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Markante SteineOpferstelle oder „Startrampe für Ufos“ im Rhein-Sieg-Kreis – Was dahinter steckt

4 min
Der Hohlstein in Troisdorf-Spich ist sagenumwoben.

Der Hohlstein in Troisdorf-Spich ist sagenumwoben. Er hat seinen Platz im Bereich Holsteinstraße/Am Hang.

Die Geschichte von zwei Millionen Jahre alten Steinen aus Troisdorf und Sankt Augustin.

Vor ungefähr sieben Millionen Jahren hatte der Rhein die ganze Kölner Bucht überschwemmt. Dort, wo sich heute der Troisdorfer Stadtteil Spich befindet, floss das Wasser in Richtung Telegrafenberg und weiter ins Sülztal. Schon damals befand sich dort der sagenumwobene Hohlstein. Heute liegt er frei im Bereich Am Hang zur Einmündung in die Hohlsteinstraße. Deshalb ist der Hollstein, wie er auch genannt wird, kein Findling aus den Eiszeiten, die erst vor zwei bis drei Millionen Jahren das Klima auf der Erde veränderten.

Der bekannte Troisdorfer Heimatforscher Matthias Dederichs beschreibt, dass der Brocken durch ständige Bewegung des Wassers und natürliche Verdampfung aus Süßwasserquarzit entstanden sei. Teile des markanten Felsens wurden durch starke Strömung ausgeschwemmt. So erhielt der Süßwasser-Quarzstein seine hutförmige Höhlung und letztendlich seinen Namen Hohlstein.

Durch das Wasser wurden die Hohlräume im Quarzitsteinklumpen ausgespült.

Durch das Wasser wurden die Hohlräume im Quarzitsteinklumpen ausgespült.

Dederichs geht davon aus, dass dies vor 26 Millionen Jahren passiert sei. Durch die Fluten der Ur-Rheins wurde der Hohlstein später freigeschwemmt, Wind und Wetter veränderten weiter seine Form. Vor rund 100.000 Jahren verlangsamte sich dieser Prozess. Die Menschen waren vom Hohlstein fasziniert. Am 26. Juni 1935 wurde er als Naturdenkmal unter Schutz gestellt, auch weil er „als Opferstein bezeichnet“ wurde. So ist es in dem Bescheid der Behörde zu lesen.   

Der Hohlstein in Troisdorf-Spich sollte im Jahr 1810 von einer Straßenbaufirma gesprengt werden

Damit sollte verhindert werden, dass der helle Brocken, „der von weiten Teilen der Bevölkerung, besonders von der Jugend auf ihren Wanderungen besucht wurde“, einem Bebauungsplan zum Opfer fiel. Der Platz um ihn herum wurde im Radius von 40 Metern unter Schutz gestellt. Dieser Kompromiss ermöglichte eine Bebauung in der Nähe. Dadurch werde für das Naturdenkmal eine erträgliche Umgebung geschaffen, auch „wenn nach Lage der Verhältnisse, die jetzt bestehende nicht erhalten werden kann.“

Das war auch dringend nötig. Immer wieder gab es Überlegungen, den Hohlstein abzutragen. Im Jahr 1810 hatten Firmen versucht, ihn durch Sprengungen zu verkleinern und als Baumaterial für Straßen zu verwenden. Französische Beamte verhinderten das. Kleine Gesteinsbrocken neben dem Hohlstein erinnern daran. Mächtig ist er dennoch geblieben. Sein sichtbarer Teil ist sechs Meter breit, neun Meter lang und vier Meter hoch.  

Eine Startrampe für Shuttle zu Raumschiffen im All soll der Hohlstein in Troisdorf gewesen sein.

Eine Startrampe für Shuttle zu Raumschiffen im All soll der Hohlstein in Troisdorf gewesen sein.

Er wurde für Kult- und Weihhandlungen genutzt. Archäologen entdeckten im Jahr 1910 in seiner Umgebung ein Gräberfeld aus der Hallstattzeit, die mit 1000 bis 750 vor Christus datiert wird.

Der Hohlstein in Troisdorf-Spich sollte eine Startrampe für Raumgleiter ins Weltall sein

Und nicht nur das. Hobbyforscher behaupteten, dass der Stein eine Startrampe für Raumgleiter sein könnte. Mit seiner Starthilfe konnten Zubringer-Shuttle auf den Weg zum Mutterschiff in der Erdumlaufbahn gebracht werden, hieß es. Gerade Rillen im Fels dienten demnach als Führung für die Kufen der Schiffe. Die Höhlung im Stein soll den Antriebsstrahl absorbiert haben. Doch das blieb im Bereich der Sagen und Verschwörungstheorien. Genauso wie die Geschichte, dass der Hohlstein ein Eingang zum nahen Rodderberg gewesen sei. Die aus Köln einst geflohenen Heinzelmännchen hätte ihn wohl als Versteck genutzt.

Der Findling in Sankt Augustin an der Haltestelle Kloster der Stadtbahn wiegt 35 Tonnen.

Der Findling in Sankt Augustin an der Haltestelle Kloster der Stadtbahn wiegt 35 Tonnen.

Weniger mystisch ist dagegen die Geschichte des Findlings, der sich an der Haltestelle Kloster der Stadtbahn an der Arnold-Janssen-Straße in Sankt Augustin befindet. Er kam am 7. Juli 1980 an diese Stelle. Der 35 Tonnen schwere Felsbrocken sollte zur Verschönerung des Stadtbildes dienen. Er wurde im Steinbruch Katzenelnbogen im Lahn-Dill-Gebiet entdeckt und galt als „mineralogische Sensation“, weil derartig geformte Brocken dort normalerweise nicht gefunden werden.

Der rote Findling in Sankt Augustin hat eine Verwitterungskruste, im Inneren ist der Stein grünlich gefärbt

Mit einem Spezialkran wurde der 350 Millionen Jahre alte Findling seinerzeit in Position gebracht. Er besteht aus Keratophyr, einem sehr feinkörnigen Material. „Die rötliche Farbe des Felsens täuscht. Das ist nur eine Verwitterungskruste, im Inneren ist der Koloss grünlich gefärbt“, berichtet Diplom-Mineraloge Anton Johann aus Kirkel seinerzeit.

Der Findling wurde mit dem Schwertransporter am 7. Juli 1980 nach Sankt Augustin gebracht, wie dieses Archivfoto zeigt.

Der Findling wurde mit dem Schwertransporter am 7. Juli 1980 nach Sankt Augustin gebracht, wie dieses Archivfoto zeigt.

Rund 5000 Euro umgerechnet musste die Stadt vor 45 Jahren für das Schmuckstück Eruptivgestein bezahlen, das an der Erdoberfläche erkaltet ist. Der damalige Leiter des Gartenbauamtes der Stadt Sankt Augustin war für die Verschönerungsaktion verantwortlich. Er kommentierte den gelungenen Ablauf des Transportes: „Mir fällt ein Stein vom Herzen.“