Der 1. FC Köln geht nach der 0:1-Heimniederlage gegen Union Berlin mit einer Serie von sechs sieglosen Spielen in die kurze Weihnachtspause.
1. FC KölnAndras Schäfer verdirbt den Geißböcken das Weihnachtsfest

Schiedsrichter Christian Dingert zeigt Rav van den Berg die Rote Karte.
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Es war ganz still geworden vor der Südtribüne im Rheinenergiestadion, als die Mannschaft des 1. FC Köln sich nach dem letzten Heimspiel des Fußballjahres 2025 von ihren Fans aufbaute, um sich in die Weihnachtspause zu verabschieden. Der Schock der späten 0:1 (0:0)-Niederlage gegen den 1. FC Union Berlin saß tief – auf dem Rasen und auf den Rängen. Andras Schäfer hatte mit seinem Treffer in der ersten Minute der Nachspielzeit für die große Enttäuschung und allgemeines Trübsal gesorgt. Die Geißböcke gehen mit einer Negativserie von sechs sieglosen Spielen in die Festtage und sind nach 15 Spieltagen der Bundesliga-Saison 2025/26 endgültig im Abstiegskampf angekommen.
„Es war ein 50:50-Spiel. Ich hatte den Eindruck, dass der erste Fehler, das erste Tor entscheidet. Dieses Gefühl hat sich durch das ganze Spiel gezogen“, sagte FC-Sportdirektor Thomas Kessler niedergeschlagen. Kapitän Marvin Schwäbe pflichtete ihm bei: „Keine Mannschaft hatte die Oberhand, keine großen Chancen. Das Spiel war auf zweite Bälle und Standards ausgelegt. Das wurde alles so weit gut verteidigt. Knackpunkt war sicher die Rote Karte“, sprach der Kölner Torhüter den Platzverweis gegen Rav van den Berg an (83.).
Lukas Kwasniok musste kurzfristig auf den erkrankten Luca Waldschmidt verzichten und stellte seine auf vier Positionen veränderte Startelf nach dem Motto „zurück zu den erfolgreichen Anfängen“ auf. Der FC-Coach hatte seine Rolle rückwärts nach fünf sieglosen Spielen am Donnerstag angekündigt und dokumentierte sie, indem er Said El Mala die Joker-Rolle zuwies. Der 44-Jährige ließ Sebastian Sebulonsen sowie Kristoffer Lund als Außenverteidiger in der Viererkette wieder auf den Schienen los. „Wir haben uns entschieden, in einem Kampfspiel erstmal abzuarbeiten und dann mit Jungs wie El Mala nachzulegen, wenn die Räume vielleicht größer werden“, erklärte Kwasniok, der sich mit einem rot-weißen FC-Weihnachtspulli in Schale geschmissen hatte.
Fynn Schenten feiert Kader-Premiere
Rav van den Berg bildete mit dem wiedergenesenen Dominique Heintz das Zentrum einer Viererkette. Isak Johannesson kehrte in die Startelf zurück und sollte mit Tom Krauß und Eric Martel aufbauen und gleichzeitig gegen Konter absichern. Jakub Kaminski durfte wieder auf der Position links vorne ran, auf der er sich am wohlsten fühlt. Der Pole sollte gemeinsam mit Jan Thielmann auf rechts Ragnar Ache im Sturmzentrum füttern. Als Backup für den Mittelstürmer saßen Marius Bülter und erstmals U19-Spieler Fynn Schenten auf der Bank.
Der FC übernahm sofort das Kommando gegen die erwartet tiefer gestaffelten Berliner. Allerdings zunächst ohne die Unterstützung ihrer Fans, die aufgrund eines medizinischen Notfalls auf der Südtribüne 14:15 Minuten lang ruhig blieben. Die Kölner brachten inmitten der Stille nach einer Balleroberung von Thielmann durch Kaminski einen ersten Abschluss zustande, der Frederik Rönnow im Tor der Unioner aber nicht allzu sehr herausforderte (6.).
Jakub Kaminski hat alle FC-Chancen
Es dauerte bis zur 23. Minute, ehe dieselben beiden FC-Spieler an der zweiten Chance beteiligt waren. Thielmann legte auf Kaminski ab, der aus 16 Metern knapp links vorbei zielte. Der Kölner Linksaußen zeigte weiter, dass er auf seiner Lieblingsposition spielt und zeichnete auch für den dritten Torschuss verantwortlich. Rönnow war erneut zur Stelle (25.).
Der FC arbeitete die erste Hälfte ab, indem er sie mit 74 Prozent Ballbesitz bestimmte und sich trotzdem nicht locken ließ. Das Tor von Marvin Schwäbe geriet nur einmal in Gefahr, als Rönnow Woo-yeong Jeong auf rechts mit einem weiten Abschlag einsetzte und Heintz die Flanke des Südkoreaners unter höchstem Risiko am Fünfer entschärfen musste (36.). Die Eisernen brachten in den ersten 45 Minuten keinen Abschluss zustande, auch nicht bei ihren zwei Standards und nach den langen Einwürfen von Kapitän Christopher Trimmel. Ein Kompliment für die FC-Defensivarbeit.
Das umkämpfte Duell flachte nach dem Wechsel ab, obwohl die Kölner ihre hohen Spielanteile aufrecht hielten und weiter nichts zuließen. Die Geißböcke kamen selbst aber auch nicht mehr zum Abschluss. Alles wartete auf die Einwechslung von Said El Mala, der bereits an der Seitenlinie stand, als den FC-Fans zum ersten Mal an diesem nasskalten Nachmittag der Atem stockte. Union-Innenverteidiger Leopold Querfeld setzte sich nach einem Eckball im Kopfballduell gegen Heintz durch und zwang Schwäbe zu einer Glanztat. Der FC-Keeper lenkte den Ball mit der Hand an den rechten Pfosten (68.).
Platzverweis gegen Rav van den Berg
Nachdem El Mala zusammen mit Denis Huseinbasic ins Spiel gekommen war (68.), wurde es wieder leise. Der nächste Notfalleinsatz auf der Süd ließ das Stadion zum zweiten Mal verstummen (70.). Der FC vermeldete noch während der Partie, dass beide Patienten stabilisiert und bei Bewusstsein ins Krankenhaus transportiert werden konnten.
Der FC brachte offensiv nichts mehr zustande und geriet dann entscheidend in Unterzahl, weil Rav van den Berg einen langen Pass absichtlich mit dem Unterarm stoppte und eine klare Torchance von Livan Burcu verhinderte (83.). Ein Bärendienst des Niederländers, denn Union kam auf und verdarb den Kölnern gründlich das Weihnachtsfest (90.+1). Lund wehrte einen schwachen Eckball genau vor die Füße von Andras Schäfer, den Said El Mala im Rückraum aus den Augen verloren hatte. Der Ungar zog humorlos mit links ab und traf alle Kölner ins Herz.
Wir nehmen unsere Aufgaben an und bewerten rational, was wir gut gemacht haben und was nicht.
„Der Schiedsrichter hat mir erklärt, dass der Union-Spieler allein aufs Tor zuläuft, also eine hundertprozentige Torchance, wenn Rav den Arm nicht dazu nimmt. Im Stadion hatte ich diese Wahrnehmung nicht“, sagte Thomas Kessler zu Van den Bergs Platzverweis. Der enttäuschte FC-Sportdirektor und Lukas Kwasniok haben eine arbeitsreiche Weihnachtspause vor sich: „Wir wären gerne mit einem positiven Gefühl in die Pause gegangen. Wir nehmen unsere Aufgaben aber genauso an und bewerten rational, was wir gut gemacht haben und was nicht.“
Die Geißböcken stehen nach 15 Spielen bei 16 Punkten und starten beim Abstiegskandidaten FC Heidenheim gleich mit einer enorm wichtigen Partie ins neue Jahr. Womöglich gab es deshalb ganz am Ende dieses ernüchternden Fußball-Nachmittags zumindest noch einen freundlichen, kleinen Applaus für die FC-Profis.
Statistik:
1. FC Köln: Schwäbe; van den Berg, Martel, Heintz (86. Özkacar); Sebulonsen, Johannesson, Krauß (68. Huseinbasic), Lund; Thielmann (68. El Mala), Kaminski (86. Maina); Ache (58. Bülter). - 1. FC Union Berlin: Rönnow; Doekhi, Querfeld, Leite; Trimmel (72. Juranovic), Khedira, Kemlein (86. Schäfer), Köhn; Jeong (64. Burcu), Ansah (72. Skarke); Burke (72. Ilic). – SR.: Dingert (Lebecksmühle). – Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). – Tor: 0:1 Schäfer (90.+1). – Rote Karte: Van den Berg (83./absichtliches Handspiel). - Gelbe Karten: Sebulonsen, Krauß; Trimmel, Kemlein, Schäfer, Rönnow, Juranovic.
