Neun Jahre HaftAngeklagter hatte Supermärkte in Troisdorf und Hennef überfallen

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Symbolbild: Das Landgericht in Bonn.

Bonn/Troisdorf – Drei Raubüberfälle auf Supermärkte, ein Einbruch mit anschließender Brandstiftung: Dafür muss ein 34-Jähriger jetzt ins Gefängnis. Nach vier Prozesstagen hat ihn die 10. Große Strafkammer des Landgerichts Bonn zu neun Jahren Haft verurteilt – wegen schweren Raubes, räuberischer Erpressung in zwei Fällen, Körperverletzung sowie schwerer Brandstiftung.

Wegen seiner Drogen- und Alkoholsucht wurde zudem seine Unterbringung in eine Entziehungsklinik angeordnet. Bei dem Strafmaß spielte auch das Schicksal eines 20 Jahre alten Verkäufers aus einem Supermarkt in Troisdorf eine nicht unerhebliche Rolle. Diesen hatte der Angeklagte bei dem Überfall am 22. März bedroht: „Mach keine Faxen, sonst steche ich dich ab! Öffne den Tresor!“

Das aber konnte der junge Verkäufer nicht. Daraufhin zerschlug der Eindringling einen Schrank und ließ sich daraus 100 Zigarettenstangen in eine Mülltüte geben.

Supermarktmitarbeiter wollte sich nach Raubzügen das Leben nehmen

Ein zweiter Mitarbeiter (22) musste ihm die Einnahmen über 2500 Euro aus zwei Kassenschubladen in einen zweiten Plastiksack füllen. Bevor er ging, sprühte der Täter beiden Pfefferspray in die Augen und flüchtete. Wie der 20-Jährige jetzt im Prozess berichtete, habe er zunächst noch versucht, weiter zu arbeiten; am sechsten Tag jedoch sei Schluss gewesen.

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Nach dem Todesangst-Erlebnis habe er sich verändert, sei er immer aggressiver geworden, erzählte er und schluchzte immer wieder bitterlich. Am Ende habe er sich das Leben nehmen wollen. Schließlich sei er nachts zur Porzer Polizeiwache und habe die Beamten aufgefordert, ihn zu erschießen.

Weil er mit einem Messer herumfuchtelte, wurde er laut Polizeiprotokoll mit einem Elektroimpulsgerät fixiert. Dann erzählte er den Beamten von seinem Zustand.

Überfälle auf Supermarkt in Troisdorf – Angeklagter legt Lebensbeichte ab

In einem handschriftlichen Brief hatte sich der 34-jährige Angeklagte nach seiner Festnahme beim Team des Supermarkts entschuldigt, dass er „wegen seiner Drogen- und Alkoholsucht soviel Angst und Schrecken verbreitet“ habe. Auch sonst zeigte sich der vielfach vorbestrafte Mann geständig, dem zwei weitere Supermarkt-Überfälle in Bad Honnef und im niedersächsischen Rehren vorgeworfen wurden sowie eine Brandstiftung in einem Hennefer Einfamilienhaus, in das er zuvor eingestiegen war.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

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Wir gestalten unsere Berichterstattung über Suizide und entsprechende Absichten bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Falls Sie sich dennoch betroffen fühlen, lesen Sie bitte weiter:

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Die Neurologen und Psychiater im Netz empfehlen ebenfalls, in akuten Situationen von Selbst- oder Fremdgefährdung sofort den Rettungsdienst unter 112 anzurufen. Darüber können sich von psychischen Krisen Betroffene unter der bundesweiten Nummer 116117 an den ärztlichen/psychiatrischen Bereitschaftsdienst wenden oder mit ihrem Hausarzt Kontakt aufnehmen. Außerdem gibt es in sehr vielen deutschen Kommunen psychologische Beratungsstellen. 

In seiner „Lebensbeichte“ berichtete der Angeklagte dem Gericht, dass seine Ex-Freundin, die er 2020 kennengelernt hatte, die Ideengeberin der Raubzüge gewesen sei, sie habe das Fluchtfahrzeug gefahren und die Tatorte ausgekundschaftet. Wegen der mutmaßlichen Beteiligung an den Raubüberfällen ermittelt derzeit die Bonner Staatsanwaltschaft gegen die 31-Jährige.

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