„Creed III“Ermahnungen, Platzeinweiser – Wie das Troisdorfer Kino gegen Randale ankämpft

Lesezeit 3 Minuten
Eine Schlange an der Kinokasse in Troisdorf.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen derzeit genauer hin, ob unter den Besuchern die typischen „Creed III“-Störer sein könnten.

Auch im Troisdorfer Kino hat es viel Ärger bei den Vorstellungen von „Creed III“ gegeben. Wir haben den Leiter einen Abend lang begleitet.

Es ist wieder mehr Ruhe eingekehrt in den Kinosälen nach dem turbulenten Startwochenende von „Creed III“. Vor allem junge Besucherinnen und Besucher hatten in mehreren Kinos Popcorn über die Sitzreihen geworfen, gegen die Polster getreten, Soße auf den Boden geschmiert – auch in Troisdorf.

Davon, den Film deswegen gänzlich aus dem Programm zu nehmen, hält Dustin Kalliske nichts. Aber für das Wochenende hatte der Theaterleiter des Cineplex am Bürgerhaus Vorkehrungen getroffen.

Trend auf Tiktok hat Abbruch der Kinovorstellung zum Ziel

Eigentlich hatte er am Freitag vorvergangener Woche frei gehabt, musste dann aber doch schnell zur Arbeit kommen, weil einige Kinobesucher Randale machten. „Wir sind konsequent in den Saal hinein gegangen und haben die Leute, die Stunk gemacht haben, herausgezogen. Hausverbot haben sie natürlich auch bekommen. Das war ein direktes Zeichen an alle Störenfriede“, sagte er.

Den Film habe er nicht abbrechen müssen. Das ist das erklärte Ziel eines Trends auf Tiktok, der hinter den Vorfällen steckt. Die Störaktionen werden gefilmt und in dem Netzwerk gepostet, um dort etwas Anerkennung in Form von Likes zu bekommen.

Doch auch anderntags kam es in dem Troisdorfer Kino zu Unruhe. Die Vorstellung sei zunächst friedlich verlaufen, berichtet Dustin Kalliske, dann aber seien die „Creed“-Fans in einen anderen Saal gezogen und hätten dort die Besucherinnen und Besucher mit Popcorn beworfen. „Ich halte es für brandgefährlich, das als Tiktok-Trend zu deklarieren“, kritisiert Kalliske. Damit ermutige man die Leute weiter, ins Kino zu gehen und Stress zu machen. Das sei aus seiner Sicht kein Trend, „das sind Leute, die sich einfach nicht benehmen können“.

Troisdorf: Kino-Mitarbeiter ermahnen junge Besucher vor dem Filmstart

Es seien vor allem Menschen zwischen 14 und 20 gewesen, aber auch Ältere, so der 35-Jährige. An diesem Sonntagnachmittag legen seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein besonderes Augenmerk auf diese Altersgruppe. Bei der Kartenkontrolle ermahnen sie insbesondere die „Creed III“-Besucherinnen und -Besucher, die mit Popcorn-Eimern, Nachos und Cola-Behältern die Treppe emporsteigen, auf freundliche, aber unmissverständliche Art, sich zu benehmen. Im Foyer hängt dazu der verschriftlichte Wortlaut.

Ältere Kino-Fans, das fällt auf, werden angehalten, sich sofort zu beschweren, falls sich jemand daneben benehme. Trifft es da nicht auch mal die Falschen? „Naja, man kennt sein Publikum“, erwidert Kalliske.

Im Saal steht einer seiner Mitarbeiter, der Neuankömmlingen mit freundlichem Lächeln ihren jeweiligen Platz zeigt. „Wenn die Leute nicht sitzen, wo sie sollen, fangen sie während des Films an zu schauen, wer denn nun auf ihrem Platz sitzt. Wenn dann 20 Leute auf dem falschen Platz sitzen, beginnt das Chaos“, erklärt Kalliske.

Die größeren Probleme erwartet er heute aber eher bei „Sonne und Beton“, der Autobiografie von Internetheld Felix Lobrecht. Hier gingen nun diejenigen hinein, die „Creed III“ schon gesehen hätten und weiterzögen.

Kino-Chef ist froh, wenn „Creed III“ aus den Kinos verschwunden ist

Der Kino-Chef wirft einen Blick in Saal 3, in dem 55 Menschen sitzen. Auf der Leinwand poltert eine aufmüpfige Neuköllner Schulklasse gegen ihren durchsetzungsunfähigen Lehrer. Running Gag: Der Lehrer heißt Sonnabend, wird aber konsequent Herr Mittwoch oder Herr Donnerstag genannt.

Es herrscht im Film mehr Tohuwabohu als im Kinosaal. „Ein paar Leute tuscheln, aber das haben sie immer getan“, resümiert er, als er wieder hinaus geht und die dicken Wände das Geschrei der herumschreienden Schulklasse schlucken.

„Aber der Respekt fehlt, das Miteinander“, hält er fest. An diesem Nachmittag bleibt alles ruhig. Aber dennoch, sagt Kalliske, sei er froh, wenn der Film „Creed III“ wieder aus den Kinos verschwunden sei.

Rundschau abonnieren