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„Mach‘ et Friedhelm“So reagieren die Fans des 1. FC Köln auf den großen Knall

Lesezeit 4 Minuten
Friedhelm Funkel bei seiner Vorstellung am Montag.

Friedhelm Funkel bei seiner Vorstellung am Montag.

Die Hoffnungen der Fans ruhen auf „Feuerwehrmann“ Friedhelm Funkel. Seinem Vorgänger Gerhard Struber weint derweil kaum jemand hinterher. 

Für viele Fans des 1. FC Köln half am Montag nur noch Galgenhumor. Nachdem sich die Ereignisse rund um den Club am Sonntagabend und Montagmorgen überschlagen hatten, fluteten die Anhänger das Internet mit einer ganzen Bandbreite von Gefühlen: Wut, Trauer, Resignation – und ja, auch Hoffnung. „Gestern fühlte sich Nürnberg noch unbesiegbar an wie Real Madrid“, schrieb ein Nutzer mit Blick auf das anstehende Auswärtsspiel im „Effzeh-Forum“. „Jetzt habe ich wieder Hoffnung.“

Wenn es am Montag in den tausenden Beiträgen in Foren, sozialen Medien und selbstverständlich auch ganz analog auf den Kölner Straßen um Hoffnung geht, dann hat das insbesondere mit einem Namen zu tun: Trainer-Urgestein Friedhelm Funkel, der in seiner Paradedisziplin als Feuerwehrmann einspringt, um den FC diesmal nicht zum Klassenerhalt, sondern ans rettende Aufstiegs-Ufer führen soll. „Ich glaube tatsächlich, dass es keinen Besseren geben würde als Funkel“, schreibt ein Fan. In der wahnsinnig kurzen Zeit gehe es darum, Ruhe in die Mannschaft zu bringen und an ein, zwei Rädchen zu drehen. „Wenn das einer kann, dann er mit seiner Erfahrung.“

Dem 1. FC Köln fehlt ein Führungsspieler

Für Funkel gehe es nur noch darum, die Mannschaft mit seiner Ausstrahlung stark zu reden. „Er hat es schon mal hinbekommen. Allerdings war die Mannschaft damals intakter und hatte mit Jonas Hector einen absoluten Führungsspieler“, schreibt ein anderer mit Blick auf den Bundesliga-Klassenerhalt 2021. Ein solcher Führungsspieler wie Hector fehle nun. „Zudem waren damals vier Spiele Zeit. Jetzt ist es schon sehr knapp.“

Friedhelm Funkel bei seiner Vorstellung am Montag.

Friedhelm Funkel bei seiner Vorstellung am Montag.

Den Hoffnungsvollen stehen aber mindestens genauso viele Zweifler gegenüber. Die Kritik an der Personalie Funkel richtet sich dabei in der Regel weniger gegen den Interimstrainer selbst, sondern gegen die Parallelität der Ereignisse. „Ein Kreislauf des Schreckens“ sieht ein Fan in der Notlösung. „Dass Funkel hier alle vier Jahre den Feuerwehrmann spielen muss, sagt viel über den Verein aus.“ So mancher Fan erinnert sich noch an den Bundesliga-Aufstieg 2003, das ist mittlerweile 22 Jahre her. Trainer damals: Friedhelm Funkel.  „Jetzt stehen wir wieder vor einem Aufstieg mit Funkel. Man könnte meinen, wir hätten uns in all der Zeit gar nicht weiterentwickelt als Verein, komisch.“

Weitere Pluspunkte sammelte Friedhelm Funkel bei den Fans am Montagnachmittag, als er am Geißbockheim über die anstehenden Aufgaben sprach und den Blick kompromisslos nach vorne richtete. „Die Pressekonferenz war eine Offenbarung“, schrieb ein Nutzer unter einem Instagram-Beitrag des 1. FC Köln. „Wenn man Funkel hört, hört man Zuversicht, Verantwortungsbewusstsein, Fußballverstand und den Glauben daran, dass der FC sein eigenes Schicksal bestimmen kann.“

„Jetzt zeigt sich, dass es richtig war, mir seinen Namen nicht zu merken“

Der Analyse der Entscheidung gegen Funkels Vorgänger Gerhard Struber und Sportgeschäftsführer Christian Keller rückte bei den Fans relativ schnell in den Hintergrund. Die Meinungen gingen ohnehin nicht weit auseinander. Die „Struber raus“-Rufe am Samstagabend nach dem blamablen Auftritt gegen den Tabellenletzten aus Regensburg waren Statement genug. „Jetzt zeigt sich, dass es richtig war, mir seinen Namen nicht zu merken“, resümierte ein FC-Fan. Keller und Struber hätten in Rekordzeit alles falsch gemacht, was man hätte falsch machen können. Lange genug sei zu erkennen gewesen, dass mit Struber auf dem Trainerposten nichts zu holen sei, heißt es von anderer Seite. „Auch wenn wir Punkte geholt haben, das Spiel der Mannschaft war gegen limitierte Zweitligisten katastrophal.“ Kein Spieler habe sich unter Struber verbessert, ein Spielsystem sei von Anfang bis Ende nicht erkennbar gewesen.

Wie so oft im Fußball sind es Kleinigkeiten, durch die die Saison aus Sicht mancher Fans auch mit Stuber an der Seitenlinie erfolgreich hätte zu Ende gehen können. Kleinigkeiten, wie zum Beispiel ein Tor mehr zu schießen als der Gegner. Soweit davon entfernt sei der FC schließlich auch gegen Regensburg nicht gewesen. „Hätte er weiterhin jedes Spiel 1:0 geliefert, wären noch sehr lange keine Zweifel aufgekommen“, meint ein Anhänger.

Die Rechnung für den Saisonendspurt ist einfach. Vier Punkte aus den letzten beiden Spielen gegen Nürnberg und Kaiserslautern reichen in jedem Fall für den direkten Aufstieg. „Vielleicht reichen auch zwei rumpelige Punkte“, meint ein Fan, auch die Konkurrenz habe schließlich noch Aufgaben vor sich, die erst einmal bewältigt werden müssen. Mit Funkel an der Seitenlinie sollte das doch machbar sein. „Mach’et Friedhelm!“