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Aufstiegsexperte legt losWie Friedhelm Funkel den 1. FC Köln in die Bundesliga führen will

Lesezeit 4 Minuten

Zurück in Müngersdorf: Friedhelm Funkel.

Bereits zum dritten Mal tritt Friedhelm Funkel das Traineramt beim 1. FC Köln an. Viel Überzeugungsarbeit brauchte es für diese Mission bei ihm nicht. Das sagt der 71-Jährige zu seiner Rückkehr.

Friedhelm Funkel kam am Sonntagnachmittag gerade vom Tennisplatz, als sein Handy klingelte und auf dem Display der Name von Thomas Kessler aufleuchtete. „Ich habe das schöne Wetter ausgenutzt und war Tennis spielen. Ich wusste ja nicht, was Thomas wollte“, schilderte Funkel am Tag danach und löste mit seiner Anekdote etwas unweigerlich ein Lachen im Pressekonferenzsaal des Kölner Stadions aus. Dann ging wie so häufig im Fußball alles ganz schnell. Noch am Abend fuhr der neue Sportdirektor des 1. FC Köln zu Funkels Wohnsitz nach Krefeld, um den 71-Jährigen in der Not des kriselnden Zweitliga-Favoriten um Hilfe zu bitten. Funkel musste für seinen nächsten Einsatz als „Feuerwehrmann“ nach einjähriger Pause gar nicht erst überredet werden: „Für mich war sofort klar: Das machst du – auch wenn ich nochmal eine Nacht drüber geschlafen habe.“ Am Montagmorgen sagte Funkel dem FC zu, am Vormittag erfolgte die Unterschrift am Geißbockheim. Fast schon ironischerweise ging dabei der Feueralarm los. Es war ein Fehlalarm.

Für Funkel ist es bereits das dritte Engagement beim FC: „Wenn der FC anfragt, kann ich nicht Nein sagen. Für mich ist es ein richtig gutes Gefühl, wieder hier zu sein. Die Stadt und der FC sind etwas Besonderes für mich.“ Gleichwohl macht Funkel keinen Hehl aus seiner Überraschung: „Ich habe das bis Sonntagnachmittag nicht für möglich gehalten. Aber im Fußball passieren Dinge, die man nicht für möglich hält.“ Vor vier Jahren hatte der gebürtige Neusser den Geißböcken schon einmal aus der Klemme geholfen. Als Markus Gisdol im Bundesliga-Abstiegskampf gehen musste, sprang Funkel als Retter ein – und führte den FC über die Relegation gegen Holstein Kiel zum Klassenerhalt.

Ich freue mich total auf diese Aufgabe und weiß, was auf mich zukommt. Ich bin davon überzeugt, dass wir direkt aufsteigen. Dafür werde ich alle meine Kräfte bündeln.
Friedhelm Funkel, neuer FC-Trainer

Nun soll er den taumelnden Tabellenzweiten zwei Spieltage vor Saisonende über die Ziellinie zur Bundesliga führen. „Ich freue mich total auf diese Aufgabe und weiß, was auf mich zukommt. Ich bin davon überzeugt, dass wir direkt aufsteigen. Dafür werde ich alle meine Kräfte bündeln.“ Dass nach der Trennung von Gerhard Struber die Wahl auf Friedhelm Funkel fiel, ist für den Moment naheliegend. Kein anderer Trainer im deutschen Fußball hat so viele Bundesliga-Aufstiege vorzuweisen wie Funkel, der seine Mission in Köln mit der Erfahrung von sechs erfolgreichen Versuchen aufnimmt.

„Ich habe direkt gespürt, dass Friedhelm der perfekte Trainer ist, um diese Aufgabe anzunehmen. Friedhelm hat nicht nur an diesem Standort unter Beweis gestellt, dass er in solchen Situationen eine schnelle Wirkung auf die Mannschaft hat“, ist Thomas Kessler von der Entscheidung überzeugt. Präsident Werner Wolf sieht das genauso: „Friedhelm Funkel ist ein gestandener Trainer, der schon fast alles erlebt hat“, sagte Wolf und versicherte: „Das Verhältnis zu ihm ist ein gutes.“ Bei Funkels letztem Engagement in Köln soll der Vorstand eine etwas distanzierte Beziehung zu dem 71-Jährigen gepflegt haben. Das ist offenbar ausgeräumt.

Ich habe direkt gespürt, dass Friedhelm der perfekte Trainer ist, um diese Aufgabe anzunehmen. Friedhelm hat nicht nur an diesem Standort unter Beweis gestellt, dass er in solchen Situationen eine schnelle Wirkung auf die Mannschaft hat.
Thomas Kessler, FC-Sportdirektor

Als Vertrauten bringt Funkel den früheren Bundesligaspieler Matthias Lust (55) mit, mit dem er schon auf seiner letzten Rettungsstation in der Rückrunde der vergangenen Saison beim 1. FC Kaiserslautern zusammengearbeitet hatte. „Matthias Lust ist ein großartiger Mensch und darüber hinaus ein äußerst großer Fußball-Fachmann. Er hat das Gespür für die Spieler. Ich wollte ihn unbedingt mitbringen, und dieser Wunsch ist mit sofort erfüllt worden“, freut sich Funkel, der die erste Trainingseinheit für Dienstagvormittag (11 Uhr) angesetzt hat.

Die völlig verkrampfte Leistung bei Gerhard Strubers Abschiedsvorstellung am vergangenen Samstag gegen Absteiger Jahn Regensburg (1:1) spielt für Funkel dann keine Rolle mehr: „Dieses Spiel interessiert mich überhaupt nicht mehr. Mir geht es nur noch darum, die Mannschaft auf das Spiel am Freitagabend in Nürnberg vorzubereiten. Wir müssen dieses Spiel gewinnen. Ich werde viele Gespräche führen, um ein Gefühl für die Situation zu bekommen und um der Mannschaft Lockerheit und Selbstvertrauen zu vermitteln. Dann werden wir ab Mitte Mai wieder in der Bundesliga sein. Das ist mein Ziel.“ Zuvor könnte es am letzten Spieltag ausgerechnet gegen Funkels Ex-Club Kaiserslautern noch zum Showdown in Müngersdorf kommen. „Das hat eine gewisse Brisanz“, räumt der neue FC-Trainer ein.

Funkels Engagement ist zunächst bis Sommer begrenzt. „Wir haben erstmal nur über die Spiele bis Saisonende gesprochen. Danach wird man sehen, was passiert.“ Nur an eine Sache muss sich der Routinier noch gewöhnen: „Das sind die besseren Bedingungen am Geißbockheim. Die hatten wir 2021 noch nicht. Ich bin total erstaunt und erfreut, was sich hier alles getan hat.“