Nach den Abgängen von Tim Lemperle und Damion Downs soll der ehemalige Torjäger des 1. FC Kaiserslautern bei den Geißböcken künftig für die Tore sorgen - allerdings in veränderter Rolle.
Neuer MittelstürmerRagnar Ache tritt beim 1. FC Köln ein schweres Erbe an

Kraftpaket: Ragnar Ache soll die körperliche Präsenz des 1. FC Köln im gegnerischen Strafraum erhöhen.
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Im tosenden Lärm von Müngersdorf waren noch keine zehn Minuten gespielt, als Ragnar Ache für einen empfindlichen Stimmungsdämpfer hätte sorgen können. Nach einer Flanke von der linken Seite war der Angreifer 1. FC Kaiserslautern aus wenigen Metern frei zum Kopfball gekommen. Möglichkeiten dieser Art lässt der 18-Tore-Mann der abgelaufenen Zweitliga-Saison normalerweise nicht verstreichen. Doch ausgerechnet diesmal köpfte er am langen Eck vorbei. Die Chance zur Führung im Aufstiegsfinale beim 1. FC Köln war dahin, stattdessen gerieten die Pfälzer wenig später ins Hintertreffen und kamen nicht mehr zurück. Am Ende siegte der FC deutlich mit 4:0 und machte die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga perfekt.
Ache musste sich hinterher so manche Frotzelei anhören, schließlich galt sein Wechsel nach Köln im Aufstiegsfall frühzeitig als ausgemachte Sache. Nach dem Training am Donnerstag ergriff der neue FC-Angreifer die Chance, einen absichtlichen Fehlschuss ins Reich der Fabel zu verweisen. „Ich bin Stürmer, natürlich wollte ich ein Tor schießen. Extra daneben köpfen ist komisch“, bekräftigte Ache, der elf Tage nach dem letzten Saisonspiel für die festgeschriebene Ablöse von 3,5 Millionen Euro ans Geißbockheim gewechselt war.
In Frankfurt habe ich sehr viel Selbstvertrauen verloren.
Er tritt dort ein schweres Erbe an. Mit Tim Lemperle (TSG Hoffenheim) und Damion Downs (FC Southampton) sind die beiden besten Torschützen gegangen. Ache macht sich darüber aber keinen Kopf: „Druck verspüre ich nicht wirklich. Ich probiere, auf mich zu achten, zu lernen und fit zu bleiben. Dann gucken wir mal, wie sich alles entwickelt.“ Eine bestimmte Toranzahl hat er sich nicht zum Ziel gesetzt, an erster Stelle steht für ihn die Gesundheit: „Ich will so viele Spiele machen wie möglich.“
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Ache war in der Vergangenheit immer wieder von Verletzungen gebeutelt. Auch deshalb kam der frühere deutsche Junioren-Nationalspieler bei Eintracht Frankfurt zwischen 2020 und 2022 über 20 Bundesligaspiele nicht hinaus. „In Frankfurt habe ich sehr viel Selbstvertrauen verloren“, blickt Ache mit einem unguten Gefühl auf seine Station in der Heimat zurück. Bei Greuther Fürth und in Kaiserslautern lief es für ihn viel besser. In 88 Zweitligaspielen gelangen Ache 41 Treffer. „Die Schritte nach Fürth und Kaiserslautern waren sehr gut für mich. Ich habe viel gespielt, Tore gemacht und wieder Selbstvertrauen gewonnen“, resümiert Ache, der sich über die neuerliche Chance in der Bundesliga freut: „Es ist wieder ein Schritt nach vorne. Jetzt will ich beweisen, dass ich auch in der Bundesliga bestehen kann.“
In der Vergangenheit war ich vor allem Zielspieler, das wird sich jetzt ändern.
Das deckt sich mit den Zielen des Aufsteigers, entsprechend anspruchsvoll ist das Programm, welches Lukas Kwasniok ausgearbeitet hat. Am Donnerstagvormittag wurde zwei Stunden auf dem Platz trainiert. Es war eine intensive Einheit, in der es ordentlich zur Sache ging. Am Nachmittag folgten noch Kräftigungsübungen in der Halle. „Wir haben einen neuen Trainer, der neue Strukturen reinbringen muss. Es ist schon sehr viel in kurzer Zeit, ein ganz anderes System als das, was ich gewohnt bin. Mir geht viel im Kopf rum“, schildert Ache, der seine ersten Tage am Geißbockheim augenzwinkernd als schmerzvolles Erlebnis zusammenfasst: „Es tut weh, aber das gehört zur Vorbereitung dazu.“
Auf dem Betzenberg war Ache es gewohnt, mit langen Bällen gefüttert zu werden. Der 26-Jährige verfügt über einen bulligen Körper, den er am Boden und in der Luft einzusetzen weiß. In Kwasnioks dynamischem Spielsystem ist für Ache eine aktivere Rolle vorgesehen. „Viel Bewegen, viele Positionswechsel“, nennt Ache die Neuerungen, die auf ihn zukommen. „In der Vergangenheit war ich vor allem Zielspieler, das wird sich jetzt ändern.“
Die ersten Eindrücke von seinem neuen Club fallen positiv aus: „Die Stimmung in der Mannschaft gefällt mir“, stellt Ache zufrieden fest. Auch eine Wohnung hat er schon gefunden, das Hotelleben soll bald der Vergangenheit angehören. Pendeleien nach Frankfurt, wie Ache es zu Lauterer Tagen handhabte, wird es zukünftig nicht mehr geben. „Die Zeit ist vorbei, das war zu anstrengend und wird nicht mehr passieren“, versichert Ache, der sich auf sein neues Kapitel in Köln freut: „Im letzten Spiel habe ich selbst erlebt, was hier alles abgeht. Für mich ist es wichtig, auch die Energie der Fans zu spüren. Das kann dir nochmal einen Extraschub geben.“