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Derby-Niederlage1.FC Köln muss sich Leverkusen trotz Überlegenheit geschlagen geben

4 min
Benno Schmitz jubelt mit beiden Armen nach seinem Traumtor im Derby gegen Bayer 04 Leverkusen.

Benno Schmitz jubelt nach seinem Traumtor im Derby gegen Bayer 04 Leverkusen.

Der 1. FC Köln verliert mit 1:2 unglücklich das Derby gegen Bayer 04 Leverkusen. Trotz langer Überlegenheit musste sich der FC nach 90 Minuten geschlagen geben.

Als es vorbei war, nahm Kingsley Schindler den Ball in beide Hände und drosch ihn in hohem Bogen in den Abendhimmel von Müngersdorf. Der Frust saß tief beim Unglücksraben dieses Mittwochabends und beim 1. FC Köln, der im letzten Heimspiel des Jahres ausgerechnet gegen den ungeliebten Rivalen von der anderen Rheinseite eine ebenso vermeidbare wie unverdiente Niederlage kassiert hatte. Trotz langer Dominanz musste sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart Bayer 04 Leverkusen mit 1:2 (0:0) geschlagen geben. Während der FC nach dem vierten sieglosen Punktspiel in Folge den Blick wieder verstärkt auf die gefährdete Zone der Fußball-Bundesliga richten muss, gelang der Werkself mit dem zweiten Erfolg hintereinander ein weiterer Schritt aus der Krise. „Wir hatten bis zur 60. Minute alles im Griff, ehe wir Leverkusen ins Spiel gebracht haben“, ärgerte sich Baumgart.

Kölns Trainer hatte auf die enttäuschende Leistung bei der 0:2-Niederlage in Freiburg mit drei Umstellungen reagiert. Hervor stach die Rückkehr des Kapitäns. Jonas Hector, der die vorherigen vier Partien wegen einer Knöchelverletzung verpasst hatte, meldete sich pünktlich zum Nachbarschaftsduell einsatzbereit. Für ihn machte Kristian Pedersen Platz. Die beiden weiteren Wechsel betrafen die Offensive. Anstelle von Ondrej Duda durfte sich erstmals Denis Huseinbasic auf der Spielmacherposition beweisen. Im Angriffszentrum ersetzte Sargis Adamyan den einzig verbliebenen etatmäßigen Stoßstürmer Steffen Tigges.

FC-Ultras zünden im eigenen Stadion

Zu Beginn lag eine Nebelwolke über dem Rasen. Die FC-Ultras hatten den Heimspiel-Abschluss zum Anlass genommen, um ein verfrühtes Silvester-Feuerwerk abzubrennen. Der Unterrang der Südtribüne glich einem Meer aus leuchtenden Bengal-Fackeln und sorgte für einen Bruch mit einem eigentlich unantastbaren Ritual. Die Stadionregie sah sich genötigt, das Abspielen der Vereinshymne vorzeitig zu beenden. Stattdessen erklang eine Ermahnung, die ohnehin leeren Vereinskassen durch weitere Pyroshows nicht unnötig zu belasten.

Kaum hatte sich der Rauch weitgehend verzogen, bekamen die 50 000 Zuschauer im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion die erste Chance zu sehen. Florian Kainz legte den Ball von der Grundlinie zurück auf Huseinbasic, der am Elfmeterpunkt zu Adamyan weiterleitete. Bayer-Keeper Lukas Hradecky lenkte den nicht optimalen Abschluss des Armeniers über den Querbalken. Auf der Gegenseite dauerte es bis zur 25. Minute, ehe die einfallslose Werkself auch mal für Gefahr sorgte. Dabei bedurfte es der Mithilfe der Kölner Defensive, der mehrere Klärungsversuche misslangen, ehe Exequiel Palacios im Strafraum an den Ball kam. Der Schuss des Argentiniers geriet zu hoch.

Benno Schmitz mit Traumtor

Fünf Minuten später ereignete sich der größte Moment in der Karriere des Benno Schmitz. Kainz hatte die Leverkusener Abwehr mit einem weiteren Steilpass geöffnet, den Adamyan zurück an die Strafraumgrenze legte. Dort nahm der Rechtsverteidiger die Kugel mit der Brust an und drosch sie mit einem mustergültigen Volleyschuss in den entfernten Torwinkel. Es war nicht nur ein Traumtor, sondern auch das erste Profitor überhaupt des 27-jährigen Bayers, der sich mit seinem 100. Pflichtspiel für den FC – zumal in einem Derby – den bestmöglichen Zeitpunkt ausgesucht hatte, um den Bann zu brechen. Der verletzte Abwehrchef Timo Hübers winkte auf der Tribüne ungläubig lachend ab.

Zu Ende ging der von den Gastgebern dominierte erste Durchgang mit je einer Chance für beide Teams. Erst zielte Kainz aus spitzem Winkel in die Arme von Hradecky (39.), dann köpfte Edmond Tapsoba eine Freistoß-Flanke von Callum Hudson-Odoi vorbei (45.).

Kingsley als Unglücksrabe

Köln kam mit Wucht aus der Kabine und drückte sofort auf das zweite Tor. Vier Minuten nach Wiederbeginn zog Hector aus der Distanz ab, Hradecky kratzte den Ball mit den Fingerspitzen überragend an das Quergestänge. Im selben Angriff war der Finne erneut zur Stelle, indem er einen Flachschuss von Adamyan zur Ecke abwehrte. Die nicht genutzten Möglichkeiten sollten sich brutal rächen. In der 65. Minute glich Bayer aus dem Nichts aus. Der eingewechselte Nadiem Amiri drosch einen Freistoß aus 18 Metern auf das Tor. Schindler, der kurz zuvor für den am Sprunggelenk verletzten Torschützen Schmitz eingewechselt worden war, fälschte unhaltbar in die Tormitte ab.

Nur sechs Minuten später war das Spiel komplett auf den Kopf gestellt. Ausgerechnet durch einen dieser überfallartigen Leverkusener Konter, vor denen Baumgart eindringlich gewarnt hatte. Moussa Diaby staubte den von ihm selbst eingeleiteten Gegenstoß auf Querpass von Jeremie Frimpong zum 1:2 ab. Der FC reagierte mit wütenden Angriffen, doch er kam nur noch einmal gefährlich nach vorn. Der eingewechselte Tigges köpfte eine Schindler-Flanke völlig frei an die Latte (85.). „Wir haben gut gespielt und Leverkusen dominiert. Umso bitterer, dass wir mit leeren Händen dastehen“, sagte der tief enttäuschte Eric Martel.

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz (61. Schindler), Soldo, Kilian, Hector; Skhiri, Martel; Maina (74. S. Tigges), Huseinbasic, Kainz (74. Thielmann); Adamjan (80. Duda). – Bayer 04 Leverkusen: Hradecky; Tah (59. Kossounou), Tapsoba, Hincapié; Frimpong (90. Fosu-Mensah), Bakker; Palacios (59. Amiri), Andrich; Diaby, Hlozek (59. Adli), Hudson-Odoi (85. Demirbay). – SR.: Stieler (Hamburg). – Zuschauer: 50 000 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Schmitz (30.), 1:1 Amiri (65.), 1:2 Diaby (71.).