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Zwei Kitas zersörtDie nächste Katastrophe für die Kinder

Lesezeit 3 Minuten
Freiwillige Helfer versuchen, die Kita von-Diergardt-Straße so schnell wie möglich trocken zu bekommen.

Freiwillige Helfer versuchen, die Kita von-Diergardt-Straße so schnell wie möglich trocken zu bekommen.

Gleich zwei Einrichtungen des evangelischen Kita-Verbandes hat das Hochwasser schwer getroffen. In Schlebusch stand die Kita „Unter’m Himmelszelt“ in den Fluten der Dhünn, in Opladen die Einrichtung „Am Bielert“ in der Wupper. Für beide gibt es keine Versicherung gegen Elementarschäden.

Wo ist die Hoffnung hin?

„Am Samstag habe ich mir gedacht: Wo ist die Hoffnung hin?“, beschreibt Geschäftsführerin Nadja Georgi ihre Gefühle. Mittlerweile sei es ein bisschen besser, weil unglaublich viele Helfer in Rekordzeit die Räume leergeräumt, vom Schlamm befreit, Böden herausgerissen und Fliesen abgeschlagen haben, damit die beiden Gebäude eine Chance haben, zu trocken. Dennoch müssen beide Komplettsaniert werden. „Das Schlammwasser war möglicherweise ja auch mit Schadstoffen belastet, in einer Kita kann man nicht einfach etwas überpinseln und weitermachen“, sagt Georgi. Der Gesundheitsschutz steht schließlich an erster Stelle.

Ausweichquartiere organisiert

Genauso wenig kann man aber die betroffenen Betreuungsplätze einfach stornieren. „Das ist die nächste Katastrophe für die Kinder, die gerade so sehr unter der Corona-Schließung leiden mussten“, sagt Pfarrer Gunnar Plewe. Aktuell läuft die letzte Kita-Woche vor den Sommerferien. „Wir haben Notbetreuungsplätze in anderen Kitas angeboten, aber es waren letztendlich nur fünf Kinder, die wir so unterbringen mussten, weil die Eltern sich ganz toll organisiert haben“, sagt Georgi. Da viele in der Nähe der Einrichtungen wohnen, ist auch ein großer Teil selbst von der Flut betroffen. „Wir hatten Eltern da, die bei uns geholfen haben, obwohl sie selbst den Keller voll Wasser hatten, das war beeindruckend.“

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Aber nach den Sommerferien muss die Betreuung wieder stehen, daran gibt es für Georgi keinen Zweifel. „Die Eltern sind selbst gebeutelt von der Flut und natürlich noch von der fehlenden Betreuung während Corona, wir müssen diese Plätze sicherstellen.“ Deswegen wurden Ausweichquartiere bereits gefunden: In den evangelischen Gemeindehäusern in Schlebusch und Quettingen. Einige Erzieherinnen haben schon angeboten, ihren nächste Woche beginnenden Urlaub zu verschieben, um die Einrichtungen noch bezugsfertig zu machen. „Wir können derzeit noch nicht sicher sagen, für wie lange diese Übergangslösung gebraucht wird“, sagt Plewe. Zum einen gibt es noch keine komplette Schadensübersicht, zum anderen weiß man derzeit nicht, wie Handwerksfirmen in der aktuellen Lage überhaupt zu bekommen sind. „Wir sagen den Eltern derzeit: Bis Ende des Jahres. Und hoffen, dass wir deutlich früher fertig werden“, sagt Plewe.

Spendenaufruf

Was der Kita-Verband dafür – und für die Ausstattung der Ausweichquartiere – vor allem braucht, sind Geldspenden. Angebote wie etwa Spielzeug-Spenden sind gut gemeint, aktuell aber wenig hilfreich. „Wir haben keinen Platz zum Lagern und Sichten und auch noch gar keinen Überblick, was überhaupt gebracht wird“, sagt Georgi. Wenn Eltern etwas abgeben wollen, sollten sie zunächst bei den Einrichtungen nachfragen, was genau gebraucht wird und dann gezielt spenden.

Besonders traurig stimmt das ganze Drama Georgi, wenn sie an die betroffenen Kinder denkt. „Viele erleben gerade zuhause Chaos und Verzweiflung, da würden wir ihnen gerne zumindest ihre vertraute, heile Kita-Welt bieten.“ Aber auch dort herrscht aktuell vor allem Chaos.

Informationen zu Hilfsmöglichkeiten im Internet 

http://www.kircheschlebusch.de

http://www.kita-verbund.de

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