Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Interview mit Rasmus Carstensen„Ralle“ der neue Rechtsverteidiger

9 min
v.l. Emre Cam Borussia Dortmund, Rasmus Carstensen 1. FC Köln

Nahm es auch mit drei Dortmundern gleichzeitig auf: Rasmus Carstensen stand gegen den BVB gleich in der FC-Startelf.

Der 1. FC Köln hat Rasmus Carstensen vom KRC Genk ausgeliehen. Der 22-jährige Däne stand gleich zum Bundesliga-Auftakt bei Borussia Dortmund (0:1) in der Startelf. Martin Sauerborn hat mit dem etatmäßigen Rechtsverteidiger gesprochen. 

Herr Carstensen, es ist zu hören, dass Sie beim FC bereits einen Spitznamen haben. Ralle, stimmt das?

Den Spitznamen gibt es häufig in Dänemark.

Ah okay. Für Rasmus?

Ja genau.

Alles klar, weil Ralle in Deutschland ein Spitzname für Ralf ist. Ist Ralf wie Rasmus in Dänemark?

Nein. Es gibt in Dänemark nur wenig Leute, die Ralf heißen und die werden dann auch Ralf genannt (lacht).

Wusste das jemand beim FC?

Nein, ich wurde gefragt, was mein Spitzname sei. Ich meinte Ralle und die anderen fanden es lustig, weil sie meinten, dass es eine deutsche Kinderserie gibt, in der ein Ralle die Hauptfigur ist.

Erzählen Sie etwas über Ihre Heimatstadt Virklund/Silkeborg. Wie ist es dort?

Normal und dänisch. Virklund ist ein kleines Dorf etwa fünf Kilometer südlich von Silkeborg, wo ich geboren wurde. Mit meiner Familie, meinen zwei Brüdern, Mama und Papa, habe ich dort eine einfache, dänische Kindheit verbracht.

Wir haben alle drei davon geträumt, Profi zu werden. 
Rasmus Carstensen, FC-Neuzugang über sich und seine Brüder

Was bedeutet Heimat für Sie?

Heimat bedeutet für mich, zu Hause bei meinen Eltern in Virklund zu sein.

Warum und durch wen haben Sie zum Fußball gefunden?

Mein drei Jahre älterer Bruder hat Fußball gespielt und zeitgleich haben meine Freunde in der Schule damit angefangen. Immer, wenn wir frei hatten, sind wir in die Bahn gesprungen und zum Fußballspielen gefahren.

Haben Sie damals schon davon geträumt Profi zu werden oder kam der Gedanke erst später?

Mein großer Bruder war Marseille-Fan, und wir haben uns immer einen Spaß daraus gemacht, uns vorzustellen, dass er dann da eine Wohnung haben wird. Ich wollte bei Barcelona spielen und mein kleiner Bruder bei Arsenal. Das fanden meine Eltern praktisch. Dann hätten sie in Frankreich, Spanien oder England Fußball gucken oder Urlaub machen können. Wir haben alle drei davon geträumt, Profi zu werden.

Und was machen Ihre Brüder jetzt?

Der Jüngere spielt in Silkeborg und der Ältere studiert Sport mit Schwerpunkt Fußball. Wir machen also alle was mit Fußball.

Freunde durch den Fußball gefunden

Hat Ihr Vater auch was mit Fußball zu tun?

Er hat nur in der siebten Liga in Dänemark gespielt.

Siebte Liga?

Ja irgendwie sowas (lacht). Er war aber der beste Spieler aus der Mannschaft.

Rückblickend auf Ihre bisherige Karriere, welche Dinge haben Sie besonders geprägt?

Meine Freunde, die ich kennengelernt habe, seit ich im Profi-Fußball unterwegs bin. Mir wurde immer gesagt, dass ich auf mich alleine gestellt sein werde, sobald ich Dänemark verlasse. Deswegen hat es mich überrascht, dass mir bislang überall Leute begegnet sind, die mir geholfen haben und nett zu mir waren.

Deutschland und Dänemark sind sich menschlich und kulturell sehr ähnlich.
Rasmus Carstensen, FC-Rechtsverteidiger

In Genk hatten Sie aber eine schwere Zeit, oder?

Fußballerisch ja. Ich habe nicht so viel gespielt, wie ich es mir vorgestellt und vorgenommen hatte. Es war eine Phase, in der ich lernen musste, allein klarzukommen. Und dass es trotzdem schöne Dinge gibt, auch wenn es mal nicht so läuft wie erhofft. Man muss jeden Tag zum Training kommen und sein Bestes geben. Das habe ich in dieser Zeit gelernt.

Sie haben gesagt, dass Sie in Köln Sie selbst sein können. Was heißt das genau und warum ging es in Genk nicht?

Belgien war mein erster Wechsel in ein anderes Land. Ich denke, da ist es normal, dass man sich dann erstmal an alles gewöhnen und seinen Platz finden muss. Deutschland und Dänemark sind sich menschlich und kulturell sehr ähnlich, weshalb es leicht für mich war, hierher zu kommen und mich zu recht zu finden. Man lernt in dänischen Schulen Deutsch. Ich muss zwar noch etwas aufholen, aber das schaffe ich, sodass ich hier richtig ankommen kann.

Ihr Deutsch ist schon ganz gut. Nehmen Sie Unterricht?

Ja, zusammen mit meiner Freundin und Jacob Christensen.

Kein Vorbeikommen an Daniel Munoz

Warum sind Sie ausgerechnet zum KRC Genk gewechselt. Gab es noch andere Optionen?

Für Genk habe ich mich entschieden, weil ich fußballerisch einen großen Schritt machen wollte. Und um zu sehen, ob ich es in einem großen Klub wie Genk schaffen kann. Ich wollte wissen, was es für mich als Fußballer bedeutet, auf einem sehr hohen Level zu konkurrieren. Das ist mir auch ganz gut gelungen, aber es gab vor mir einen Spieler, der besser war. Manchmal ist es so, dass es Spieler gibt, die besser sind. Konkurrenz gehört zum Fußball dazu, das ist normal.

1. FC Köln, Training, Rasmus Carstensen 1. FC Köln. 18.08.2023, Bild: *** 1 FC Cologne 1 FC Cologne, training, Rasmus Carstensen

Immer mit Vollgas: Rasmus Carstensen beim Training des 1. FC Köln.

Daniel Munoz, ein kolumbianischer Nationalspieler? Was konnten Sie von ihm lernen?

Er ist der Typ Rechtsverteidiger, der sich ins Spiel einbringt, viele Tore schießt und vorbereitet. In diesem Bereich kann ich mich eindeutig verbessern, und habe versucht, mir möglichst viel abzuschauen.

Wie ist dann der Kontakt zum FC zustande gekommen?

Mein Berater hat mir von dem Interesse erzählt und ich dachte wow. Wenn ein Bundesliga-Klub Interesse an mir hat, muss ich mir das anschauen. Nach dem Treffen habe ich direkt zugesagt, weil sowohl der FC als auch ich direkt ein gutes Gefühl hatten und ich hier eine gute Möglichkeit gesehen habe, mich hier weiterzuentwickeln.

Ja, ich wäre auch ohne meine Freundin nach Köln gekommen.
Rasmus Carstensen, über den Wechsel von Sofie Vendelbo von Genk nach Köln

Ihre Freundin Sofie Vendelbo ist mit Ihnen aus Genk nach Köln gekommen. Wären Sie auch ohne Sie zum FC gekommen?

Wenn wir die Möglichkeit haben, zusammen zu einem Klub zu gehen, hat das Priorität. Aber wenn wir uns hinsichtlich Fußballs trennen müssten und sie in einer anderen Stadt oder einem anderen Land spielen müsste, wäre das eben so. Ich träume, seit ich sechs bin davon, Fußballprofi zu sein und lebe das jetzt. Die Frage ist doch, wie lange können wir Profis sein? Und wie lange können wir zusammenleben? Fußballprofi können wir vielleicht noch 10-15 Jahre lang sein. Und danach haben wir noch ausreichend Zeit, um in der gleichen Stadt zu leben, ein Haus zu finden, eine Familie zu gründen und all das zu tun, was man in einem normalen Leben tut.

Okay also ist die Antwort lautet, Sie wären auch ohne sie nach Köln gekommen?

Ja, ich wäre auch ohne meine Freundin nach Köln gekommen.

Wie ist Ihr erster Eindruck vom Verein und von der Stadt Köln?

Gut. Mir gefallen das Training und das Geißbockheim. Und ich mag meine Teamkollegen, die Trainer und das Team im Hintergrund. Ich freue mich jeden Tag, wenn ich hier am Parkplatz ankomme und habe dabei ein echt gutes Bauchgefühl. Die Stadt ist mir persönlich noch ein bisschen zu groß, denn Silkeborg ist eine kleine Stadt genauso wie Genk, wo ich im letzten Jahr gelebt habe. Dann nach Köln zu kommen, in die viertgrößte Stadt Deutschlands, ist auf jeden Fall etwas Neues. Aber Köln ist eine schöne Stadt. Wir genießen das Großstadtleben und waren schon das ein oder andere Mal essen. Im Moment wohnen wir noch im Hotel, sind aber natürlich auf der Suche nach einer Wohnung.

Vertrauen in Carstensens Fähigkeiten

Sie haben im Pokal in Osnabrück gespielt und standen in Dortmund sogar in der Startelf. Zwei tolle Stadien für die ersten zwei Spiele. Wie haben Sie das erlebt? Waren Sie nicht nervös?

Im ersten Spiel in Osnabrück war ich überrascht, dass ich schon in der 65. Minute eingewechselt wurde. Das hat mir gezeigt, dass es viel Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten gibt. Dieses Gefühl ist dann noch viel größer geworden, als der Trainer mir gesagt hat, dass ich in Dortmund beginnen würde.

Das größte Stadion in Deutschland.

Dort zu spielen ist eine großartige Erfahrung, von der ich geträumt habe. Aber ich freue mich auch darauf, am Samstag hoffentlich zum ersten Mal im RheinEnergieStadion zu spielen.

In Dortmund haben Sie rechter und linker Achter gespielt. Mögen Sie diese Position vielleicht sogar lieber als Außenverteidiger?

Ich würde schon sagen, dass ich immer noch Außenverteidiger bevorzuge. Aber wenn der Trainer mich als Achter, Stürmer oder sogar als Torwart einsetzt, höre ich zu, was er zu sagen hat und kämpfe für die Mannschaft und den Sieg.

Haben Sie schon mal auf dieser Position gespielt?

Ja, als Jugendspieler vor fünf Jahren. Es ist also schon eine Weile her, aber ich würde sagen, dass die Position immer noch ein wenig in mir steckt.

Man kann immer laufen und sein Bestes geben, unabhängig von einem schlechten Pass.
Rasmus Carstensen, über den Grund für seine Athletik

FC-Sportchef Christian Keller hat Sie für Ihre Athletik gelobt. Warum sind Sie so athletisch und was ist im Training und in der Vor- und Nachbereitung wichtig für Sie?

Mein Vater hat einmal zu mir gesagt, dass man mal ein schlechtes Spiel haben kann oder einen schlechten Pass spielen kann, aber laufen kann man immer. Man kann immer laufen und sein Bestes geben, unabhängig von einem schlechten Pass. Das ist etwas, was ich für mich mitgenommen habe, und versuche jeden Tag im Training und im Spiel so umzusetzen. Dabei kommt mir entgegen, wie hier trainiert wird. Ich mag es, wenn zu Beginn der Woche hohe Intensität drin ist und dann runtergefahren wird.

Vertrag in Genk läuft bis 2026

Sie stehen in Genk bis 2026 unter Vertrag. Was erhoffen Sie sich für diese Saison?

Hier in Köln möchte ich so viel wie möglich spielen und dem Team helfen, die bestmögliche Bundesliga-Saison zu spielen. Und natürlich möchte ich hier in Köln ankommen und viele neue Leute kennenlernen.

Und zu bleiben, wenn es möglich ist?

Das entscheide nicht ich, sondern die FC-Verantwortlichen. Und ich bin nicht mal 30 Tage hier und immer noch damit beschäftigt, alles zu lernen. Die Leihe geht noch fast ein Jahr und ich denke es ist zu früh, um sich damit zu befassen.

Aber es wäre für Sie vorstellbar, beim FC zu bleiben?

Alles ist möglich. Im Moment bin ich einfach nur fokussiert darauf, in Köln zu sein.


130.000 Mitglieder und ein harter Gegner

Der 1. FC Köln konnte pünktlich zum ersten Heimspiel der neuen Bundesliga-Saison am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Wolfsburg sein 130.000 Mitglied begrüßen. Bianca Fichter aus Troisdorf hat mit ihrem Antrag diese Marke geknackt.

Zur Feier des Tages soll natürlich ein Sieg gegen die „Wölfe“ herausspringen. Der VfL, der am ersten Spieltag Aufsteiger FC Heidenheim durch einen Doppelpack von Jonas Wind 2:0 besiegte, zählt allerdings auch in diesem Jahr zu den Anwärtern auf einen Europapokalplatz. „Wir treffen auf eine Mannschaft, die mit hoher Intensität spielt, einen klaren Plan hat und sich gut verstärkt hat. Wolfsburg wird diese Saison im oberen Drittel landen“, zollte FC-Coach Steffen dem VfL seinen Respekt. 

Voraussichtliche Aufstellungen: 1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Chabot, Pacarada; Martel; Carstensen, Ljubicic, Kainz; Waldschmidt, Selke. –VfL Wolfsburg: Casteels; Baku, Lacroix, Zesiger, Maehle; Gerhardt; Cerny, Majer, Kaminski; Wind. –SR.: Jöllenbeck (Freiburg).