Die Mannschaft des 1. FC Köln hat ihre erste Einheit im Trainingslager von Bad Waltersdorf mit reichlich Spaß hinter sich gebracht.
1. FC Köln„Trainingslagerzeit ist die schönste Zeit“

In alle Richtungen offen: FC-Coach Lukas Kwasniok.
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Lukas Kwasniok denkt am liebsten positiv. Wo immer ein Problem auftaucht, möchte er eine Lösung präsentieren. Bevorzugt mit Humor: „Wir haben am Freitag beim Testspiel auch nicht die gesamte Breite des Feldes genutzt“, spielte der Trainer des 1. FC Köln auf das 2:2 gegen Fortuna Köln an, als er nach dem Zustand des Rasens im Bad Waltersdorfer Thermenstadion gefragt wurde.
Kwasniok warf nach der ersten Einheit im Sommer-Trainingslager des Bundesliga-Aufsteigers noch einen kurzen Blick auf das löchrige Geläuf, das sich auf einer Breite von zehn Metern am Spielfeldrand eher als Acker präsentierte und drehte die Frage ruckzuck und lächelnd um: „Trainingslagerzeit ist die schönste Zeit der gesamten Saison.“
Das Rasenthema von Bad Waltersdorf, das beim ersten FC-Aufenthalt 2024 ein dauerhaftes und negatives war, sollte dem 44-Jährigen nicht die gute Laune verderben. „Wenn man vier, fünf Meter weiter hineingeht, ist alles Picobello. Insofern ist das gar kein Problem, mal abgesehen davon, dass die Menschen hier sich viel Mühe gegeben haben, das wieder hinzubekommen.“ Kein böses Wort darüber, dass der Veranstalter des Trainingslagers am Donnerstag vergangene Woche ein Fest der örtlichen Feuerwehr erlaubt hatte. Unter den ausgelegten Teppichen, zwischen den aufgestellten Buden, war das saftige Grün einfach verbrannt.
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Wir erwarten keine Perfektion, wir sind auch nicht perfekt.
Kwasniok hat durchaus die Gabe aus solchen kleinen Geschichten Glaubenssätze zu formulieren, die er auf seine Arbeit transportiert. „Wir erwarten keine Perfektion, wir sind auch nicht perfekt. Ich will nur, dass die Menschen einem das Gefühl geben, dass sie versuchen, das Bestmögliche herauszuholen. Das machen die Menschen hier vor Ort, genauso wie die Mannschaft auch.“ Wo ein Wille ist, sei auch ein Weg.
Der Übergang zu einem Lob für die Bedingungen in der Steiermark war gelungen: „Wir sind absolut zufrieden. Das Essen vorhin war toll, die Zimmer sind toll, der Platz ist auch gut, auch der zweite ist gut. Es geht hier um einen kleinen Teilbereich und da sollte man nicht pingeliger sein und vor allem nicht allzu hochnäsig. Wir sind ein Aufsteiger in die Bundesliga, sollten demütig bleiben und uns auf andere Dinge fokussieren“, verspürte Kwasniok überhaupt keine Lust auf einen Nebenschauplatz.
Gemeinschaft und Hierarchien bilden
Der Moment war gekommen, um zu erklären, was es mit der schönsten Zeit der gesamten Saison auf sich hat. „Wir hängen aufeinander, es gibt keine Kinder, die nachts schreien und andere Ablenkungen. Jeder ist auf sich fokussiert, jeder kämpft um seinen Platz. Und jeder hat auch die Chance, einen Platz zu ergattern.“ Kwasniok hat mit dieser Einstellung noch nie ein „schlechtes Trainingslager“ erlebt.
Natürlich geht es auch darum, eine Gemeinschaft zu bilden – eines der Lieblingsthemen des neuen Kölner Trainers. Kwasniok ist deshalb froh, dass der Transfer von Rechtsverteidiger Sebastian Sebulonsen noch vor Bad Waltersdorf in trockenen Tüchern war und die U-Nationalspieler Eric Martel, Jan Thielmann und Said El Mala ihre erste Einheit nach dem Urlaub absolvierten.
Wenn es bei dem einen oder anderen noch nicht reicht, muss ich doch nicht um den heißen Brei reden.
„Die Integration fällt dann leichter und es kristallisiert sich automatisch eine gewisse Hierarchie heraus. Und sie verändert sich wahrscheinlich auch im Gegensatz zur vergangenen Saison. Das liegt in der Natur der Sache. Die einen kämpfen um ihren Platz, die anderen wollen ihn behalten. Und ich freue mich drauf“, erklärte Kwasniok und kündigte für den trainingsfreien Mittwoch eine Aktion abseits des Platzes an.
Er wird auch bei diesem Team-Event nicht mit klaren Ansagen sparen. Seine Kommentare nach dem mageren Auftritt beim Test gegen die Fortuna hatten sich gewaschen: „Wenn es bei dem einen oder anderen noch nicht reicht, dann muss ich doch nicht um den heißen Brei reden. Bei Entscheidungen geht es nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern einzig und allein um Leistung. Ich wollte einfach hier keinen aufgeblähten Kader haben“, erklärte der Coach, warum Sargis Adamyan, Florian Dietz oder auch Youngster Neo Telle in Köln bleiben mussten.
Thielmann, Martel und El Mala als Vorbilder
Am Beispiel von Thielmann, El Mala und Martel machte Kwasniok dann noch einmal deutlich, worum es ihm geht: „Die haben Energie, Hunger und Bock auf Fußball. Das ist die Eintrittskarte. Du kannst der beste Schwimmer der Welt sein, wenn du keine Eintrittskarte hast, kannst du nicht ins Schwimmbecken. Und bei mir ist die Eintrittskarte Bereitschaft, Bereitschaft, Bereitschaft. Der Hunger, das ist der kleinste gemeinsame Nenner und unverhandelbar.“
Da lässt Kwasniok nicht mit sich spaßen, obwohl das Lachen im Training zu seinen bevorzugten Elementen gehört: „Die Bedeutung des Lachens wird gerne unterschätzt“, sagte der Coach und bewies, dass er Spaß initiieren kann. Die Freude bei allen Beteiligten war jedenfalls groß, als die Verlierer-Mannschaft eines Flanken-Abschluss-Wettbewerbs mit einer Drehschwindel-Elfmeter-Challenge „bestraft“ wurde. Das Team um Linton Maina, Florian Kainz und Luca Waldschmidt musste sich vor dem Schuss achtmal mit der Stirn auf einer Stange um die eigene Achse drehen. Die Elfmeter waren anschließend von schwindelerregender Qualität und die Lacher laut.