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US-Präsident hatte Ansprüche gemeldetKölner Politologe sieht in Vergabe des Nobelpreises eine „Botschaft“ an Trump

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Donald Trump hat mit seinem Friedensplan für den Nahen Osten wesentlich dazu beigetragen, dass Israel und die Hamas sich geeinigt haben.

Donald Trump hat mit seinem Friedensplan für den Nahen Osten wesentlich dazu beigetragen, dass Israel und die Hamas sich geeinigt haben. 

Trump muss weiter auf den Friedensnobelpreis warten. Der Kölner Politologe Thomas Jäger sieht in der Begründung des Komitees auch eine Absage an den Republikaner. 

Trotz seiner Bemühungen für einen Frieden im Nahen Osten und dem Einfluss des US-Präsidenten auf die Einigung zwischen Israel und der Hamas ist Donald Trump am Freitag nicht mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Das Nobelpreiskomitee entschied sich stattdessen für die Oppositionspolitikerin María Corina Machado aus Venezuela.

Dass Trump die Auszeichnung erhält, war aufgrund des Nominierungsverfahrens sehr unwahrscheinlich. Nominiert waren in diesem Jahr 338 Kandidaten, darunter 244 Einzelpersonen und 94 Organisationen. Die Einigung im Nahen Osten diese Woche unmittelbar vor der Verkündung der Jury kam also zu kurzfristig. Dennoch hatte sich der 79-Jährige große Hoffnungen gemacht und offenbar auch Chancen ausgerechnet.

Donald Trump erhält Friedensnobelpreis erwartungsgemäß nicht

Es war nicht das erste Mal, dass sich Trump als Kandidat für den Friedensnobelpreis ins Gespräch brachte. Dass sein Vorgänger Barack Obama die prestigeträchtige Ehrung erhalten hat, soll Trump laut ntv-Reporter Gordian Fritz „wahnsinnig geärgert“ haben. Vor allem deswegen sei der US-Präsident „regelrecht besessen“, den Nobelpreis selbst zu erhalten. Neben Obama zählen auch die ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter, Woodrow Wilson und Theodore Roosevelt zu den bisherigen Preisträgern.

Aus Trumps Wunsch, sich in diesen Kreis einzureihen, wurde in diesem Jahr nichts. In Norwegen, wo das Nobelkomitee seine Entscheidung traf und verkündete, fürchten Politiker und Analysten deswegen nun diplomatische Folgen. Demnach warnten laut Guardian mehrere Politikerinnen und Politiker vor den Auswirkungen auf die Beziehungen Norwegens zu den USA.

Kölner Politologe Thomas Jäger findet Begründung des Komitees überzeugend

Kirsti Bergstø, Vorsitzende der Sozialistischen Linkspartei Norwegens, sagte der britischen Tageszeitung, das Land müsse „auf alles vorbereitet sein“. Er kritisierte unter anderem Trumps Angriffe auf die Meinungsfreiheit und befand, der Präsident sei „unberechenbar und autoritär“.

Während Trumps Reaktion noch aussteht, hat sich der Kölner Politologe Thomas Jäger bereits zur Vergabe geäußert. Dass María Corina Machado den Friedensnobelpreis erhalten habe, sei für Trump ein Fingerzeig. „Die Begründung für den Friedensnobelpreis ist sehr gut nachvollziehbar: jahrelanges Engagement für demokratische Verhältnisse in Venezuela. Es ist auch eine Botschaft an denjenigen, der sich für den Preis aufgedrängt hat“, so Jäger.

Das Nobelpreiskomitee zeichnete Machado unter anderem für „ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie“ aus. Die venezolanische Oppositionsführerin Machado gilt als entschiedene Widersacherin des autoritären Präsidenten Nicolás Maduro.

„In einer Zeit, in der die Demokratie bedroht ist, ist es wichtiger denn je, diese Gemeinsamkeit zu verteidigen“, appellierte das Nobelkomitee. Wenn autoritäre Regime die Macht ergreifen, sei es entscheidend, mutige Verteidiger der Freiheit anzuerkennen.

US-Präsident Donald Trump geht seit seinem Amtsantritt im Januar auf beispiellose Weise gegen Medien und politische Gegner vor. Seit dem tödlichen Attentat auf den ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk verschärfte seine Regierung die Gangart gegen Kritiker noch weiter.

Trumps Vorgehen geht im eigenen Land gegen Kritiker vor

Trump begrüßte zudem die Entscheidung des Senders ABC, die Late-Night-Show des Satirikers Jimmy Kimmel vorübergehend abzusetzen. Kimmel hatte die Reaktion des Trump-Umfelds auf das Kirk-Attentat kritisiert. Der Präsident forderte, zwei weiteren Satirikern ebenfalls die Sendungen zu streichen.

Derartiges Vorgehen dürfte Trumps Chancen auf einen Friedennobelpreis auch in Zukunft mindern. Erst 2021 wurden die philippinische Journalistin Maria Ressa und der russische Journalist Dmitri Muratow für ihren „mutigen Kampf für die Meinungsfreiheit“ ausgezeichnet.