Urteil ist eingetroffenCAS bestätigt Transfersperre gegen den 1. FC Köln

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Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne

Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne

Der abstiegsbedrohte Fußball-Bundesligist darf damit bis einschließlich Sommer 2024 keine neuen Spieler registrieren.

Der 21. Dezember 2023 geht als schwarzer Tag in die Geschichte des 1. FC Köln ein. Wenige Stunden, nachdem die Zusammenarbeit des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten und seines überaus beliebten Trainers Steffen Baumgart nach zweieinhalb Jahren zu Ende gegangen war, erschütterte das Urteil des Internationalen Sportgerichtshof (CAS) im Transferstreit um Jaka Cuber Potocnik (18) den Geißbock-Club in seinen Grundfesten. Die Schiedsbehörde folgte der Entscheidung des Weltverbandes Fifa vom 1. Februar „in vollem Umfang“ und bestätigte damit die zwei Wechselperioden umfassende Transfersperre gegen den FC. Folglich ist es den Kölnern untersagt, sowohl in der anstehenden Winter-Transferperiode im Januar als auch im kommenden Sommer im Vorfeld der Spielzeit 2024/25 neue Spieler zu registrieren.

Zudem erhöhten die Richter die Strafzahlung an Potocniks ehemaligen Club Olimpija Ljubljana von 51.750 Euro auf 60.000 Euro. Der slowenische Double-Sieger, der 2,5 Millionen Euro Ablöse erstreiten wollte, erhält zudem eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von 70.000 Euro. Potocniks viermonatige Spielsperre, von der der Kölner U19-Torjäger etwa die Hälfte verbüßt hat, bleibt durch das Urteil ebenfalls bestehen. Der FC will sich am Freitag näher äußern.

Der Schuldspruch des Weltsportgerichts ist eine verheerende Niederlage für den 1. FC Köln, der sich nach der Anhörung am 19. und 20. September vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne zuversichtlich gezeigt hatte, die drohende Transfersperre abwenden zu können. Die Kölner hatten mit nach slowenischem und schweizerischem Arbeitsrecht angefertigten Gutachten versucht, die Rechtswirksamkeit der Kündigung von Jaka Cuber Potocnik wegen der angeblichen Nichteinhaltung von Vertragsinhalten nachzuweisen. Obendrein hatte sich der FC die Dienste des CAS-erfahrenen Anwalts Gianpaolo Monteneri gesichert. Doch all das war letztendlich vergeblich. Das hoch erfahrene Schiedsrichtergremium des CAS um Präsident Luigi Fumagalli schloss sich der juristischen Einordnung der Fifa an.

Wir hätten uns ein anderes Urteil gewünscht und auch erwartet. Entsprechend sind wir sehr enttäuscht, dass der CAS trotz zahlreicher Gegenbeweise die Kündigung von Jaka Potocnik als nicht rechtswirksam eingestuft und gleichzeitig auch keine hinreichenden Beweise für eine Nicht-Anstiftung zu dieser Kündigung durch den 1. FC Köln gesehen hat.
Christian Keller, Sportchef 1. FC Köln

Ein Debakel für den FC, der den Fall Potocnik offenbar lange falsch eingeschätzt und es zudem verpasst hatte, durch eine außergerichtliche Einigung noch größeren Schaden abzuwenden. „Wir hätten uns ein anderes Urteil gewünscht und auch erwartet. Entsprechend sind wir sehr enttäuscht, dass der CAS trotz zahlreicher Gegenbeweise die Kündigung von Jaka Potocnik als nicht rechtswirksam eingestuft und gleichzeitig auch keine hinreichenden Beweise für eine Nicht-Anstiftung zu dieser Kündigung durch den 1. FC Köln gesehen hat“, wird Sport-Geschäftsführer Christian Keller in einer Mitteilung des FC zitiert.

Hintergrund des Transferstreits ist die Verpflichtung des slowenischen Junioren-Nationalspielers Jaka Potocnik im Januar 2022. Dessen ehemaliger Klub Olimpija Ljubljana warf den Kölnern vor, dass sie den damals 16 Jahre alten Potocnik zum Vertragsbruch angestiftet hätten, und wehrten sich bei der Fifa dagegen. Potocnik hatte nur einen Tag nach seiner Kündigung in Slowenien am Geißbockheim unterschrieben. Die Kammer für die Beilegung von Streitigkeiten hatte den FC der Anstiftung zum Vertragsbruch für schuldig befunden. Zuletzt hatte sich der Transferstreit zu einer Schlammschlacht entwickelt. Ende November hatten die Kölner öffentlich gemacht, Anzeige wegen versuchten Betrugs gegen drei Funktionäre von Olimpija Ljubljana gestellt zu haben. Die Gegenseite konterte und warf dem FC versuchte Bestechung vor.

Die Transfersperre zieht einschneidende Veränderungen für den gesamten Club nach sich. Betroffen sind alle männlichen Leistungsmannschaften ab dem Altersbereich U16. Kurzfristig hat sich für den FC die Hoffnung zerschlagen, im Winter dringend benötigte Verstärkung für den Abstiegskampf verpflichten zu können. Ganz oben auf dem Einkaufszettel stand ein Stürmer – mit nur zehn Toren in 16 Spielen stellt der FC die harmloseste Offensive der Bundesliga. Im Sommer könnten die Kölner dann vor einem noch größeren Problem stehen, sollten sie tatsächlich den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen und vor einem Neuaufbau stehen. „Wir haben immer gesagt, dass wir das Szenario Transfersperre stets mitbedacht haben und werden unsere Kaderplanung bis zum Ende der nunmehr feststehenden Sperre dementsprechend gestalten. Dabei gilt: In jeder Herausforderung liegt immer auch eine Chance. Genau mit dieser Haltung werden wir nach vorne blicken und diese Herausforderung angehen“, erklärte Sportchef Keller, für den die Luft nun ebenfalls dünn werden könnte.

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