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„Wahlarena“ des 1. FC KölnKandidaten zeigen deutliche Wissenslücken – Format stößt bei vielen Fans auf Kritik

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Duell um die Führung beim 1. FC Köln (v.l.): Die Präsidentschaftskandidaten Wilke Stroman, Sven-Georg Adenauer und Jörn Stobbe.

1000 Mitglieder des 1. FC Köln haben sich noch einmal ein Bild von den drei Präsidentschaftskandidaten gemacht. Doch an dem Format mit Jonas Hector und Fabian Köster gibt es auch Kritik.

Hätte es sich um „Wer wird Millionär?“ gehandelt, wäre wohl von der 50-Euro-Frage die Rede gewesen. Doch bei der „Wahlarena“ des 1. FC Köln sorgte ausgerechnet der vermeintlich einfache Einstieg in den Quizteil für einen überraschenden Moment. Keiner der drei Kandidaten für das Präsidentenamt beim Fußball-Bundesligisten sah sich dazu in der Lage, die Frage nach dem Gründungsdatum ihres Herzensvereins richtig zu beantworten. Während Jörn Stobbe über ein „Am 1…“ nicht hinauskam, entschied sich Sven-Georg Adenauer für den 1. Februar. Wilke Stroman lag immerhin noch am nächsten dran, indem er den 13. Februar 1948 um drei Tage verfehlte.

Die rund 1000 FC-Mitglieder in der „Halle Tor 2“ waren spürbar empört über die Lücken im Geschichtswissen jenes Trios, das sich am 27. September an die Spitze des dreifachen deutschen Meisters wählen lassen will. Pfiffe hallten durch den voll besetzten Saal, so mancher im Publikum rettete sich mit „Vorstand raus“-Rufen in Galgenhumor. Doch es wurde erst einmal nicht besser. Auch Frage Nummer zwei nach den beiden Gründungsvereinen Kölner BC 01 und SpVgg Sülz 07 wusste niemand auf der Bühne zu lösen. Die beiden Moderatoren, Comedian Fabian Köster und der ehemalige Kölner Nationalspieler Jonas Hector, hatten ihre Gegenüber ungewollt alt aussehen lassen.

Wahlarena: Adenauers Spitze gegen Sargis Adamyan

Jörn Stobbe war die Verärgerung über seinen Fauxpas anzumerken. Der Immobilienmanager hinterließ im ersten Teil des Abends einen etwas genervten Eindruck. Zudem irritierte er mit der Aussage, dass „das Finanzamt auf keinen Fall etwas abbekommen“ dürfe, als es um die angestrebte Rücküberführung der Markenrechte in den e.V. ging. „Hoffentlich hört das Finanzamt nicht zu“, kommentierte Köster. Stobbe wartete derweil mit einer Neuigkeit auf. So kündigte er an, „unmittelbar nach unserer Wahl“ eine Satzungs- und Strukturkommission einzusetzen. „Wir brauchen für den FC eine Struktur, die absolut sicher ist“, begründete Stobbe das Vorhaben seines Teams, das am Montagabend vor allem dann gefiel, wenn Jurist Jörg Alvermann und Sportwissenschaftler Ulf Sobek als Joker zu Einsätzen kamen.

Nach der Pause wurde Stobbe sicherer und punktete beim Publikum mit einem Bekenntnis bei der Stadionfrage. „Es geht nur um den Ausbau, wir bleiben in Müngersdorf“, betonte der Präsidentschaftskandidat und fügte an: „Wir versprechen, im ersten Jahr einen Masterplan Stadionstrategie zu entwickeln.“ Zum Thema Geißbockheim-Ausbau sagte er: „Wir überlegen uns eine Strategie, wie wir mit der verzwickten politischen Konstellation eine Lösung für die gesamte Stadt finden.“

Die Moderatoren Fabian Köster (l.) und Jonas Hector.

Wilke Stroman schien sich auf der Bühne wohl zu fühlen. Der Unternehmer hinterließ vor allem rhetorisch einen guten Eindruck und kündigte an, im Falle seiner Wahl zum FC-Präsidenten Thomas Kessler zu befördern. Dieser habe „mehr als überzeugt“ und einen „super Transfersommer“ hingelegt. „Von daher ist es völlig klar: Der Kess gehört in die Geschäftsführung.“ Beim Thema Stadion äußerte sich Stroman zurückhaltender: „Unsere erste Priorität ist der Ausbau des Geißbockheims. Wenn wir da drei, vier Schritte gemacht haben, können wir das Thema Stadion angehen.“

Mit dem künftigen Stadtoberhaupt, um das sich Torsten Burmester (SPD) und Berivan Aymaz (Grüne) bei einer Stichwahl am 28. September duellieren, wolle man „sofort in den Dialog gehen“. Die wohl pfiffigste Zukunftsvision schmiedete derweil Stromans Mitstreiter Carsten Wettich. „Wir fahren mit 200.000 Mitgliedern nach Berlin zum Pokalfinale. Said El Mala schießt das entscheidende Tor und wechselt danach für 150 Millionen Euro zum FC Liverpool“, sagte der amtierende Vizepräsident mit einem Augenzwinkern, während Kollegin Tugba Tekkal („Da könnt ihr ruhig pfeifen“) wie einst auf dem Fußballfeld einen durchaus bissigen Auftritt präsentierte.

1.FC Köln: Fans äußern ihren Unmut über das Klamauk-Format

Sven-Georg Adenauer machte mit seinen Aussagen deutlich, dass es ihm nicht um den Gewinn von Beliebtheitspreisen ging. Der scheidende Landrat des Kreises Gütersloh erntete Pfiffe, als er bei der Stadionfrage „als letztmöglichen Schritt“ einen Abschied aus Müngersdorf in Erwägung zog. „Wir müssen größer denken und ein größeres Stadion bauen. Wenn wir es an dieser Stelle nicht bauen können, müssen wir so mutig sein und sagen, dass wir an einer anderen Stelle in Köln ein Stadion bauen“, forderte der Christdemokrat, der bei der Frage der Finanzierung aber ein wenig ins Schwimmen geriet. Auch, dass Adenauer einem möglichen Einstieg des Rüstungskonzerns Rheinmetall als Sponsor offen gegenüberstand, gefiel nicht jedem im Saal.

Adenauer wirkte darum bemüht, die Rolle des Politikers abzustreifen, formulierte dabei aber nicht immer glücklich. So sprach er von einem „Fallbeil“, um zu untermauern, dass er sich nach dem Fehlstart in die vergangene Zweitliga-Saison von den damalig sportlich Verantwortlichen getrennt hätte. Sein Spannmann Martin Hollweck stand ihm in dieser Hinsicht in nichts nach. Bei der Wortwahl des Metzgermeisters aus Müngersdorf ging es auch mal etwas gröber zu. Am Ende der zweieinhalbstündigen „Wahlarena“ wirkte keines der drei Teams wirklich glücklich. Was wohl nicht zuletzt daran lag, dass das Format der vom FC ausgerichteten Veranstaltung für Diskussionen sorgte. In Anlehnung an ihren Podcast „Schlag und fertig“ waren Jonas Hector und Fabian Köster einem mitunter etwas trockenen Thema wie der Vereinspolitik – wenig überraschend – zumeist mit Klamauk begegnet.

Das war an manchen Stellen unterhaltsam, doch nicht wenige Fans äußerten in den sozialen Medien ihren Unmut über die Herangehensweise an ein so bedeutsames Thema wie die bevorstehende Vorstandswahl. Zumal hier und da über das Ziel hinausgeschossen wurde. Zum Beispiel, als mit Ex-Sportchef Christian Keller ein ehemaliger Mitarbeiter des FC durch den Kakao gezogen wurde. Oder aber, als Köster die Frage stellte, warum der bei den Profis aussortierte Sargis Adamyan nicht wie Nick Woltemade für 90 Millionen Euro nach Newcastle transferiert worden sei. „Weil die Engländer nicht so blöd sind“, entgegnete Adenauer harsch. Das war ganz und gar nicht präsidial.