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1. FC KölnDiese offenen Fragen stellen sich nach dem Aufstieg

Lesezeit 5 Minuten
Interims-, Dauer- oder gar keine Lösung? Thomas Kessler ist Topkandidat für die Nachfolge von Christian Keller  als Sportchef.

Interims-, Dauer- oder gar keine Lösung? Thomas Kessler ist Topkandidat für die Nachfolge von Christian Keller als Sportchef.

Der 1. FC Köln braucht nach dem Bundesliga-Aufstieg einen neuen Sportchef und einen Trainer und muss seinen Spielerkader aufpolieren. Wir geben einen Überblick.

Der 1. FC Köln ist wieder dort, wo er nach eigenem Selbstverständnis als Club mit 150.000 Mitgliedern hingehört. Der 4:0-Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern machte den siebten Bundesliga-Aufstieg der Geißböcke am selben Tag perfekt, an dem die U19 des FC erstmals nach 54 Jahren durch ein spektakuläres 5:4 im Finale gegen Bayer 04 Leverkusen wieder Deutscher Meister wurde. Zwei Titel in einem Jahr gab es zuletzt 2019, als die Kölner U17 im Endspiel gegen Borussia Dortmund mit 3:2 triumphierte und die Profis als Zweitliga-Meister nach der Entlassung von Trainer Markus Anfang kurz vor Saisonende zum sechsten Mal aufstiegen.

Der FC steckt seit seinem ersten Bundesliga-Abstieg 1998 im Fahrstuhl zwischen 1. und 2. Bundesliga fest und es ist die herausfordernde Aufgabe, noch in diesem Jahr die Weichen dafür zu stellen, dass er endlich auf der obersten Etage des deutschen Fußballs stehen bleibt.   Die Kölner schwimmen angesichts von zwei offenen Stellen in der Geschäftsführung, den bevorstehenden Vorstandswahlen im September und einem Kader, der für die Bundesliga verstärkt werden muss, in einem Meer aus Fragezeichen. Viel Zeit für passende Antworten bleibt nicht. Die Bundesliga-Saison 2025/26 beginnt am 22. August, eine Woche davor wird die erste Runde im DFB-Pokal ausgespielt. Der FC reist Mitte Juli ins Trainingslager nach Bad Waltersdorf und startet im Juni in die Vorbereitung.

Wer wird Nachfolger von Christian Keller als Sportchef?

Christian Keller musste als Geschäftsführer Sport zusammen mit Trainer Gerhard Struber nach dem 1:1 gegen Jahn Regensburg am 32. Spieltag seine Sachen packen. Seitdem führt der zum Sportdirektor beförderte Thomas Kessler die Geschäfte und gilt intern als Topkandidat auf die Nachfolge. Auch Aufstiegstrainer Friedhelm Funkel hat sich für Kessler als Sportchef ausgesprochen. Der 39-Jährige kennt als Ex-Spieler den Club wie kein anderer und ist seit 2021 an operativer Stelle tätig, seit April 2022 an der Seite von Keller. Der ehemalige Torwart ist demnach von Anfang an in die bisherigen Planungen für die neue Saison eingebunden gewesen. Da der aktuelle Vorstand mit Präsident Werner Wolf sowie den Vizes Carsten Wettich und Eckhard Sauren nur noch bis September im Amt ist, macht es Sinn, dass Kessler zunächst bis zur Mitgliederversammlung die Geschäfte im Bereich Sport führt. „Ich habe jetzt die Befugnis, aus eigener Kraft heraus Entscheidungen im Sport zu treffen. Ich arbeite niemandem mehr zu, sondern arbeite mit meinem Team zusammen und stehe diesem Team vor. Auf dieser Grundlage werde ich die Entscheidungen in den nächsten Wochen treffen“, hatte sich Kessler nach der Entlassung von Keller positioniert. Sollte er sich bei der Auswahl eines neuen Trainers und der Zusammenstellung des Kaders profilieren, stünde auch unter der Führung eines neuen Vorstands einer Beförderung zum Sport-Geschäftsführer nichts im Weg. Die Suche nach einem Nachfolger von Markus Rejek als Marketing-Geschäftsführer steht vor dem Abschluss, dritter Geschäftsführer ist Philipp Türoff.

Welche Spieler haben noch Vertrag beim FC?

Auf der Torhüter-Position ist Marvin Schwäbe gesetzt. Der 30-Jährige steht noch bis 2027 unter Vertrag. Die Arbeitspapiere von Philipp Pentke (40), Jonas Nickisch (20) und Matthis Köbbing (27) laufen aus. Bei allen stehen die Zeichen genauso auf Abschied wie bei Anthony Racioppi (26). Der FC besitzt für den von Hull City ausgeliehenen Schweizer zwar ein Kaufoption, wird diese wohl aber nicht ziehen.

In der Abwehr laufen die Verträge von Kapitän Timo Hübers, Dominique Heintz, Leart Pacarada, Max Finkgräfe, Luca Kilian und Neo Telle noch bis 2026. Finkgräfe möchte den Club im Sommer wohl verlassen, der VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt sollen interessiert sein. Youngster Julian Pauli hat noch bis 2027 Vertrag, Winter-Neuzugang Joel Schmied sogar bis 2029. Auch Jusuf Gazibegovic ist nächste Saison noch Spieler des FC.

Von den Mittelfeldspielern besitzen Eric Martel, Jan Thielmann, Florian Kainz und Jacob Christensen noch Vertrag bis 2026. Linton Maina hat seinen Verbleib direkt nach dem 4:0 gegen Kaiserslautern verkündet, Luca Waldschmidt hat noch Vertrag bis 2027 und wird nach dem Aufstieg seine Ausstiegsklausel nicht ziehen. Bei Martel strebt der FC eine vorzeitige Verlängerung an. Die Vertragslaufzeit von Denis Huseinbasic ist nicht bekannt, der Bosnier wird aber auch nächste Saison in Köln spielen.

Im Angriff zieht nach dem Aufstieg die verhandelte Vertragsverlängerung bei Damion Downs, der ursprünglich noch Kontrakt bis 2026 hatte. Steffen Tigges (bis 2026) muss wohl vorzeitig gehen. Winterzugang Imad Rondic, der in der 2. Liga nur ein Tor erzielte, wurde von Christian Keller mit einem Arbeitspapier bis 2029 ausgestattet.

Welche Spieler könnte der FC neu verpflichten?

Nach Ende der Transfersperre und dem Abbau der Schulden auf unter zehn Millionen Euro ist der FC im Sommer 2025 auf dem Transfermarkt wieder voll handlungsfähig. Auf dem Wunschzettel stehen eine neue Nummer zwei im Tor, ein Innen- und ein Rechtsverteidiger, ein Sechser, ein Zehner sowie zwei Stürmer. Kandidat als Innenverteidiger könnte Javi Montero (26) vom spanischen Zweitligisten Racing Santander sein. Als Stürmer wird Ragnar Ache hochgehandelt. Der 26-jährige Nigerianer hat diese Saison in 30 Zweitligaspielen 18 Tore für Kaiserslautern erzielt, ist allerdings verletzungsanfällig. Auf der FC-Liste für das zentrale Mittelfeld steht Besfort Zeneli von Elfsborg. Der 22-Jährige ist zweifacher schwedischer Nationalspieler und soll vergangene Woche von Thomas Kessler beim 4:3-Heimsieg gegen Brommapojkarna persönlich unter die Lupe genommen worden sein.