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1. FC KölnDie Funkel-Frage spaltet den Club

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Köln vs. Kaiserslautern, 34. Spieltag, 18.05.2025, 15.30 Uhr, Ragnar Ache (Lautern), Bild: Herbert Bucco

Erster FC-Neuzugang in diesem Sommer könnte Torjäger Ragnar Ache werden.

Der 1. FC Köln hält sich in der Frage nach der Besetzung der Positionen des Sportchefs und des Trainers weiter bedeckt.

Die offizielle Bestätigung in der Personalie Thomas Kessler ließ auch am Dienstag auf sich warten. Nachdem am Montag der Gemeinsame Ausschuss des 1. FC Köln und danach noch der Beirat des Clubs getagt hatte, steckten die Verantwortlichen des frisch gebackenen Bundesliga-Aufsteigers auch am Dienstag wieder die Köpfe zusammen. Es gilt die wichtigsten Personalien zu klären und oben auf der Liste stehen der Geschäftsführer Sport sowie der Trainer.

Wie die Rundschau bereits am Montagabend berichtet hatte, gibt es keine Zweifel mehr daran, dass Thomas Kessler den sportlichen Bereich weiter führen wird. Der 39-Jährige hatte den Job nach der Entlassung seines Vorgesetzten Christian Keller bereits interimsweise übernommen und darf dies nun nach dem Aufstieg auch fortsetzen. Womöglich nicht mehr nur als Sportdirektor, sondern als neuer Sportchef, mit einem entsprechenden Vertrag, der auch über die Mitgliederversammlung im September hinaus gültig sein könnte.

Thomas Kessler wird Sportchef

Was bedeuten würde, dass der scheidende Vorstand mit Präsident Werner Wolf, Carsten Wettich sowie Eckhard Sauren zusammen mit den beiden Vorsitzenden des Mitgliederrates, Fabian Schwab und Stacy Krott, Lionel Souque (Vorsitzender des Aufsichtsrats) und Klaus Behrenbeck (Vorsitzender des Beirats) dem dann neuen Vorstand nicht nur einen neuen Geschäftsführer Marketing vorsetzen würden, sondern auch einen Sportchef.

Die Diskussionen, die eine solche Vorgehensweise hervorrufen würden, könnte den Plan mit Kessler dahingehend modifizieren,   dass er zunächst bis zur Wahl eines neuen Präsidiums mit allen Kompetenzen eines Geschäftsführers Sport ausgestattet und dann neu entschieden wird.

Eine Frage der Alternativen

Die rasche Entscheidung, Kessler mit der Auswahl des Trainers und der Zusammenstellung des Kaders zu betreuen, macht Sinn. Der ehemalige Torwart des FC war als zweiter Mann hinter Christian Keller in nahezu alle Prozesse eingebunden und kann diese Arbeit nun nach seinen Vorstellungen fortsetzen. Erste Aufgabe ist die Besetzung des Trainerpostens. Eine Frage, die die FC-Familie weiter spaltet. Während sich einige im Club und auch im Umfeld eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Trainer-Routinier Friedhelm Funkel vorstellen können, gibt es auch Stimmen, die Bedenken äußern.

Möglicherweise wird es einen Kompromiss geben, der so aussieht, dass der 71-jährige Funkel als Chefcoach einen Vertrag für ein Jahr erhält und ein starkes Trainerteam an seine Seite gestellt bekommt. Denkbar ist zudem, dass Funkel in einer anderen, zum Beispiel beratenden Funktion für den FC tätig bleibt und Kessler bei der Auswahl eines neuen Trainers und der Zusammenstellung des Kaders unterstützt.

Stefan Ruthenbeck streckt jubelnd die Arme aus, während ein Spieler ihn euphorisch mit Wasser aus einer Plastikflasche überschüttet.

Stefan Ruthenbeck durfte kürzlich noch die Meisterschaft mit der U19 bejubeln. Jetzt soll der Trainer weitere Befugnisse beim FC bekommen.

Die Antworten auf diese Fragen hängen sicher auch damit zusammen, welche Alternativen die Kölner für die Besetzung des Trainerpostens haben. Nachdem Wunschkandidat Lukas Kwasniok nach dem Ende seiner Tätigkeit beim SC Paderborn eine Auszeit angekündigt hat, ist nicht auszuschließen, dass Funkel übernimmt, bis der 43-Jährige sich erholt hat. Aktuell wird beim FC auch der Name von Alexander Ende gespielt, der zuletzt bei Drittligist SC Verl tätig war.

Ein gewichtiges Wort bei der Trainerfindung sollte und wird Stefan Ruthenbeck einlegen. Der Nachwuchstrainer, der am Sonntag die U19 des 1. FC Köln nach 54 Jahren mit einem 5:4 gegen Bayer 04 Leverkusen zur ersten deutschen Meisterschaft seit 1971 geführt hat, wird zum 1. Juli mit größeren Kompetenzen ausgestattet. Der 53-Jährige übernimmt dann neben seiner Tätigkeit als U19-Coach auch die sportliche Leitung des Nachwuchsbereiches von der U16 bis zur U21-Mannschaft in der Regionalliga.

Ruthenbeck mit größeren Kompetenzen

Eine Position, in der Ruthenbeck an einer konzeptionellen Ausrichtung im Trainerbereich gelegen sein sollte, um einen besseren Übergang aus dem sehr erfolgreichen Nachwuchs- in den Profibereich zu gewährleisten. Mit Justin von der Hitz ist den Kölnern gerade wieder einer ihrer hoffnungsvollsten Talente von der Fahne gesprungen. Der U17-Weltmeister, der mit zwei Treffern und einer Vorlage der entscheidende FC-Spieler im U19-Finale am vergangenen Sonntag war, wechselt zum Zweitligisten 1. FC Nürnberg.

Während die FC-Gremien also weiter darüber beraten, ob und wenn ja, wie es mit Funkel weitergeht und der Aufstiegstrainer von Interview zu Interview springt, brodelt die Gerüchteküche über mögliche Neuzugänge beim 1. FC Köln deutlich heißer als noch zu Zeiten von Christian Keller. So soll Ragnar Ache vor der Unterschrift bei den Geißböcken stehen – sofern beim Medizincheck alles klar geht.

Kommt Salih Özcan zurück?

Der auch von Bundesligist Union Berlin und den beiden Ex-Kölnern Horst Heldt und Steffen Baumgart umworbene Nigerianer wäre die Wunschlösung für die Mittelstürmer-Position. Der 26-Jährige hat in den beiden jüngsten Zweitliga-Spielzeiten in 56 Partien 34 Tore für den 1. FC Kaiserslautern. Dank einer Ausstiegsklausel in seinem noch bis 2026 laufenden Vertrag wäre Ache für eine kolportierte Ablöse in Höhe von fünf Millionen Euro zu haben.

Ein heißer Kandidat ist wohl auch Besfort Zeneli. Aus Schweden ist zu hören, dass der FC den zentralen Mittelfeldspieler von IF Elfsborg zweimal innerhalb von vier Tagen hat beobachten lassen. Der 22-Jährige erzielte beim 4:0-Heimsieg am Montag gegen Conference League-Halbfinalist Djugarden Stockholm sein erstes Saisontor und könnte als zweifacher schwedischer Nationalspieler die gewünschte Verstärkung auf der Zehner-Position sein.

Der FC denkt zudem intensiv über eine Rückholaktion von Salih Özcan nach. Das FC-Eigengewächs wechselte 2022 für die festgeschriebene Ablöse von fünf Millionen Euro zu Borussia Dortmund, konnte sich beim BVB in den vergangenen drei Jahren trotz 84 Pflichtspieleinsätzen (19 Mal Champions League) nicht durchsetzen und war vergangene Saison an den VfL Wolfsburg ausgeliehen. Özcan, dessen Vertrag in Dortmund noch bis 2026 läuft, müsste bei einer Rückkehr zum FC Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Beim BVB soll der türkische Nationalspieler fünf Millionen Euro pro Saison verdienen.