Die Familie des ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer trifft sich jedes Jahr am zweiten Weihnachtstag zum Familienfest im Adenauer-Haus in Rhöndorf.
Weihnachten bei den AdenauersJedes Jahr trifft sich die Familie zum Fest in Rhöndorf

Großvater Konrad und Enkel Konrad Adenauer bei der Bescherung im Haus des Ex-Kanzlers in Rhöndorf.
Copyright: Repro vom Originalfoto von Ralph Crane
„Früher hieß der Kuchen zu Weihnachten schlicht ,Weihnachtskuchen'. Aber als der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson im April 1967 zur Beerdigung meines Großvaters nach Bonn kam, hatte die langjährige Haushälterin Resi Schlief den Kuchen auch gebacken. Johnson mochte ihn sehr, und seitdem heißt er bei uns nur noch ,Präsidenten-Kuchen'“, erinnert sich Konrad Adenauer, Enkel und Namensvetter des ersten deutschen Bundeskanzlers. „Du musst noch erzählen, dass du als Kind eigentlich die Torten lieber mochtest als das Zitronat und Orangeat im Weihnachtskuchen von Frau Schlief“, fügt Petra Adenauer amüsiert hinzu.
Bei den Adenauers ist wichtig, dass es Weihnachten möglichst eine Rinderkraftbrühe mit Markklößchen gibt.
Dennoch ist der „Präsidenten-Kuchen“ ein wichtiges Detail beim traditionellen Familien-Weihnachtsfest der Adenauers. Jedes Jahr – die Corona-Zeit mal ausgenommen – treffen sich die Nachfahren Konrad Adenauers im Adenauer-Haus in Rhöndorf stets am zweiten Weihnachtstag, „um die Familie wiederzusehen, zu plaudern, gemeinsam zu singen und zusammen mit Alt und Jung einen festlichen, innigen Abend zu verbringen“, beschreibt das Ehepaar Adenauer das Fest. Es gehe dabei gar nicht luxuriös zu. „Wir trinken bei den alkoholischen Getränken Wein oder Bier und keinen Champagner. Und zu essen gibt es meist eine Suppe, Nudel- und Kartoffel-Salate, Schnittchen mit Tatar oder Roastbeef und für die Kinder Würstchen“, so Konrad Adenauer. Und Ehefrau Petra ergänzt: „Bei den Adenauers ist wichtig, dass es Weihnachten möglichst eine Rinderkraftbrühe mit Markklößchen gibt.“

Rezept-Aufzeichnungen aus Buch "Resi Schlief - Adenauers Stütze aus Unkel". Der Weihnachtskuchen heißt in der Familie seit 1967 auch "Präsidenten-Kuchen", weil Ex-US-Präsident Lyndon B. Johnson bei seinem Besuch in Bonn ihn sehr gern mochte.
Copyright: (abfotografiert aus dem Buch „Resi Schlief - Adenauers Stütze aus Unkel“)
Mittlerweile kommen rund 70 Adenauers zum Fest
In den Nachkriegs- und 1950er Jahren waren es um die 30 Personen, die beköstigt werden mussten. Heute seien es meist um die 70 Familienmitglieder, die sich treffen. „Das ist jedes Jahr ein größerer Aufwand, für diejenigen, die für die Organisation der Feier zuständig sind“, hebt Petra Adenauer hervor. Grundsätzlich sei in jedem Jahr ein Familienstamm verantwortlich – immer im Wechsel. Bisher zumindest: „Die Jüngeren haben jetzt übernommen und es etwas anders aufgeteilt – nämlich quer durch die Familie.“ Früher, als der Großvater und die Eltern noch lebten, habe Resi Schlief, die „gute Seele“ des Hauses in Rhöndorf, zusammen mit Helferinnen aus ihrem Freundeskreis die Vor- und Nachbereitungen übernommen – inklusive der aufwendigen Arbeiten beim Aufbau der großen Weihnachtskrippe, die bei der Feier nicht fehlen darf, fügt Konrad Adenauer hinzu.
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Die aufgebaute Krippe im Adenauer-Haus in Rhöndorf (historische Aufnahme).
Copyright: StBKAH/Archiv
„Die diesjährige Krippe habe ich bei meinem Besuch im Adenauer-Haus in der letzten Woche bereits gesehen. Sie sieht wie immer beeindruckend aus“, erzählt Adenauer. Seit Frau Schlief nicht mehr lebe, haben sinnvollerweise die Mitarbeiter der Stiftung ihre Aufgaben beim Krippenaufbau übernommen. Nach dem Tod des Großvaters zeichnete für die Organisation des Festes und auch die große Krippe zunächst aber Sohn Paul Adenauer für viele Jahre verantwortlich, der eine enge Beziehung zu seinem Vater hatte. Als Geistlicher habe er zu Anfang des Festes auch stets aus der Bibel vorgelesen. Nach seinem Tod habe man dann für die Aufgaben das Familienstammsystem eingeführt, so Adenauer.
Krippe ist seit rund 100 Jahren im Besitz der Familie
„Der Aufbau der Krippe ist sehr aufwendig und dauert mehrere Tage. Seit rund 100 Jahren ist sie im Besitz der Familie. Ursprünglich stammt sie wohl aus der Rhön in Hessen. Die Figuren sind geschnitzt und handbemalt. Dazu werden der Stall und die Landschaft drumherum auf Kisten gebaut. Die Grünanlagen werden mit Moos aus dem benachbarten Siebengebirge hergestellt“ beschreibt Adenauer den zentralen „Familienschatz“ fürs Fest.

Blick auf die fertig aufgebaute große Krippe der Adenauers.
Copyright: Adenauerhaus/Tamm
„Wenn dann der immer gleiche rituelle Ablauf zu Beginn der Weihnachtsfeier (siehe unten) beendet ist und die Geschenke der Onkel, Tanten und Paten an die Kinder vergeben sind, dann isst man, erzählt Familiengeschichten und trinkt ein Weinchen dazu“, führt Petra Adenauer weiter aus. Die Kinder tollen dann im Haus herum, die Erwachsenen setzen sich irgendwo in die Sessel oder bilden Stuhlgruppen und unterhalten sich. Das ist jedes Jahr schön.
Ehemann Konrad erinnert daran, dass es einmal zu einem außergewöhnlichen Aufreger gekommen war. „Rund 25 Jahre müsste das her sein.“ Da hätten die Kinder Wunderkerzen in zwei Thuja-Nadelbäumen im Garten des Hauses angezündet und damit aus Versehen die Bäume in Brand gesteckt. „Durch die ätherischen Öle dieser Baumart brannten die wie Zunder mit großem Funkenflug, so dass die Feuerwehr alarmiert werden musste. Trotz der großen Aufregung sind wir mit dem Schrecken davongekommen. Außer an den Bäumen ist Gott sei Dank kein weiterer Schaden entstanden.“
Nach dem Fest muss noch aufgeräumt werden
Spätestens um 22 Uhr, meist schon etwas früher, ist dann die Familien-Weihnachtsfeier vorbei. „Das Haus muss wieder aufgeräumt und gesichert werden und die kleinen Kinder müssen ja ins Bett“, erläutern die Adenauers. Diejenigen, die aus Berlin oder der Schweiz kommen, übernachten dann bei Familienmitgliedern in der Umgebung. „Die meisten wohnen ja in Bonn, Köln, Mönchengladbach oder Neuss.“ Es muss also keiner im Hotel übernachten. „Wir hatten zwar mal den Fall, dass jemand aus Santa Fe im US-Bundesstaat New Mexiko anreisen musste, aber das ist wirklich die Ausnahme“, wirft ihr Ehemann ein.
Aktuell ist das eigene Haus des Adenauer-Ehepaars in Lindenthal gut gefüllt. Zwei der drei Kinder, Schwiegerkinder und Enkel wohnen bis über die Festtage in der Kölner Heimat, wo sie ihre Kindheit verbracht haben. „Da ist natürlich richtig was los bei uns im Haus. Aber wir genießen das. Es ist quasi das Familientreffen vor dem großen Familientreffen“, schmunzelt Petra Adenauer.
Weiteres großes Fest steht im Januar bevor
Aus den Feierlichkeiten kommen die Adenauers allerdings auch nach Weihnachten nicht wirklich heraus: Am 5. Januar trifft sich die Familie traditionell noch einmal, um im Gästehaus auf dem Petersberg (Siebengebirge) den Geburtstag von Konrad Adenauer zu feiern. Dieses Mal jährt sich das Geburtsdatum des „Alten“ zum 150. Mal. Ausnahmsweise wird daher im World Conference Center Bonn (WCCB) an historischer Stätte im Alten Plenarsaal des Bundeshauses gefeiert.
