Nach einer enttäuschenden Zweitliga-Saison sucht Linksverteidiger Max Finkgräfe sein Glück bei RB Leipzig. Damit nimmt der Umbruch beim Aufsteiger ein immer größeres Ausmaß an.
Abgang von Max Finkgräfe1. FC Köln will einen Nummer eins-Verteidiger holen

Abschied vom Geißbockheim: Max Finkgräfe war vor vier Jahren in den Kölner Nachwuchs gewechselt.
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Im Januar musste Max Finkgräfe bei seinem Chef vorstellig werden. Christian Keller, der damalige Geschäftsführer des 1. FC Köln, sah im Wintertrainingslager in Spanien die Zeit gekommen, um sich seinen kriselnden Schützling zur Brust zu nehmen. Keller machte in dem Gespräch deutlich, mit der Entwicklung des 21-Jährigen nicht mehr einverstanden zu sein. Unverblümte Worte sollen an der Costa del Sol gefallen sein. Doch da war es wohl schon zu spät, um das schleichend in die Brüche gegangene Verhältnis zwischen den Geißböcken und ihrem einstigen Hoffnungsträger wieder zu reparieren.
Ein halbes Jahr später ist der Abgang von Max Finkgräfe beschlossene Sache. Der Linksverteidiger schließt sich mit sofortiger Wirkung dem Bundesliga-Konkurrenten RB Leipzig an. Nach den zu Wochenmitte erfolgten medizinischen Untersuchungen soll die Vollzugsmeldung am Donnerstag erfolgen. Finkgräfe erhält bei den „Roten Bullen“ einen Vertrag über fünf Jahre. Im Gegenzug kassieren die Kölner eine Ablöse in Höhe von vier Millionen Euro, die sich durch Bonuszahlungen um bis zu 1,5 Millionen Euro erhöhen kann. Finkgräfes Vertrag bei den Kölnern war ursprünglich noch bis 2026 gültig gewesen. Gespräche über eine Verlängerung hatten zu keiner Einigung geführt.
1. FC Köln kassiert vier Millionen Euro Ablöse plus Bonuszahlungen
Am Ende war es vor allem Max Finkgräfe, der den Wunsch nach einer Veränderung äußerte. Grund war seine nicht zufriedenstellende Rolle in der Aufstiegssaison. Finkgräfe gehörte zu denjenigen Spielern, die unter Trainer Gerhard Struber einen schweren Stand hatten. Früh verlor er seinen Stammplatz an den erfahrenen Leart Pacarada – und ergatterte ihn nicht mehr zurück. Lediglich siebenmal gehörte der Youngster der Startelf an. Eine magere Ausbeute, die nicht allein damit zu erklären ist, dass es Struber mit seiner reservierten Art nicht gelungen war, die gesamte Mannschaft hinter sich zu versammeln.
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Die vergangene Saison hatte für Finkgräfe von Beginn an unter keinem guten Stern gestanden. Eine Innenbandverletzung ließ ihn den Saisonstart verpassen. Auch das Comeback im Oktober gegen Ulm misslang. Finkgräfe war noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, als er auf der für ihn ungewohnten rechten Seite aushelfen sollte. Nach wackligen 45 Minuten beendete Struber das Experiment vorzeitig. Die Unzufriedenheit bei Finkgräfe wuchs, und sie wurde nicht kleiner, als Sportchef Keller in der Winterpause eine Millionen-Offerte des VfB Stuttgart ablehnte. Das Ziel Aufstieg genoss Vorrang.
RB-Sportchef Schäfer wollte Finkgräfe schon 2024 nach Wolfsburg holen
Auch in der Rückrunde schaffte es Finkgräfe nicht mehr, an seinem solide, aber keineswegs übermächtig aufspielenden Konkurrenten Leart Pacarada vorbeizukommen. Eine Entwicklung, die so nicht abzusehen war, nachdem Finkgräfe in der Abstiegssaison noch zu den wenigen positiven Erscheinungen gezählt hatte. Nach seinem fulminanten Debüt beim Bundesliga-Auftakt in Dortmund hatten nicht wenige in Finkgräfe den nächsten aufgehenden Stern am Kölner Fußball-Himmel gesehen.
Als Finkräfes Abgang konkrete Form annahm, hatte sich zunächst die TSG Hoffenheim in führende Position gebracht. Doch das Angebot der Kraichgauer soll weit unter den Kölner Vorstellungen gelegen haben. Stattdessen intensivierte RB Leipzig seine Bemühungen um Finkgräfe. Nach Rundschau-Informationen wollte der ehemalige VfL- und aktuelle RB-Sportchef Marcel Schäfer das Linksverteidigertalent schon vor einem Jahr nach Wolfsburg lotsen. Auch Leipzigs neuer Trainer Ole Werner soll zu Bremer Zeiten erstmals an Finkgräfe interessiert gewesen sein und bei dem Transfer eine Schlüsselrolle spielen. Bei den Sachsen soll Finkgräfe die Rolle des Herausforderers von Nationalspieler David Raum einnehmen, zu dem es bislang keine richtige Alternative gab. Eine mutige Aufgabe, die mit einem Makel versehen ist. Nach einer völlig enttäuschenden Saison hat der Brauseclub erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg 2016 das internationale Geschäft verpasst.
Umbruch beim 1. FC Köln fällt wohl größer aus als geplant
Mit Max Finkgräfe verlässt nach Jonas Urbig (Bayern München) und Tim Lemperle (TSG Hoffenheim) derweil ein weiteres Talent das Geißbockheim. Der vom FC Southampton umworbene Damion Downs wird wahrscheinlich folgen. Auch Eric Martel könnte noch gehen. Abgänge, die einerseits jahrelang vermisste Millionensummen in die Kölner Kassen spülen. Andererseits fällt der ohnehin anspruchsvolle Umbruch beim Aufsteiger damit noch größer aus als ursprünglich geplant – was in dieser Form kein Ruhmesblatt für das Kölner Talente-Management darstellt. Bei der Suche nach einem Ersatz für Finkgräfe plant der FC nach Rundschau-Informationen die Verpflichtung eines neuen Nummer eins-Verteidigers. Leart Pacarada war den Beweis uneingeschränkter Bundesliga-Tauglichkeit bislang schuldig geblieben. Der als Wunschkandidat gehandelte Aaron Zehnter (SC Paderborn) entschied sich für einen Wechsel nach Wolfsburg.