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Champions LeagueBayer Leverkusen erlebt einen Klassenunterschied

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TOPSHOT - Paris Saint-Germain's French forward #10 Ousmane Dembele scores his team's sixth goal 2-6 during the UEFA Champions League football match between Bayer 04 Leverkusen and Paris Saint-Germain (PSG) at the BayArena stadium in Leverkusen, western Germany on October 21, 2025. (Photo by INA FASSBENDER / AFP)

Ousmane Dembele erzeilt das 6:2 gegen Leverkusens Torwart Mark Flekken. 

Bayer 04 Leverkusen hat in der Champions League eine heftige 2:7-Heimpleite gegen Paris St. Germain kassiert. 

Die erste Niederlage für Kaspar Hjulmand in seinem achten Pflichtspiel als Trainer von Bayer 04 Leverkusen hatte es in sich. Die Werkself zahlte am dritten Spieltag der Champions League-Saison 2025/26 beim 2:7 (1:4) gegen Titelverteidiger Paris St. Germain reichlich Lehrgeld und muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass 2025/26 die Königsklasse bereits nach der Ligaphase zu Ende sein wird.

„Paris ist die derzeit beste Mannschaft der Welt. Wir haben das Spiel in den sieben Minuten vor der Pause verloren, weil wir zu viel wollten. Wir waren zu offen und haben zu viele Fehler gemacht“, analysierte Hjulmand.

Die Rollen waren schon vor dem Spiel klar verteilt. Paris kam nicht nur als amtierender Champions League-Sieger in die ausverkaufte BayArena, das Team von Trainer Luis Enrique hat auch in dieser Saison schon zwei Siege vorzuweisen. Und nicht gegen irgendwen: 4:0 gegen Atalanta Bergamo und 2:1 beim FC Barcelona.

Ein Blick auf den Aufstellungsbogen verstärkte den Eindruck, dass es ein schwieriger Abend für die Werkself werden könnte. Enrique rotierte nach dem 3:3 gegen Straßburg mit Achraf Hakimi, Willian Pacho, Nuno Mendes, Vitinha und Khvicha Kvaratskhelia fünf seiner Stars zurück in die Startelf. Zudem gehörten Marquinhos und Weltfußballer Ousmane Dembele erstmals nach ihren Verletzungen wieder zum Kader und nahmen auf der Bank Platz.

Bayer-Coach Kaspar Hjulmand bot mit einer Änderung die gleiche Anfangsformation wie beim 4:3-Sieg   am Samstag in Mainz auf. Für den nicht für die Champions League gemeldeten Jonas Hofmann kam Claudio Echeverri zu seinem ersten Einsatz von Beginn an. Wie groß die Verletzungssorgen im Lager der Leverkusener waren, dokumentierte ein Blick auf die Bank, wo mit Ibrahim Maza und Ben Seghir nur zwei Spieler saßen, die diese Saison schon Einsätze hatten.

Pacho trifft früh zum 0:1

Die Partie begann wie erwartet. Paris ließ Ball wie Gegner laufen und ging früh in Führung. Nuno Mendez durfte im Anschluss an die erste Ecke ungehindert flanken und fand am Fünfer den Ex-Frankfurter Pacho, der das schlechte Stellungsspiel von Loic Bade per Kopf gnadenlos bestrafte (7.).

Leverkusen kämpfte sich danach mit viel Einsatz in das Spiel und bekam die große Chance zum Ausgleich. Illia Zabarnyi sank im Ringkampf mit Echeverri zu Boden und spielte den Ball mit der Hand. Den fälligen Strafstoß setzte Standard-Spezialist Alejandro Grimaldo aber nur gegen den rechten Pfosten (25.).

Rote Karten für Andrich und Zabarnyi

Bayer mühte sich, zeigte gegen den Ball aber zu viel Respekt vor den französischen Eins-gegen-Eins-Künstlern und ging zu sehr auf Abstand. Mit Ausnahme von Kapitän Robert Andrich, der Desire Doue mit dem Ellbogen einen satten Kinnhaken verpasste und dafür nach Videobeweis zurecht die rote Karte sah (32.).

Es sah finster für die Gastgeber aus, bis Zabarnyi ein zweites Mal half. Er foulte den durchgebrochenen Christian Kofane, verursachte den zweiten Elfmeter für Leverkusen und sah für seine Notbremse Rot (37.). Aleix Garcia machte es besser als sein spanischer Landsmann Grimaldo und sorgte vom Punkt aus dafür, dass nach der Anzahl an Akteuren auch der Spielstand wieder ausgeglichen war (38.).

Paris zieht vor der Pause auf 4:1 davon

Bayer hatte das Momentum, gab es aber gleich wieder her, weil sich einfache Ballverluste zur passiven Zweikampfführung gesellten. Eine unheilvolle Kombination, die ein Team wie Paris für sich zu nutzen weiß. Nach einem Fehlpass von Ernest Poku und Begleitschutz von Arthur durfte Doue das 1:2 erzielen (41.). Kvaratskhelia war nur drei Minuten später mit einem Billard-Treffer Nutznießer eines Ballverlustes von Echeverri und eines Querschlägers von Grimaldo (44.).

Es kam noch schlimmer: Loic Bade wich nur vor dem aufs Leverkusener Tor zulaufenden Doue zurück, der sich aus 16 Metern die rechte Ecke für seinen Doppelpack aussuchte (45.+3). Das ungleiche Duell war schon nach 45 Minuten entschieden. Nach dem 1:5 von Nuno Mendes (50.), bei dem der hilflose Arthur und Torwart Mark Flekken schlecht aussahen, roch es zudem nach der höchsten Champions League-Heimniederlage der Leverkusener, die das 0:5 gegen Manchester United vom 27. November 2013 abgelöst hätte.

Es war ein Abend zum Vergessen, aus dem wir lernen müssen.
Edmond Tapsoba, Innenverteidiger Bayer 04 Leverkusen

Aleix Garcia wusste davon wahrscheinlich nichts, ließ es aber wieder etwas besser für Bayer aussehen. Mit seinem Kunstschuss aus dem Stand aus 25 Metern in den rechten Winkel sicherte er sich zudem den Schönheitspreis des Abends (54.).

Paris konterte das 2:5 mit dem 2:6, weil der kurz zuvor eingewechselte Dembele beweisen wollte, dass er nichts verlernt hat und Flekken aus spitzem Winkel überwand (66.). Als Vitinha in der 90. Minute noch das 2:7 nachlegte, war längst klar, dass Paris und Leverkusen in dieser Saison in unterschiedlichen Gewichtsklassen unterwegs sind. Noch nie hat Leverkusen in einem Champions League-Heimspiel sieben Tore kassiert.

„Es war ein Abend zum Vergessen, aus dem wir lernen müssen. Zwei rote Karte, neun Treffer, so einen Abend habe ich noch nie erlebt. Paris hat gespielt wie eine Mannschaft von einem anderen Stern“, fasste Leverkusens Innenverteidiger Edmond Tapsoba den denkwürdigen Champions League-Abend in der BayArena treffend zusammen.


Statistik:

Bayer Leverkusen: Flekken; Andrich, Badé, Tapsoba; García, Fernandez (81. Mensah); Arthur, Echeverri (46. Maza), Grimaldo, Poku (63. Ben Seghir); Kofane (52. Belocian). — Paris St. Germain: Chevalier; Hakimi, Sabarnyj, Pacho, Mendes; Vitinha, Zaïre-Emery (76. Ndjantou), Mayulu (63. Lee); Barcola (72. Mbaye), Doué (46. Hernandez), Kwaratschelia (64. Dembele). — SR.: Gil Manzano (Spanien). — Zuschauer: 30.210. — Tore: 0:1 Pacho (7.), 1:1 Garcia (38./Foulelfmeter), 1:2 Doue (41.), 1:3 Kvaratshelia (44.), 1:4 Doue (45.+3), 1:5 Mendes (50.), 2:5 Garcia (54.), 2:6 Dembele (66.), 2:7 Vitinha (90.). — Besondere Vorkommnisse: Grimaldo verschießt Handelfmeter (25.). — Rote Karten: Andrich (32./Tätlichkeit), Zabarnyi (37./Notbremse). — Gelbe Karten: Echeverri; Zabarnyi.