Der Wechsel von Said und Malek El Mala von Viktoria Köln zum 1. FC Köln hat zu einer deutlichen Annäherung der beiden Stadtnachbarn geführt, die einst ein distanziertes Verhältnis zueinander pflegten. Jetzt haben Gespräche über eine mögliche Kooperation begonnen.
Führungsgipfel am GeißbockheimNeuer Vorstand des 1. FC Köln spricht mit Viktoria Köln über Kooperation

FC-Shootingstar Said El Mala wurde auf der rechten Rheinseite bei Viktoria Köln mitausgebildet.
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Said El Mala hatte nur eine halbe Stunde Zeit, doch das sollte ihn nicht weiter stören. Als der Shootingstar des 1. FC Köln im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt den Rasen betrat, schien die Lage aussichtslos für den Aufsteiger. Lukas Kwasnioks Mannschaft lag gegen den Champions League-Teilnehmer mit 1:4 im Hintertreffen und steuerte auf eine deutliche Niederlage zu. Doch dann zeigte El Mala eine weitere Kostprobe seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten, die den Weg zu einer kaum mehr für möglich gehaltenen Aufholjagd ebneten. Der 19-Jährige lieferte atemberaubende Sprints, einen Pfostenschuss und eine perfekte Flanke auf den Kopf von Luca Waldschmidt, der in der Nachspielzeit zum 3:4-Endstand verkürzte. Hätte El Mala in der ein oder anderen Szene etwas mehr Glück gehabt, sogar ein Remis wäre noch möglich gewesen gegen am Ende taumelnde Hessen.
Nicht nur am Geißbockheim sind sie stolz über die kometenhafte Entwicklung des letztjährigen Drittligaspielers, der kürzlich von Bundestrainer Julian Nagelsmann erstmalig zur A-Nationalmannschaft eingeladen wurde. Ebenso groß ist die Freude beim FC Viktoria Köln, wo Said El Mala im Schatten des großen 1. FC Köln zu einem der aktuell begehrtesten deutschen Talente heranreifte. „Wir alle bei Viktoria sind sehr stolz auf Said. Es ist Wahnsinn, in welchem Tempo seine Entwicklung stattfindet“, freut sich Sportvorstand Franz Wunderlich für seinen ehemaligen Schützling. Der wiederum hat trotz des Rummels um seine Person nicht vergessen, wo er herkommt. Wann immer es möglich ist, besucht Said El Mala mit seinem Bruder Malek (20) die Heimspiele des Drittligisten, dessen Trainer Marian Wilhelm (37) nach wie vor zu den wichtigsten Bezugspersonen des Brüderpaars zählt.
Wir sind fest davon überzeugt, dass Said nicht der Spieler wäre, der zum FC gewechselt ist, wenn er in der vergangenen Saison nicht Stammspieler in der 3. Liga gewesen wäre.
Der Wechsel von Said und Malek El Mala von Viktoria Köln zum 1. FC Köln hat aufgezeigt, wie sehr beide Stadtnachbarn voneinander profitieren können. „Wir sind fest davon überzeugt, dass Said nicht der Spieler wäre, der zum FC gewechselt ist, wenn er in der vergangenen Saison nicht Stammspieler in der 3. Liga gewesen wäre. Bei uns hat er als Leihspieler die Einsatzzeiten auf hohem Niveau bekommen, die er anderswo nicht bekommen hätte“, betont Viktoria-Sportchef Franz Wunderlich, dessen Club über eine zehnprozentige Weiterverkaufsbeteiligung an Said El Mala verfügt. Der schon jetzt international begehrte Jungstar (Vertrag bis 2030) dürfte eines Tages zum teuersten Verkauf in der Vereinsgeschichte des 1. FC Köln aufsteigen. Den bisherigen Rekord hält Torjäger Anthony Modeste, der 2017 für mehr als 30 Millionen Euro nach China gewechselt ist.
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Das Zusammenspiel bei den El Mala-Brüdern hat zu einer deutlichen Annäherung der beiden Stadtnachbarn geführt, die jahrelang ein ziemlich distanziertes Verhältnis zueinander pflegten. In der vergangenen Woche kamen sich beide Seiten einen weiteren Schritt näher: Nach Rundschau-Informationen fand am Geißbockheim eine Zusammenkunft der wichtigsten Entscheider beider Clubs statt. Die Delegation des FC wurde angeführt vom neuen Vorstand um Jörn Stobbe, Jörg Alvermann und Ulf Sobek; zudem saßen die Geschäftsführer Philipp Türoff und Philipp Liesenfeld sowie Sportdirektor Thomas Kessler und der Technische Direktor Lukas Berg mit am Tisch. Die Viktoria war durch Präsident Holger Kirsch, Eric Bock und Axel Freisewinkel als Geschäftsführer sowie Sportvorstand Franz Wunderlich vertreten.
Wir hatten einen freundschaftlichen und konstruktiven Austausch auf Führungsebene mit der Viktoria.
„Es war eine sehr angenehme Atmosphäre. In einer solchen Runde haben wir in den 15 Jahren, in denen ich bei Viktoria bin, noch nie zusammengesessen“, sagt Wunderlich. Spruchreife Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor. Dafür gibt es Gedankenspiele, etwa bei der Talent-Ausbildung stärker zusammenzuarbeiten. „Es gibt immer mal den einen oder anderen Spieler, für den die 3. Liga die optimale Spielklasse darstellt, um den nächsten Schritt zu gehen. Ohne das herabwertend zu meinen: Die 3. Liga bietet gegenüber der Regionalliga, in der die U21 des FC spielt, nochmal einen deutlichen Mehrwert“, meint Franz Wunderlich, dessen Club nach dem Tod von Mäzen Franz-Josef Wernze im Jahr 2023 einen Kurswechsel einschlagen musste und seitdem verstärkt auf junge, kostengünstige Spieler setzt. „Wir haben uns einen Namen als Ausbildungsclub gemacht und sind durch Said El Mala bundesweit Gesprächsthema. Beim FC sieht man, dass wir in den letzten Jahren sehr gute Arbeit leisten“, sagt Wunderlich.
Auch der FC ist mit dem Verlauf des Treffens zufrieden. „Wir hatten einen freundschaftlichen und konstruktiven Austausch auf Führungsebene mit der Viktoria. Uns verbindet wechselseitig das Verständnis für die jeweiligen Herausforderungen beider Kölner Clubs. Dabei sind wir überzeugt, dass wir uns noch besser gegenseitig unterstützen können, vor allem in sportlichen Kooperationsfeldern. Wir werden diesen wertschätzenden Austausch fortsetzen“, teilte Geschäftsführer Philipp Türoff auf Anfrage der Rundschau mit.
