Bayer 04 Leverkusen kämpft um einen Verbleib von Florian Wirtz, der nun auch heftig von Manchester City umworben wird.
Bayer LeverkusenMünchen, Madrid, Manchester – Poker um Wirtz ist in vollem Gange

Das Rennen um Bayers Topstar ist in vollem Gange: Florian Wirtz spricht mit Manchester City und soll Bayern München eine Zusage gegeben haben.
Copyright: IMAGO/Sven Simon
Alles darf passieren, nur das nicht. Als Piero Hincapie in Bayer Leverkusens Trainingseinheit am Mittwoch zur Grätsche angesetzt und Florian Wirtz unsanft von den Beinen geholt hatte, hallte ein kollektiver Aufschrei über den Rasen. Nicht Wirtz selbst, der von seinem verteidigenden Kollegen nicht allzu hart getroffen worden war, aber viele Teamkollegen reagierten schockiert und empört.
Erst als der Topstar die Übungseinheit um 12.01 Uhr unverletzt überstanden hatte und aus dem Schatten der BayArena spazierte, konnten die Gedanken wieder zum Wesentlichen wandern. Bleibt die geniale Nummer 10 auch in der kommenden Saison Dreh- und Angelpunkt und kann den entthronten Double-Sieger auf einen neuen Erfolgskurs hieven? Oder wechselt der Edeltechniker, mit Vertrag bis 2027, doch für bis zu 150 Millionen Euro zu einem von den Weltklubs nach München, Madrid, Liverpool oder Manchester?
Den Cityzens hatte der 22-Jährige am trainingsfreien Dienstag einen Besuch abgestattet. Seine Mutter Karin Groß, Berater-Vater Hans Wirtz und er waren im Privatjet von Maastricht auf die Insel geflogen, um den „Campus“ von Manchester City kennenzulernen und Gespräche mit Cheftrainer Pep Guardiola zu führen.
Alles zum Thema FC Bayern München
- Nach Abschied bei den Bayern Havertz wünscht sich Müller-Wechsel nach England
- Bayer Leverkusen Xabi Alonso „bleibt für die Ewigkeit“
- Telekom Baskets Bayern beenden den Bonner Traum der Play-Ins
- Ergebnis Das sind die Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften des Jahres im Kreis Euskirchen
- Hoher Besuch Die Baskets müssen einfach „nur“ gewinnen
- Pokalfinale in Köln Lea Schüller führt Frauen des FC Bayern zum ersten Double
- Bundesliga-Meister wankt „Hokuspokus“ oder Ausverkauf? Leverkusens düsterer Ausblick
Wenn das Interesse des Scheich-Klubs bisher nicht öffentlich verbrieft war, ist nun klar, dass der Premier League-Vierte um Wirtz als Nachfolger von Kevin De Bruyne kämpfen und mit ihm an erfolgreiche Zeiten als Champions League-Sieger 2023 anknüpfen will.
Wir müssen Florian überzeugen, dass hier weiter der richtige Platz für ihn ist.
Die „sportliche Perspektive“, die dem ehrgeizigen Ausnahmekönner stets wichtiger ist, als „das Geld“, wird für ihn an der Ashton New Road gegeben sein. Zudem dürfte die hohe Ablösesumme, die Fernando Carro im Auftrag der Bayer AG „erwirtschaften“ soll, für City-Eigentümer Mansour Bin Zayid Al Nahyan kein Hindernis darstellen. „Egal, wie die Lösung heißt, wir müssen uns alle damit wohlfühlen“, hatte der Leverkusener Geschäftsführer vor dem 33. Spieltag der Fußball-Bundesliga am vergangenen Sonntag gegen Borussia Dortmund (2:4) betont und die Chancen auf einen Wirtz-Verbleib bei „50:50“ eingeschätzt.
Um den 34. und letzten Spieltag am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FSV Mainz 05 herum, wird im Wirtz-Poker sicher nichts entschieden sein. CEO Carro und Simon Rolfes arbeiten aber auf Hochtouren, um nicht nur die durch Xabi Alonsos Abgang entstandene Lücke auf der Trainerposition zu schließen. Auch die bevorstehenden Abgänge von Jonathan Tah (wohl doch zum FC Bayern München), Jeremie Frimpong (FC Liverpool), Victor Boniface (Newcastle United) und einige weitere, müssen kompensiert werden.
Schließlich wollen die Leverkusener Verantwortlichen Wirtz nicht zum Verbleib zwingen und riskieren, ihn ohne Vertragsverlängerung im nächsten Sommer weit unter Wert verkaufen zu müssen. Sportboss Rolfes gehe es vielmehr darum, „Florian zu überzeugen, dass hier weiter der richtige Platz für ihn ist“.
In einer Reihe mit Ballack, Kroos und Havertz
Wer den Nationalspieler am Mittwoch dabei beobachte, wie er mit seinen Teamkollegen feixte, über Trainingstreffer jubelte oder sich nach Fehlpässen ärgerte, kann sich schwer vorstellen, wie dieser an der Säbener Straße in München oder vielleicht doch bei Real Madrid (mit Chefcoach Xabi Alonso) zurechtkommt.
So wie es für den damals 25-jährigen Michael Ballack 2002 von Leverkusen nach München ging, der ausgeliehene Toni Kroos 2010 das Bayer-Kreuz gegen die bayrischen Rauten zurücktauschte oder sein unmittelbarer Vorgänger, Kai Havertz, vor fünf Jahren nach London weiterzog, um den FC Chelsea zum Champions League-Sieg zu schießen, könnte nun für Wirtz die Zeit gekommen sein. Nach einer Dekade in der Jugend des 1. FC Köln und über fünf Jahren in Leverkusen scheint der Puhlheimer willens, die Fußballwelt zu erobern.
Ein schlimmes Foul im Training oder eine Verletzung in Mainz kann er dabei am allerwenigsten gebrauchen. Schließlich geht es im Wirtz-Poker auch um die höchste Bundesliga-Ablösesumme aller Zeiten. Egal ob der FC Bayern sein Festgeld-Konto plündert und mehrere Spieler verkauft, Reals Multimilliardär Florentino Pérez die königliche Schatulle öffnet oder die Abu Dhabi Group in Manchester ihren nächsten Riesentransfer stemmt.