Am Troisdorfer Güterbahnhof sind innerhalb weniger Wochen im Sommer 2021 zwei 14-Jährige durch einen Stromschlag der Oberleitung gestorben. Nun lässt die Deutsche Bahn den alten Güterschuppen abreißen, der als „lost place“ immer wieder Jugendliche anzog.
Nach tödlichen UnfällenBahn reißt Lagerhalle in Troisdorf ab – „lost place“ zog Jugendliche an

Am Troisdorfer Bahnhof wird die alte Lagerhalle abgerissen. Hier hatte es im vergangenen Jahr zwei tödliche Unfälle gegeben.
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Nur noch Schutt und Trümmer erinnern am Troisdorfer Güterbahnhof an die alte Lagerhalle auf der Oberlarer Seite der Gleise. Nach mehrfacher Intervention der Stadt und des Bürgermeisters Alexander Biber hat die Deutsche Bahn als Eigentümer mit dem Abriss des Gebäudes begonnen.
Vater eines Getöteten forderte Abriss
„Ich bin froh, dass das Gebäude wegkommt“, kommentierte Thomas Dreischoff den Abriss. „Das war ja eine meiner Forderungen.“ Sein 14-jähriger Sohn war am 29. August 2021 in die Nähe der Oberleitung gekommen und durch einen Lichtbogen tödlich verletzt worden. Bereits in der Vergangenheit hatte es wiederholt Unfälle gegeben, bei denen junge Menschen schwer verletzt oder getötet wurden.

Thomas Dreischoff verlor hier seinen 14-jährigen Sohn.
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Als „lost place“ war das alte Gebäude offenbar ein Anziehungspunkt für Jugendliche. „Ich weiß nicht, ob mein Sohn deswegen da war“, sagte am Donnerstag Thomas Dreischoff. Tatsächlich seien auf dem Gelände aber immer wieder Jugendliche und auch Obdachlose gewesen. „Der nächste Unfall war vorprogrammiert“.
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Bundespolizei ging vermehrt Streife
Nach den Unfällen im vergangenen Jahr hatte der Bürgermeister Gespräche mit den Eltern, der Bundespolizei und Vertretern der Deutschen Bahn geführt. Die Bundespolizei kündigte verstärkte Streifengänge sowie vorbeugende Informationsveranstaltungen an Schulen an. Auch mit einem Banner wurde vor der tödlichen Gefahr gewarnt.

Das alte Lagerhaus in Troisdorf auf der Rückseite des Bahnhofs ist abgerissen worden.
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Zugleich betonte ein Bahnsprecher aber auch, dass es unmöglich sei, das gesamte, 33 000 Kilometer lange Streckennetz der Deutschen Bahn einzuzäunen. Das sei nur an besonderen Gefahrenstellen, etwa Hochgeschwindigkeitsstrecken, möglich.
Das bringt mir meinen Sohn nicht zurück
Gleichwohl hatte die Bahn damals angekündigt, das Gebäude abreißen zu lassen, um das Gelände besser einsehbar zu machen. Und, so Rathaussprecherin Bettina Plugge, „in der Konsequenz auch den Zugang zu den Gleisanlagen absichern zu können.“
Bürgermeister Biber sagte, er hoffe, „dass damit die Sicherheit in diesem Bereich spürbar erhöht wird und die Wahrscheinlichkeit für vergleichbar schwere Unfälle sinkt.“
„Das bringt mir meinen Sohn nicht zurück“, sagte Thomas Dreischoff. Trauer und Wut auf die Deutsche Bahn seien unverändert da. „Das geht auch nicht weg.“