt.  Der aktuelle Füllstand der Wahnbachtalsperre ist mit 25,16 Millionen Kubikmetern, was 61,5 Prozent Füllmenge (Stand 20. Oktober) entspricht, nicht kritisch, aber eher „unterdurchschnittlich im Vergleich zu den Vorjahren“, teilt Pressesprecherin Melanie Gödtner vom Wahnbachtalsperrenverband auf Anfrage mit. Erfahrungsgemäß steige der Pegel dann mit den vermehrten Niederschlägen zwischen Herbst und Frühjahr wieder an.

Es gebe also keinen Grund zur Sorge um die Trinkwasserversorgung. „Mit unseren drei Wasserressourcen, dem Wasser aus der Talsperre sowie den Grundwasserbrunnen im Hennefer Siegbogen und in Sankt Augustin-Meindorf sind wir als Wahnbachtalsperrenverband auch in Trockenperioden gut aufgestellt.“

Problematisch wird es allerdings dann, wenn der Winter auch zu trocken wird.
Karsten Brandt, Meteorologe

Bei 100 Prozent Füllmenge enthalte die Talsperre etwa 41,3 Millionen Kubikmeter Wasser, erklärt Gödtner weiter. Jährlich sei aus der Talsperre eine Wasserentnahme von 28,1 Millionen Kubikmetern erlaubt, 20 Millionen Kubikmeter aus Sankt Augustin und sieben Millionen Kubikmeter aus dem Hennefer Siegbogen. Dadurch sei die Trinkwasserversorgung gesichert, „auch wenn lange, heiße und trockene Sommermonate anstehen sollten“, so Gödtner.

„Problematisch wird es allerdings dann, wenn der Winter auch zu trocken wird“, gibt Meteorologe Karsten Brandt zu Bedenken. „Im Moment kann man anhand der Talsperren die Trockenheit des Frühjahrs und Sommers sehen.“ Es sei jetzt noch alles in Ordnung. Talsperren seien so dimensioniert, dass sie eine trockene Saison problemlos ausgleichen können. „Wenn es zwei, oder sogar drei hintereinander sind, wird es allerdings schwierig“, so Brandt.

2024 sei zum Beispiel ein außergewöhnlich nasses Jahr gewesen. Das habe die Trockenjahre davor ausgleichen können, sodass sie nicht so sehr ins Gewicht fielen. „Aber dieses Jahr ging es schon im Februar los: Tolle Wetterlage, viel Sonne, wenig Regen. Das hat sich fortgesetzt.“

Brandt erklärt den aktuellen Wasserhaushalt im Rhein-Sieg-Kreis mit Zahlen: Dieses Jahr habe es im ganzen östlichen Kreisgebiet knapp 600 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gegeben. „Bis heute haben wir dieses Jahr aber auf dem gleichen Gebiet schon 850 Liter Verdunstung pro Quadratmeter. – Wir haben also eine negative Wasserbilanz. Es wurde mehr Wasser in die Luft abgegeben als an Regen runterkam.“ Es sei wie beim Portemonnaie: Gebe man mehr aus, als an Geld dazukommt, lande man im Minus. Nicht gut.

Bis in die 90er und 2000er Jahre sei es eher normal gewesen, dass es in der Region ein leichtes Plus an Niederschlag gab, die Verdunstung war geringer. „Das hat sich in den vergangenen Jahren so deutlich geändert, weil die Temperaturen so sehr angestiegen sind, dass deutlich mehr Wasser in die Luft verdunstet“. erklärt Brandt.

Dieses Jahr im Speziellen habe viel Sonne und trockene Luft gehabt. Daher ist viel Wasser verdunstet. Karsten Brandt: „Die gute Nachricht ist, die Sturmwetterlage, die jetzt kommt, soll einiges an Regen bringen.“ Keine problematischen Mengen, aber eben notwendige. „Entscheidend ist jetzt der kommende Winter“, sagt Brandt. Wenn der deutlich zu trocken ist, könnte man nächstes Jahr nervöser werden. „Dadurch wird nicht die Trinkwasserversorgung zusammenbrechen, aber man wird sich dann wohl Gedanken machen müssen, ob man den Swimmingpool im Garten füllen sollte.“