Martin Sauerborn sprach mit dem Pfälzer, der gegen Bayern München sein 100. Bundesligaspiel für den FC absolvieren könnte.
Interview mit Dominique Heintz„Ich bin stolz darauf, jetzt wieder beim FC zu sein“

Dominique Heintz
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Steffen Baumgart setzt im Abstiegskampf auf Erfahrung. Ein Grund für den Chefcoach des 1. FC Köln, zuletzt Dominique Heintz (30) als Linksverteidiger in die Startelf zu beordern. Martin Sauerborn sprach mit dem Pfälzer, der gegen Bayern München sein 100. Bundesligaspiel für den FC absolvieren könnte.
Herr Heintz, Sie sind seit September zurück beim 1. FC Köln. Wie fühlt es sich an?
Schön, fast so wie damals beim ersten Mal. Wir haben als Familie nicht lange gebraucht, um wieder hier anzukommen, wir kennen die Stadt ja gut. Von der damaligen Mannschaft ist zwar keiner mehr hier, aber im Staff und bei den Mitarbeitern im Geißbockheim gibt es noch einige bekannte Gesichter.
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Es gibt aber auch viele neue Gesichter beim FC?
Ja, aber aus dem Team kenne ich die meisten Spieler, so oft wie wir schon gegeneinander gespielt haben. Die Jungs haben mich sehr gut aufgenommen und ich denke, mit mir kommt man auch ganz gut aus (lacht).
Kaiserslautern, 1. FC Köln, SC Freiburg, Union Berlin und VfL Bochum. Sie haben in Ihrer Karriere bislang ausschließlich bei Kultvereinen mit Tradition gespielt. Ist das Zufall?
Vielleicht ist es ein bisschen Zufall, aber ich glaube, dass ich auch gut zu dieser Art Club passe. Clubs mit einer eigenen Fankultur, wo es gefragt ist, Fußball richtig zu arbeiten. Das fühle ich gut. Ich bin einer, der immer alles gibt und sein Herz auf dem Platz lässt. Ich freue mich und bin stolz darauf, solche Clubs in meiner Vita stehen zu haben und stolz darauf, jetzt wieder beim FC zu sein. Es war schon immer mein Weg, für Traditionsclubs zu spielen, bei denen eine Geschichte dahintersteckt.
Wie hat es sich angefühlt, wieder für den FC auf dem Rasen zu stehen?
Super, als ich gegen Hoffenheim reinkam, haben mich die Fans toll empfangen. Und es war mein 200. Bundesligaspiel, also ein ganz besonderes. Auch, weil hier in Köln meine Bundesliga-Geschichte angefangen hat.
Zuletzt waren Sie von Union nach Bochum ausgeliehen, sind aber im Sommer zurückgegangen. Hätten Sie nicht beim VfL bleiben können?
Wie sagt man so schön, es muss immer alles passen. Ich hätte es mir gut vorstellen können, aber es hat nicht alles gepasst.
Und bei Union hatten Sie in diesem Sommer keine großen Aussichten mehr auf Einsätze?
Es lief dort zuletzt nicht mehr so für mich, aber da habe ich einen Haken drangemacht.
Können Sie sich als ehemaliger Spieler den Absturz der Eisernen als Champions League-Teilnehmer auf den letzten Tabellenplatz erklären?
Dazu bin ich nicht mehr nah genug dran – und möchte das als Außenstehender nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass es in der Kabine top war und Union ein Top-Trainerteam hatte. Der Fußball ist einfach brutal. Jeder Club muss immer wieder von vorne anfangen, Jahr für Jahr. Union ist ein bisschen das Spielglück abhandengekommen, das vorher immer da war. Irgendwann ist es schwer, aus diesem Abwärtsstrudel wieder rausgekommen.
Urs Fischer ist nicht mehr Trainer bei Union. War das für Sie eine Überraschung?
So ist das Geschäft. Trotzdem: Union war mit Herrn Fischer lange sehr erfolgreich.
Glauben Sie als langjähriger Bundesliga-Profi, dass sich das Verhältnis auch zwischen einem guten Trainer und einer Mannschaft irgendwann abnutzt?
Statistisch gesehen bleiben Trainer durchschnittlich nur zwei bis drei Jahre bei einem Club. Für mich nutzt sich ein gutes Verhältnis nicht ab. Zu Peter Stöger hatte ich in seinem letzten Jahr beim FC das gleiche Verhältnis wie am ersten Tag. Nach all den erfolgreichen Jahren hätte ich nicht gedacht, dass es so schnell zu Ende zugeht. Das Geschäft ist eben so: Der Trainer muss den Kopf hinhalten, wenn der Erfolg ausbleibt.
Wie nehmen Sie aktuell das Trainerteam in Köln wahr?
Die Trainer sind voll in ihrem Element und gehen nicht weg von ihrem Weg, was ich gut finde. Wir müssen in so einer Situation als Mannschaft und Trainerteam eine Einheit bleiben und den Weg zusammen gehen. Für mich geht es dabei immer über die Basics. Wir müssen als Mannschaft gut und kompakt stehen. Jeder muss wissen, was er zu tun hat und seine Zweikämpfe gewinnen. Funktionieren diese Basics kommt eine Mannschaft in ihr Spiel.
Sie bringen die Erfahrung von 202 Bundesligaspielen mit und kennen sich mit Abstiegskampf ganz gut aus. Wie können Sie dem FC in seiner aktuell schwierigen Situation helfen?
Meine Erfahrung war einer der Gründe, warum die Verantwortlichen hier mich dazu geholt haben. Sie wissen, dass ich mit solchen Situationen gut umgehen kann. Das habe ich vergangene Saison in Bochum gezeigt. Ich habe der Mannschaft als Linksverteidiger in den letzten zehn Saisonspielen die nötige Stabilität gegeben. Ich mache mir insgesamt nicht allzu viele Gedanken und versuche einfach immer meine Qualitäten auf den Platz zu bekommen. Ich bin einer, der viel auf dem Platz spricht und von hinten Kommandos gibt. Und ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch.
Sie sind gelernter Innenverteidiger. Wie in Bochum spielen Sie aber auch bei Steffen Baumgart links hinten. Ist das okay für Sie?
Egal, wo mich der Trainer hinstellt, will ich immer meine beste Arbeit abliefern. Gegen Bochum hat es sich als Linksverteidiger schon besser angefühlt als gegen Augsburg, weil der Spielrhythmus eben doch eine Rolle spielt. Natürlich bin ich kein Linksverteidiger, der jedes Mal die Linie rauf- und runterläuft und jede Menge Flanken schlägt. Dem Trainer ging es eher darum, mit mir mehr Stabilität reinzubekommen. Ich denke, das ist mir bislang gut gelungen.
Gelingt dem FC in dieser Saison der Klassenerhalt?
Ich weiß, dass wir das als Mannschaft schaffen können. Wir machen es ganz gut und müssen nur das Spielglück endlich mal wieder auf unsere Seite ziehen. Nach einem 0:1 in Bochum zurückzukommen ist nicht so leicht – und kämpferisch haben wir alles gegeben.
Am Freitag geht es gegen die Bayern. Glauben Sie an eine Überraschung?
Wir haben nichts zu verlieren. Ich spiele am liebsten gegen solche Mannschaften. Du musst es einfach spielen und darfst bei allem Respekt keine Angst haben. Egal gegen wen, musst du einfach deine Basics abrufen. Wenn jeder so denkt, können wir den Bayern mit unserem Publikum im Rücken einen guten Fight liefern.
Ihr Vertrag beim FC läuft bis Ende der Saison. Haben Sie schon Pläne für die Zeit danach?
Über die Saison hinaus mache ich mir keine Gedanken. Ich genieße es gerade, dass ich hier bin. Was im Sommer passiert, sehen wird dann. Wenn ich meine Aufgabe voll erfülle und wir unser Ziel erreichen, dann sind das sicher gute Argumente, um länger zu bleiben.
Also steht die angekündigte Rückkehr zu Ihrem Heimatclub nach Kaiserslautern noch nicht an?
Der FCK ist tief in meinem Herzen und sicher ist es mein Wunsch, irgendwann noch einmal dort zu spielen. Das Pokalspiel mit dem FC in Kaiserslautern war für mich das erste Mal, dass ich mit einer gegnerischen Mannschaft am Betzenberg aufgelaufen bin. Es war ein echter Gänsehautmoment für mich, das nach so langer Zeit zu erleben. Ich bin aber erst 30 Jahre alt, fühle mich noch gut und möchte solange es möglich ist, in der höchsten Liga spielen.
Zur Person
Dominique Heintz erblickte am 15. August 1993 in Neustadt an der Weinstraße das Licht der Welt. Im Alter von acht Jahren wechselte er in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Kaiserslautern und blieb bis zum 1. Juli 2015 ein „Roter Teufel“. Dann verpflichtete ihn Bundesligist 1. FC Köln für 1,5 Millionen Euro Ablöse. Heintz war fester Bestandteil der erfolgreichen FC-Ära unter Trainer Peter Stöger. Nach dem Abstieg 2018 ging er für drei Millionen Euro Ablöse zum SC Freiburg. Für die Breisgauer absolvierte er 90 Pflichtspiele, bevor er im Januar 2022 bei Union Berlin anheuerte. Der Linksfuß wurde an der Alten Försterei aber nicht wirklich glücklich und ließ sich für die Saison 2022/23 zum VfL Bochum ausleihen. Im Setember kam er zurück nach Köln. Der Abwehrspieler hat in seinen bislang 202 Bundesligaspielen vier Tore erzielt.