Der neue Torjäger Ragnar Ache soll den 1. FC Köln mit seiner beeindruckenden Torquote zum Bundesliga-Erhalt führen.
1. FC KölnNeuer FC-Torjäger Ragnar Ache hat noch Anpassungsprobleme

Glückwünsche: Ragnar Ache (Mitte) nach seinem ersten Tor im FC-Trikot bei Testspiel in Bergisch-Gladbach.
Copyright: IMAGO/Herbert Bucco
Ragnar Ache hinterlässt einen nachdenklichen Eindruck. Nicht nur beim Interview, auch auf dem Trainingsplatz. Der neue Torjäger des 1. FC Köln ist in der Woche von Bad Waltersdorf im Gegensatz zu seinem jungen Teamkollegen aus der U19, Youssoupha Niang, kaum aufgefallen, wenn es darum geht, den Ball im Tor unterzubringen. Dabei ist Ache einer der wichtigsten Spieler im Personal-Puzzle von Trainer Lukas Kwasniok. Seine Tore sollen den Bundesliga-Aufsteiger schließlich zum Klassenerhalt führen.
Aches Zurückhaltung im FC-Trainingslager in der Steiermark mag zu denken geben, ist in seinem Fall aber erklärbar. Der Neuzugang vom 1. FC Kaiserslautern ist jemand, der Zeit braucht und sich auch bewusst nimmt. Sowohl bei seinen Antworten im Interview als auch bei der Integration in das Team: „Das ist die erste Mannschaft in meiner Karriere, in der ich keinen Spieler kannte. Dazu kommt ein neuer Trainer mit einer neuen Taktik“, erklärt der 26-Jährige seine Gefühlswelt bei den Geißböcke.
Intensive Trainingsmethoden unter Kwasniok
Aktuell ist alles noch neu für ihn. Auch die Intensität, mit der Lukas Kwasniok trainieren lässt. Ache kennt das zwar in etwa aus seiner Zeit bei Greuther Fürth, als er als Leihspieler von Eintracht Frankfurt in der Saison 2022/23 unter Coach Alexander Zorniger erfahren durfte, was laufintensives Spiel bedeutet. Es ist aber nicht ganz das Gleiche. „Bei jedem Trainer ist es ein bisschen anders, bei jedem lernt man als Spieler etwas Neues“, sagt der Stürmer.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- 1. FC Köln El Mala hat keine Ausstiegsklausel
- 1. FC Köln Sebulonsens Traum von der Fußball-Bundesliga
- Tennis Erster Saisonsieg für Rot-Weiss Köln – Dustin Brown und Wesley Koolhof behalten die Nerven
- Jakub Kaminski beim 1. FC Köln „Ich möchte die erste Wahl sein“
- 1. FC Köln „Trainingslagerzeit ist die schönste Zeit“
- 1. FC Köln Trainingslager: HSV landet vor den Geißböcken
- 1. FC Köln Geißböcke antworten auf Premier League-Angebot
Kwasniok fordert Ache vor allem taktisch: „Er hat viele Ansätze, die neu für mich sind. Ich verstehe das große Bild auch schon, muss mich aber noch an die Abläufe im Detail gewöhnen.“ Vor allem, wenn es auf den Platz geht, denn da sieht alles wieder anders aus als in der Theorie beim Videostudium. Es geht um viel bewegen, um in die Tiefe gehen. Bei seiner letzten Station hat der klassische Neuner beim 1. FC Kaiserslautern noch vorwiegend als Wand- und Zielspieler agiert. Lange Bälle auf den Mittelstürmer waren bei den Roten Teufeln das Maß der Dinge. Eine Aufgabe, die er mit 34 Toren in 56 Spielen zur vollsten Zufriedenheit lösen konnte.
Aches beeindruckende Torquote führt ihn in die Bundesliga
Seine Torquote in Kaiserslautern führte den gebürtigen Frankfurter nun zum FC und in die Fußball-Bundesliga. 3,5 Millionen Euro haben die Kölner für ihren neuen Torgaranten dank einer Ausstiegsklausel bezahlt. „Ich habe zwei Jahre in der Zweiten Bundesliga gezeigt, was ich kann, und will das jetzt in der Bundesliga tun“. Dafür arbeitet er hart, auch in Bad Waltersdorf.
„Keiner investiert so viel wie Ragnar“, berichtet Leart Pacarada bei FC-TV. Dem 30-Jährigen ist aber auch nicht nicht entgangen, dass sein neuer, fleißiger Teamkollege viel zweifelt und grübelt. „Es ist normal, dass nicht gleich alles klappt. Er soll sich keinen Kopf machen. Jeder sieht, dass Ragnar eine Maschine ist. Die müssen wir nur zum Laufen bekommen, dann werden wir alle viel Spaß an ihm haben.“
Pacarada und Ache: Ein dynamisches Duo?
Pacarada und Ache könnten eines der Pärchen sein, die Lukas Kwasniok auf dem Platz zur Geltung bringen möchte. Immerhin ist der Nationalspieler des Kosovo mit seinem feinen, linken Fuß einer der besten Vorbereiter im Team und hat mit Ache einen extrem starken Kopfballspieler dazubekommen. Der Deutsch-Ghanaer ist zwar nur 1,83 Meter groß, verfügt aber über eine enorme Sprungkraft und gutes Timing. „Der Ball muss nicht immer genau auf meinen Kopf kommen. Wenn er etwas höher kommt, komme ich auch meistens dran.“ Den besten Flankengeber für ihn im Team hat Ache auch schon ausgemacht: „Das ist Paca.“ Wie gesagt, da könnten sich zwei finden.
Zunächst muss Ache aber zu sich selbst, seinem Spiel und in die neue Mannschaft finden. Er kennt sich aus seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt mit schwierigen Situationen aus und hat gelernt, sich zu helfen. Zum Beispiel, indem er sich an der Playstation, mit japanischen Mangas und Animes oder beim Japanisch lernen ablenkt. Das Land der aufgehenden Sonne hat es ihm mächtig angetan, seit er 2021 bei den Olympischen Spielen in Tokio mit dabei war. Die Höflichkeit und Zurückhaltung der Menschen dort faszinieren ihn. Dreimal war er seit Olympia wieder da und für 2026 ist die nächste Tour geplant: „Tokio, Kamakura, Yokohama, Osaka und Kyoto habe ich schon gesehen“, zählt er stolz auf.
Mentaltraining als Schlüssel zum Erfolg
Weil Ache um seine Themen weiß und lösungsorientiert denkt, lässt er sich seit eineinhalb Jahren von einem Mentaltrainer betreuen. Mit Max Planer hilft ihm ein ehemaliger Ruder-Weltmeister. Mindestens einmal die Woche kommen die beiden zusammen: „Nach meiner von Verletzungen geprägten Zeit in Frankfurt habe ich gelernt, wie wichtig der mentale Bereich für mich ist. Ich bin jemand, der sich selbst schnell unter Druck setzt. Daran arbeite ich kontinuierlich und kann inzwischen negative Erlebnisse in einem Spiel schneller hinter mir lassen“, nennt Ache die Auseinandersetzung mit einer vergebenen Torchance als Beispiel: „Wenn mal ein Ball daneben geht, geht es darum weiterzumachen, sich auf den nächsten Ball zu konzentrieren. In Kaiserslautern habe ich vergangene Saison nach einer vergebenen Chance oft noch ein Tor gemacht.“
„Um sich zu verbessern, muss man raus aus der Komfortzone“, sagt er und ist überzeugt davon, dass es wieder gelingen wird. Immerhin ist er bei Sparta Rotterdam ausgebildet worden und in den Niederlanden wird vor allem das Spiel mit dem Ball gelehrt. Etwas, worauf Lukas Kwasniok viel Wert legt und auch bei Alexander Zorniger hoch im Kurs stand.
Ragnar Prince Friedel Ache, wie er mit vollem Namen heißt, hat gelernt, mit seinen Verletzungen umzugehen. Er hatte häufig mit Muskelblessuren zu kämpfen und vergleicht seine körperliche Konstitution mit einem zweischneidigen Schwert: „Ich bin mit Kraft, Geschwindigkeit und Sprungkraft gesegnet, auf der anderen Seite muss ich dafür sorgen, dass ich meinen Körper über Extraschichten in Balance halte“, beschreibt er.
Der neue Torjäger des 1. FC Köln nimmt sich die nötige Zeit und versucht sich bei der Verwirklichung seines Traums von der Bundesliga nicht verrückt zu machen. Er fühlt sich beim FC wohl und vor allem gut aufgenommen. „Ich muss mich weiter gut an alles gewöhnen, muss Geduld haben und fit werden für die Saison. Es ist noch Zeit bis zum Pokalspiel in Regensburg“, schielt er auf den 17. August.
Beim 1. FC Köln FC geben sie ihrem neuen Torjäger die Zeit, die er benötigt. Sie sind überzeugt von seinen Qualitäten und seinem Entwicklungspotenzial. Alexander Zorniger hat ihn einmal eine „Ein-Mann-Büffelherde“ genannt und sein skandinavischer Vorname Ragnar bedeutet nichts anderes als „Krieger der Götter“. Beste Voraussetzungen also, um sich in Köln durchzusetzen und seinem großen Vorbild Didier Drogba erfolgreich nachzueifern.